Eine Satire.
Aus dem schönen Örtchen Sorsum, einem beschaulichen kleinen Dorf unweit von Hildesheim erreicht mich „Unsere Zeitung„, das Druckwerk der örtlichen Freien Waldorfschule Sorsum und des Marien-Waldorfkindergartens.
Die Zielgruppe aus Waldorf-Eltern, Waldorf-Schüler_innen und -Kindergartenkindern fest im Blick, hat die „Redaktionsgruppe“ um Bibliothekar Jens G. geradezu ein Manifest der Corona-Verschwörung verfasst. Daraus, liebe Kinder, will ich heute für euch zitieren.
Es scheint ein karmischer Glücksfall, dass das psychotische Pamphlet überhaupt den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat – betont die Sorsumer Schule doch: „‚Unsere Zeitung‘ steht nur noch registrierten Nutzern zur Verfügung.„. Aus gutem Grund, nehme ich an, denn die Thesen des spirituellen Schmierblattes, dass sich hier in holprigem Blocksatz an „die Schulgemeinschaft“ wendet, haben es in sich.
Anschnallen bitte, und los geht die wilde Fahrt durch die wahnhafte Welt der Waldorf-Logik!
Ein weltgeschichtlicher Augenblick
Zur Ehrenrettung sei hier gesagt, dass sich „Unsere Zeitung“ zu allererst bei den Eltern bedankt, die zum „Überleben der Schule“ auch während des Schul-Ausfalls brav das Schulgeld weitergezahlt hat. „Money for nothing“ sozusagen, doch geht es hier um etwas anderes:
„Was wir gegenwärtig erleben, ist ein weltgeschichtlicher Augenblick ersten Ranges. Alle Themen, über die wir in den letzten Jahren kritisch diskutiert, auf die wir sorgenvoll geblickt und um die wir gerungen und gekämpft haben, liegen jetzt mehr oder weniger offen auf dem Tisch und sollten zumindest besprochen werden, bevor irgendwelche Weichen gestellt werden.“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Alles, was Waldorfschulen wichtig ist scheint mit Corona ins Wanken zu geraten. Was genau das ist, verrät der Bandwurmsatz nicht, aber: Über die Anthroposophen bricht all das herein, was sie seit jeher fürchten: Mögliche neue Impfungen, schädliche digitale Technik – und, dass ihre Schützlinge plötzlich ihrem Einfluss entzogen sind. Das weckt dunkle Assoziationen:
„Die Welt wird nach Corona nicht mehr die gleiche sein wie vorher. Wo haben wir einen ähnlichen Satz schon einmal gehört? Genau: Nach den Geschehnissen des 11. September.“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Nine-eleven? Ich sagte ja: Die Reise durch die Welt des Wahns wird wild. Erhöhen wir das Tempo:
9/11 plus 18 plus 7 plus 9 ergibt…?
„2001 wurde er von der US-Regierung wie ein öffentliches Mantram ständig wiederholt: Die Welt wird nach dem 11. September nicht mehr die gleiche sein wie vorher. Bevor wir nun fragen, was damit gemeint sein könnte, möchte ich auf Folgendes aufmerksam machen:
Rechnet man vom 11.9.2001 18 Jahre hinzu, kommt man zum 11.9.2019. Rechnet man nochmal 7 Monate hinzu, kommt man zum 11.4.2020. Und rechnet man schließlich 9 Tage hinzu, gelangt man zum 20.4.2020. Dieses Datum aber ist just der Tag, an dem in Deutschland zum ersten Mal seit dem (verschiedene Grundrechte einschränkenden) Shutdown geschaut und überlegt werden sollte, ob die getroffenen Maßnahmen womöglich gelockert, ob die Schulen wieder geöffnet werden sollten, kurz: ob nun die Zeit „nach Corona“ beginnen könne. Der 20.4.2020 war in Deutschland das Datum, auf das viele Menschen ein Stück weit hoffnungsvoll hingeblickt haben.“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Wow, okay, mal kurz eine Vollbremsung: Die Anthroposophen verbreiten zur Zeit intensiv den gefährlichen Mythos eines „Shutdowns“ – einer totalen Ausgangssperre, die es hier bei uns, in der realen Welt, nie gegeben hat. Dazu kommt ein weder sinnvoller noch angebrachter Vergleich mit den Terroranschlägen, Verzeihung, „Geschehnissen“ von 9/11 – mit unterschwelliger USA-Kritik. „Shutdown“ und Terror werden dann munter vermischt mittels der bei gläubigen Anthroposophen überaus beliebten Zahlenschwurbelei. Man nimmt ein willkürliches Datum („Tag der möglichen Überlegungen über vielleicht geplante Lockerungen“?) und zählt von dort aus einfach irgendwohin weiter.
