Wittener Waldorf-Ausbilderin und Waldorflehrerin spricht bei Düsseldorfer Corona-Demo: Sie ignoriere die Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen. Schüler*innen mit Mund-Nasen-Schutz bekämen bei ihr Ärger.
Die rechtsoffenen Demonstrationen gegen Corona-Schutzmaßnahmen kommen offenbar nicht mehr ohne Beteiligung von Anthroposoph*innen aus. In Dutzenden Städten treten Lehrer und Ausbilder für esoterische Waldorfpädagogik als Redner auf oder organisieren die Demos gleich selbst.
Bei der Corona-Demo in Düsseldorf am vergangenen Sonntag sprach eine Waldorfausbilderin aus Witten – zuvor waren bereits Wittener Ausbilder-Kolleg*innen von ihr mit Verschwörungsmythen bei Facebook oder einer fragwürdigen Telegram-Gruppe aufgefallen.
Die Dame, die sich als Irmgard B. vorstellte, unterrichtet am Wittener „Institut für Heilpädagogische Lehrerausbildung“ das Modul „Didaktik und Methodik im Förderschwerpunkt Lernen„. Am „Institut für Waldorfpädagogik in Witten/Annen“ hielt sie Vorträge zu Rudolf Steiners „Allgemeiner Menschenkunde„.
In Düsseldorf ruft die Ausbilderin für Waldorfpädagog*innen dazu auf, gegen die Corona-Schutzverordnung des Landes zu verstoßen.
In einem Youtube-Video, dass von der Gruppierung „GermanDefence“ zusammen mit Videos über AfD, PEGIDA oder dem rechtsextremen Frauenbündnis Kandel verbreitet wird, sieht man den Auftritt der Waldorfpädagogin. Andere Redner sind Verschwörungsideologen, Esoteriker oder Rechte wie Iris Dworeck-Danielowski von der AFD.
Lehrerin verweigert Maskenpflicht
Bei ihrem Auftritt berichtet Frau B., eine Kollegin hätte sie ermutigt, spontan eine Rede zu halten. Die Ausbilderin erzählt, dass sie die Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen bewusst ignoriert. Das werde an ihrer Schule auch hingenommen:
„Ich heiße Irmgard und bin Waldorflehrerin. (…)
Ich habe ganz klar gesagt: Ich kann, wenn ich vor Kinder trete, keine Maske anziehen – das mache ich nicht. [Bravo-Rufe, Applaus]
Und das haben meine Kollegen so toleriert...“ (Waldorf-Ausbilderin Irmgard B., Querdenken Demonstration in Düsseldorf, 20.09.2020)
Elternversammlung trotz Verbotes durchgeführt
Sie habe auch einen Elternabend durchgeführt, und trotz des Verbots von Versammlungen seien viele Eltern gekommen.
„Ich habe meine Eltern eingeladen, die Eltern der Schule, zu einem Elternabend, der auch noch verboten war zu der Zeit, da durfte es noch keine Versammlungen geben.
Zwei Drittel der Elternschaft ist gekommen – ich habe das frei gelassen, weil ja alle noch in der Angst lebten… man durfte ja nicht.“ (ebd.)
Eltern angeblich dankbar für Umgehung der Maskenpflicht
Die Schüler*innen der Waldorf-Lehrkraft müssten in ihrem Unterricht genau wie sie keine Masken tragen. Das (an Waldorfschulen meist selbstverwaltete) Kollegium sei damit einverstanden:
„Zwei Drittel sind gekommen und haben einen Blumenstrauß mitgebracht, als Dankeschön, dass ich das so handhabe und ihre Kinder in meinem Unterricht keine Maske tragen müssen. Und das ist jetzt für uns jetzt eine Selbstverständlichkeit, meine Kollegen erlauben mir das, dass ich das so mache.“ (ebd.)
Schüler*innen mit Masken bekämen Ärger
Waldorf-Ausbilderin B. zitiert einen Schüler: Mitschüler*innen mit Mund-Nasen-Schutz bekämen „Ärger“ mit der Lehrerin:
„Im Klassenraum, wenn die reinkommen, dann ziehen die das Ding aus, und letzte Woche war sogar die Situation dass ein Schüler mit Maske reinkam und ein anderer sagte: ‚Oh, zieh das Ding aus, sonst kriegst Du Ärger mit Frau B*****‘“ (ebd.)
Aufruf zum Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung
Ein Unrechtsbewusstsein hat die Lehrerin und Ausbilderin nicht, im Gegenteil: Andere Pädagog*innen sollten ihrem Beispiel folgen.
„Die Kollegin hat mich ermuntert zu sagen: Das ist viel in dieser heutigen Zeit. Und ermuntere andere Lehrer, es genauso zu machen.“ (ebd.)
Im Umfeld der esoterischen Privatschulen ist die Gegnerschaft gegen Corona-Maßnahmen groß:
Ausbilder*innen und Lehrer*innen gehen auf die Straße, Pädagogen und Eltern sammeln Unterschriften für Protestnoten, Verbände von Waldorfschulen und -Kindergärten verbreiten wirre esoterische Deutungen des Virus. Die Waldorfschule Jena hatte erfolgreich gegen eine Maskenpflicht im Unterricht geklagt, andere Waldorfschulen ignorieren schlicht die Corona-Schutzmaßnahmen.
Selbst der Bund der Freien Waldorfschulen balanciert argumentativ auf einer dünnen Linie: Gesetze seien einzuhalten. Doch in einem gemeinsamen „Corona-Merkblatt“ schreiben Waldorfschule und anthroposophische „Mediziner“, Kinder unter 10 Jahren seien von Corona kaum gefährdet, Masken seien auch für Erwachsene „nicht sinnvoll“ und die Abstandsregeln zu umgehen sei „unerlässlich“.
Wie auch beim Thema „Masern“ gibt man sich bei Waldorfs als Seuchenbefürworter:
„Auch Viren und Bakterien gehören zur Basis jeden Lebens.“ (Bund der Freien Waldorfschulen – „Merkblatt Corona„, 24.08.2020)
Weiterlesen?
Anthroposophie.blog – „Von Atlantis und Auftragskillern„. Waldorf-Ausbilderin Antje B., ebenfalls in Witten tätig, verbreitet in einer Telegram-Gruppe für Waldorfpädagogen Corona-Verschwörungsmythen. Sie spricht von Engelswesen und Hellseherei, zitiert Hitler-Gedichte, KenFM und Eva Herman.
Anthroposophie.blog – „Herr H. sieht keine Nazis„. Einflussreicher Ausbilder für Waldorfpädagogen verbreitet als Redner Verschwörungsmythen auf zahlreichen Corona-Demos, leugnet Rechtsextreme und Reichsflaggen. Sollten Rechtsradikale doch anwesend gewesen sein, „störe ihn das nicht“.
Anthroposophie.blog – „Esoteriker an der Querfront„. Bei Demos gegen Corona-Maßnahmen sind oft Anthroposophen und ihre Waldorfschulen beteiligt: In Berlin, im Chiemgau, in Cottbus, Düsseldorf, Ehningen, Görlitz, Halle, Holzgerlingen, Oldenburg, Stuttgart, Tübingen, Überlingen, Weimar, Wien und anderen Städten.
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