Man garniere das mit einem ungeduldig-uneinsichtigen „Mimimi“ aus der verwöhnten Wohlstands-Bubble: Warum muss ich mich einschränken? Ist das alles denn überhaupt so schlimm?
Von Mondknoten und Schicksalsaufgaben
9/11 plus 18 plus 7 plus 9 ergibt also 4/20. Noch nicht abstrus genug? Es wird noch besser! Wir beschleunigen wieder, der Druck astrologischer Esoterik presst uns hart in unseren Sitz, denn: Jetzt kommen die anthroposophisch-kosmologischen Weisheiten über Planeten, Rhythmen und das SCHICKSAL(tm) ins Spiel!
„In der menschlichen Biographie beschreiben 18 Jahre, 7 Monate und 9 (bis 10) Tage eine Mondknotenlänge und damit einen Rhythmus, der in der individuellen Biographe die Schicksalsaufgabe eines Menschen, seine Lebensthemen ans Licht bringt. Welche Schicksalsaufgabe wird ans Licht gebracht durch diese beiden Daten: den 11.9.2001 und den 20.4.2020? Handelt es sich um ein Stück Me n s c h h e i t s – S c h i c k s a l , Menschheits-Aufgabe im höchsten und umfassendsten Sinne?“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Der zeitliche Abstand zwischen Terroranschlag und Nicht-Lockerung entspricht also – plus/minus, drei im Sinn – einer Mondknotenlänge. Einer was, bitte?
Was der Anthroposoph meint, ist: Würden die Bahnen der beiden Planeten namens Sonne und Mond (ich weiß!) sich überschneiden – was sie nicht tun – bildeten sie alle 18-nochwas Jahre einen Knoten (ich weiß!!). Just zu diesem Zeitpunkt, mit 18-nochwas, erfährt auch ein Mensch ein „Impulsiertwerden“ in der eigenen „Inkarnation“, welches eine „Neuausrichtung“ oder auch eine „Gefährdung“ mit sich bringen könne.
Kurz: Dinge, die nichts miteinander zu tun haben (Terror, Lockerung) geschehen exakt so häufig wie ein Ereignis, das überhaupt nie stattfindet (überschneidende Sonne-Mond-Bahn), wodurch der Menschheit wiederum eine karmische Wendung bevorsteht – oder diese ausbleibt.
Sollte euch solcherlei sinnentleertes Horoskop-Gewäsch fernliegen, dann lasst euch diese Milchstraßenrechnung vom großen Pädagogen Heinrich Welsch ganz einfach erklären „Drei mal null ist null, ist null“!
So, wie kriegen wir nun noch den Twist hin in Richtung „Merkelregime“, aber bitte unter den dünnen Deckmäntelchen der Rechtsstaatlichkeit? Ach ja! Dieser Tage marschieren ja verwirrte Aluhut-Träger und verkommene Nazi-Arschlöcher gerne gemeinsam brüllend durch die Straßen, und schwenken dabei – was? Genau, das „Grundgesetz“!
„Und obwohl bzw. gerade auch weil an dem Tag noch nichts geöffnet wurde, sprach sich in dieser Zeit eine stetig wachsende Menge an kritischen Mitbürgern sehr vehement für unseren Rechtsstaat, für unser Grundgesetz und für unsere freiheitlich-demokratische Verfassung aus.“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
„Kritische Mitbürger“, öh-hö. „Grundgesetz“, ja sicher. „Verfassung“, natürlich doch. Die Waldorf-Bewegung ist beim Verbreiten von Falschinformationen zur Zeit ja ganz besonders lautstark.
Das traurige an dieser Sorte von esoterischen Wahnwichteln ist, dass sie sich nicht im Entferntesten darüber im Klaren sind, welch gefährliche Verschwörungserzählungen sie erfinden und verbreiten. Und welchen gesellschaftsschädlichen Strömungen sie in die Karten spielen – und dass sie selbst eine davon sind.
So, was noch… Machen wir noch was mit Hitler? Ja komm, klar machen wir noch was mit Hitler!
„Nun ist der 20.4. ja auch insofern ein Schicksalstag der Deutschen, als er der Geburtstag derjenigen Persönlichkeit war, die unser Land am tiefsten in den Abgrund gezogen, am weitesten von jeder Rechtsstaatlichkeit entfernt und ihm den schwersten Schaden zugefügt und seinen Ruf über Jahrzehnte hinweg vor der Weltöffentlichkeit ruiniert hat.“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Wie genau passt jetzt der Führer in die Argumentationskette? Na, gar nicht, aber das ficht unsere wahnhaften Waldorflehrer nicht an – die Assoziation mit Führers Geburtstag war wohl einfach zu stark, und immerhin sind sie gerade so gut in Fahrt:
TERROR! HITLER! CORONA!
„Merkel-Lockdown-Deutschland“ erinnert wohl in seiner Heftigkeit so manchen bei Waldorfs an Nazideutschland! Und dieses Nazideutschland hat immerhin… unseren Ruf so ein wenig ruiniert! Wie peinlich, was sollen denn die anderen Länder von uns denken?
Wo wir nun gerade gehörigen Anschwung genommen haben, um die Straße der Verschwörungwahnideen auf Waldorf-Art herunterzurauschen (frei nach dem Motto: “We can’t stop here, this is batshit crazy-country!”) lasst uns noch schnell ein wenig diese „Wissenschaftler“ bashen. Den zweifelhaften Drosten-Menschen nehmen wir uns zuerst vor, der hat uns den ganzen Mist doch erst eingebrockt:
„Der 20.4. ist also ganz eindeutig ein Schicksalstag für Deutschland…“
(…ich muss hier immer SCHÄKSALSTAG lesen…)
„… mit wirkendem Bezug auf die ganze Welt und ist es nun erneut wiederum für uns Deutsche, die wir ja tatsächlich auch eine zentrale Rolle im Coronavirus-Geschehen spielen: Einerseits weil es das zweifelhafte Diagnosetestverfahren des deutschen Virologen Christian Drosten ist (…), andererseits weil in keinem Land der Welt sich so viele kritische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Wort gemeldet haben, um eine alternative Beurteilung des Geschehens anzuregen.“
Zweifelhafter Drosten und alternative Fakten
Genau, mit „wirkendem Bezug“! Eben! Und Drosten, dieser zweifelhafte… dieser Irgendwas, was macht der noch genau? Ah, der feine Herr Professor Drosten ist also „Virologe“ und hat das SARS-Coronavirus selbst entdeckt…?
Jaaa, das mag vielleicht sein, aber ANDERE Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben sich ja AUCH kritisch zu Wort gemeldet, zum Beispiel der dieser homophobe Torhüter, oder der psychotische Vegankoch! Die fragt natürlich wieder keiner nach alternativen Fakten!
„Darum: So wie man vom 11. September als nine/eleven zu sprechen pflegt, so dürfen wir von der Corona-Krise durchaus auch sprechen als vom Ereignis four/twenty (…).“
Ernsthaft, Jens? Four-fucking-twenty? 4/20, dieser ach so weltbewegende Tag in Deutschland, an dem vielleicht hätte etwas entschieden werden können, was dann doch nicht entschieden wurde… der soll das „neue 9/11“ sein?
Und was wohl die US-amerikanischen Kiffer dazu sagen, dass der Waldorfangestellte G. aus dem 600-Seelen-Käffchen Sorsum ihnen den traditionellen Cannabis-Legalisierungs-Feiertag wegnehmen will?
Die Überwachungs-Zwangsimpfungs-Diktatur von Bill Gates
Komm Jensemann, Zielgrade. Jetzt flugs den Fluxkompensator angeworfen für die Beschleunigung auf maximalen Aluhut-Modus.
Auf, auf, Richtung Impfzwang!
„Nach dem 11.9.2001 wurden weltweit die öffentlichen Überwachungsvorgänge deutlich verschärft, Reiseverkehr… mit strengeren Regeln belegt. – All diese Dinge sind auch jetzt im Gespräch, nur dass es jetzt nicht allein um ... Überwachungskameras und Reisepässe geht, sondern dass jetzt der Mensch viel intimer mit einbezogen werden soll…: In Zukunft… soll eine Grundlage internationalen Reisens in viel schärferer Weise als bisher durch einen Impfpass und Immunitätsausweis legitimiert werden müssen, welche möglicherweise auch für das Arbeitendürfen in bestimmten Berufen im eigenen Land verbindlich werden könnten. – Was das alles bedeutet, möge sich jeder selber ausmalen.„
Wisst ihr Bescheid. Wenn die Überwachungs-Zwangsimpfungs-Diktatur erst komplett installiert ist, dürft ihr ohne Zwangsimpfung in eurem EIGENEN LAND nicht mehr arbeiten. Und wer ist schuld daran?
(Der Nazi-Esoterik-Aluhut-Querfront-Hygienedemo-Buzzword-Generator dreht sich – und landet auf…)
…Bill Gates.
„Noch werden diese Dinge hingestellt und wieder dementiert, von kritischen Journalisten aufgedeckt und von anderen wieder abgewiegelt… Eine echte Diskussion findet aber auch kaum statt (…).
Aber wie auch immer man dies wahrnehmen und beurteilen mag: Das Ineinanderwirken von Digitalisierung und Gesundheitspolitik, in dem der amerikanische Unternehmer Bill Gates eine Schlüsselrolle spielt, setzt die Motivik des 11.9.2001 in konsequenter Weise fort.“
Die Kritischen decken also auf, die „Anderen“ wiegeln ab! Da klopfen gar nicht mal so leise Lügenpresse-Vorwürfe und die Impfzwang-Verschwörung an. Wir alle sollen in deren Zuge auf Veranlassung des bösen Milliardärs Gates unterjocht und wie Vieh gechipped werden.
Da ist die Digitalisierung nur der Anfang – was ideal zur wahnhaften Angst der Anthroposophen passt vor dämonischer, todbringender, ach, sagen wir es einfach offen: faschistischer Computertechnik.
Steinerschwurbel und der Erzengel Michael
Bei diesem rechtsesoterischen Gemeinplatz angekommen geht den Autoren auch sogleich der argumentative Treibstoff aus. Was noch bleibt ist ein wenig christlich-anthroposophisches Heiligen-Verklärungs-Gefasel, denn:
Ohne ein vom Schwurbelkönig Steiner inspiriertes, für Normalsterbliche fast völlig unverständliches Zitat geht man bei Waldorfs eben nicht auseinander:
„Politik ist heute immer auch Geopolitik, Wirtschaft kann ohnehin gar nichts anderes mehr sein als Weltwirtschaft und Kultur ist im Wesentlichen Menschheitskultur. Das ist, anthroposophisch gesprochen, die michaelische Signatur unserer Zeit: dass sich ein freiheitsbewusstes, geistbewusstes Individuum mit anderen freiheits- und geistbewussten Individuen zusammenschließt, um gemeinschaftlich mit einer erdumspannenden Perspektive vor Ort wirksam zu werden.“
Damit endet die holprige Fahrt mit unseren psychotischen Pädagogen aus dem beschaulichen Waldorf-Dorf Sorsum. Es war ein wilder Ritt, vorbei an Terror, Hitler und Corona, an Impfzwang, Weltverschwörung und dem Erzengel Michael. Doch für jetzt verabschiedet das Kollegium uns geneigte Leser:
„In diesem Sinne eine gute Zeit der Besinnung!“ (Jens G., „Unsere Zeitung“ Nr. 24 vom 12.05.2020, Freie Waldorfschule Sorsum)
Morgen wird dann wieder früh aufgestanden, um Waldorfkinder zu beschulen.
P.S.: Ein passendes Zitat des Propheten hat „Unsere Zeitung“ auf der nachfolgenden Seite zwar auch noch zu bieten – aber das, liebe Freunde, ist eine andere Geschichte…
Presse
Aktualisierung vom 20.05.2020: Mittlerweile hat die Presse das Thema aufgegriffen, die Hannoversche Allgemeine Zeitung und die Neue Presse berichten.
Zitate von Anthroposophie.Blog, das als erstes über den Vorfall berichtete, wurden dabei ohne Kennzeichnung oder Quellenangabe in die Presseberichte übernommen.
HAZ: „Waldorf-Eltern irritiert: Verschwörungsfantasien im Editorial der Sorsumer Schulzeitung“
„Eltern der Waldorfschule Sorsum sind verunsichert und besorgt, weil in der aktuellen Ausgabe der Schulzeitung „auf erschreckende Weise Corona-Verschwörungstheorien geteilt werden“. Dass die dort verfassten Thesen sich den Anschlägen von 9/11 bedienen, Virologen Käuflichkeit unterstellen und Bill Gates als Initiator oder mindestens Profiteurs eines tödlichen Virus darstellen, sei mehr als nur bedenklich.“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung – „Waldorf-Eltern irritiert: Verschwörungsfantasien im Editorial der Sorsumer Schulzeitung„, 20.05.2020)
Eltern hätten berechtigte Einwände gegen den Artikel des Schul-Bibliothekars:
„Dass die Schule eine solche Kommunikation über ein so entscheidendes Thema erlaubt, sei beängstigend, sagen Eltern. Das Heftchen bekommen alle Haushalte der 360 Sorsumer Waldorfschüler (…) Das Editorial (…) sei voll von Verschwörungstheorien, die besonders im Schulkontext, also in der Beaufsichtigung von Kleinkinder, Kindern und Jugendlichen nichts zu suchen hätten.“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung – „Waldorf-Eltern irritiert: Verschwörungsfantasien im Editorial der Sorsumer Schulzeitung„, 20.05.2020)
Esoterische Privatschule nach Hellseher Rudolf Steiner biete „keinen Raum für Verschwörung“
Der Geschäftsführer der esoterischen Privatschule, deren Konzept auf Erkenntnissen basiert, die der Schulgründer und Hellseher Rudolf Steiner aus „höheren Welten“ empfangen haben will, betont:
Die Schule biete „keinen Raum und Nährboden für Verschwörung„.
Der Text sei allein Jens G. zuzuschreiben und stelle lediglich eine Privatmeinung des Autors dar, sei nicht die Haltung der Schule. Es scheint ein wenig, als würde Jens G. zum „Sündenbock“ gemacht, steht unter dem kritisierten Artikel doch deutlich, er erscheine „im Namen der Redaktionsgruppe„.
Schulführung betont Wichtigkeit von „Meinungsvielfalt“
Große Konsequenzen für den Autoren und seine Redaktionsgruppe scheint der Vorfall also nicht zu haben, was durchaus eine gelebte Tradition an Waldorfschulen ist.
Die von der Waldorfschule Sorsum verbreiteten Verschwörungslügen über Impfzwang, Bill Gates als Schuldigen und Christian Drosten als quasi „gekauftem“ Wissenschaftler verbucht man unter „Meinung“. Mehr noch, die Schulführung bringt sogar noch eine Variante von „Das wird man doch noch sagen dürfen!“ mit unter.
„Meinungsvielfalt und Meinungsbildung seien zentrale Bausteine einer eigenständigen Willensbildung und Erziehung zur Selbstständigkeit, betont die Waldorfschule Sorsum in ihrer Stellungnahme.“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung – „Waldorf-Eltern irritiert: Verschwörungsfantasien im Editorial der Sorsumer Schulzeitung„, 20.05.2020)
Auch die Neue Presse aus Hannover nimmt das Thema in zwei Berichten auf:
Neue Presse: „Schulbehörde will nicht gegen Waldorfschule vorgehen“
„Nach dem verschwörungstheoretischen Text in der jüngsten Ausgabe der Schulzeitung der Freien Waldorfschule Sorsum hat auch die Landesschulbehörde Stellung bezogen. Sie verweist darauf, dass es sich bei dem Autor des Beitrags um den Schulbibliothekar handele, dessen Eignung nicht die Schulbehörde zu überprüfen habe.“ (Neue Presse, „Schulbehörde will nicht gegen Waldorfschule vorgehen„, 20.05.2020)
Behörden können und werden nicht einschreiten – Privatschule kontrolliert sich selbst
Wie in vielen Fällen, in denen es an den esoterischen Privatschulen zu Problemen oder Skandalen kommt, haben die Behörden keine direkte handhabe.
„Die Waldorfschule Sorsum ist eine Schule in privater Trägerschaft, und der Schulbibliothekar ist kein Beschäftigter des Landes Niedersachsens, was dienst- oder arbeitsrechtliche Maßnahmen unsererseits ausschließt“, sagt die Sprecherin der Landesschulbehörde, Bianca Trogisch. (…)
Die Prüfung der Eignung eines Bibliothekars an einer freien Schule sei dagegen nicht im Schulgesetz vorgesehen und obliege somit allein dem Träger der Schule.“ (Neue Presse, „Schulbehörde will nicht gegen Waldorfschule vorgehen„, 20.05.2020)
Der Artikel in der Sorsumer Waldorf-Zeitung habe laut der Neuen Presse „für Entsetzen bei vielen Eltern – mitunter auch für Erheiterung – gesorgt“.
Früher am gleichen Tag hatte die Neue Presse identisch zur HAZ über den Fall berichtet: Neue Presse: „Waldorf-Eltern irritiert: Verschwörungsfantasien im Editorial der Sorsumer Schulzeitung„, 20.05.2020.
Am 26.05.2020 berichtet die Deister Zeitung über das Thema:
Deister Zeitung: Offener Brief aus der Schülerschaft, Kündigungen aus der Elternschaft
Eltern hätten ihre Kündigung angedroht und ehemalige Schüler einen offenen Protest-Brief gegen das Gebaren des Bibliothekars geschrieben. Dieser zeige sich komplett uneinsichtig und könne die Anfeindungen nicht verstehen. Nicht nur dem Bibliothekar, auch dem Kollegium der Freien Waldorfschule Sorsum gaben die Schüler eine Mitschuld:
„Ehemalige Schüler kritisieren in einem offenen Brief auch „das gesamte Kollegium, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Schulzeitung als halböffentliches Forum nicht missbraucht wird.´´ “ (Neue Deister Zeitung – „Empörung und Kündigungsdrohungen„, 26.05.2020)
Desweiteren kam ein gewisser Blogger zu Wort, der als Erster über den Vorfall berichtet habe.