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„Ich würde meine Oma umbringen…“

Waldorfpädagoginnen verfassen weiteren wirren Wisch: Schulministerin soll Maskenpflicht und Abstandsregeln stoppen. Die Schule sei eine unmenschliche Gefahrenzone geworden, die Maske gleiche einer Schweigepflicht

Im Gegensatz zu manch ewiggestrigem Esoteriker ist Anthroposophie.blog seiner Zeit weit voraus und veröffentlicht schon heute einen „offenen Brief“ von morgen. Obwohl es an öffentlichen Hilferufen aus der anthroposophischen Waldorfbewegung keineswegs mangelt, erscheint am Mittwoch ein weiteres Schreiben besorgter Waldorfpädagog*innen, adressiert an die Nordrhein-Westfälische Ministerin für Schule und Bildung NRW, Yvonne Gebauer.

Der Brief reiht sich ein in eine Kette „offener Briefe“ der Waldorfbewegung, die einen sofortigen Stopp von Corona-Schutzmaßnahmen fordern. Gegen verbindliche Hygiene-Regeln beschritten vorher unter anderem Waldorfeltern und anthroposophische Alternativ-„Mediziner“ den Postweg.

Der Tenor ist bekannt, die Wirkungsstätten der Protagonistinnen auch. Corona sei wenig gefährlich, Corona-Schutzmaßnahmen verursachten hingegen körperliche und psychische Probleme größten Ausmaßes. Masken schützen nicht, aber wahre Experten würden nicht gehört. Meinungen würden unterdrückt, die Presse sei gleichgeschaltet. Den „Freien“ Schulen wolle man die Freiheit nehmen, ihnen gar schädlichen Digitalunterricht aufzwingen – man kennt das alles.

Hier also in aller gebotenen Kürze einige der banalen Bonmots der besorgten Briefeschreiberinnen:

Erziehung zur Freiheit“ ist unser Motto. (…) Durch das Einhalten von Abständen und das Tragen von Masken werden unsere pädagogischen Handlungsmöglichkeiten massiv beschnitten.“ (Offener Brief von Waldorf-Pädagoginnen aus Nordrhein-Westfalen, 26.08.2020)

Die armen, handlungsunfähigen Waldorf-Lehrkräfte. Einerseits sind viele von ihnen pädagogisch unerfahren und haben in Waldorf-eigenen Esoterik-Seminaren nur spärlichstes Rüstzeug für den Unterricht an die Hand bekommen. Auf der anderen Seite überhöhen sie die vermeintlich magische Wirkung ihrer auf Hellseherei basierenden Pädagogik um ein Vielfaches.

„Nicht mehr menschengerecht“

Ihre Aufgabe, Kindern „seelisch-geistige Realitäten“ aufzuzeigen, die „unabhängig von der materiellen Welt“ existieren sollen – die ist den Waldorflehrer*innen bei all dem Händewaschen, Abstand halten und die-Nase-verstecken schier unmöglich geworden. Stattdessen lauerten überall Ängste, Gefahren, Misstrauen und permanenter Verdacht! „Nicht mehr menschengerecht“ sei das alles, superlativt es aus den esoterischen Erzieherinnen heraus, die sich anscheinend in einem chinesischem Umerziehungslager wähnen – und nicht in einer staatlich alimentierten Privatschule.

Ähnlich wie zuvor viele andere aus der Waldorfbewegung, die von drohenden Angststörungen oder entstehenden Waschzwängen phantasierten, reden auch diese Waldorfpädagoginnen die Entstehung „massiver Ängste“ herbei:

Durch das Tragen der Masken wird zudem signalisiert und sehr bald verinnerlicht, dass Schule eine Gefahrenzone bedeutet: Der Mitschüler, der Freund, der Lehrer auf den man zugehen möchte, steht im permanenten Verdacht ansteckend zu sein. Das spiegeln auch Äußerungen von Schülern wider, die auf massive Ängste hinweisen: „Ich würde meine Oma umbringen, wenn ich keine Maske trage“ (Äußerung einer Schülerin der 7. Klasse)“ (Offener Brief von Waldorf-Pädagoginnen aus Nordrhein-Westfalen, 26.08.2020)

Maske mit eingebauter Unterdrückungsfunktion

Richtig gelesen: Die Kinder wähnten sich als Killer. Und der den Esoterikern so verhasste Mund-Nasen-Schutz wird von der Schutzausrüstung zur Merkel-Burka mit eingebauter Unterdrückungs-Funktion umgedichtet. Der Mund-Nasen-Schutz lässt unsere Kinder verstummen, er versetzt sie in Panik und nimmt ihnen den Atem! JA DENKT DENN KEINER AN DIE … ach nee, das hatten wir ja schon.

Ein Unterricht, der auf das Gespräch ausgelegt ist, ist kaum durchführbar, da die Verständigung erschwert wird und die Maske dem jungen Menschen signalisiert, dass er schweigen solle.

Es zeigt sich bereits nach wenigen Tagen ein Geist des Versteckens, des Misstrauens und Schule wird so zu einem Ort, der nicht mehr menschengerecht ist. Eine Lernatmosphäre, in der jeder das Gefühl hat nicht ein- und ausatmen zu können“ (Offener Brief von Waldorf-Pädagoginnen aus Nordrhein-Westfalen, 26.08.2020)

Der Unterricht sei eben „auf das Gespräch ausgelegt“, denn nicht aus Büchern lernen Waldorfschüler, nein: Die Lehrkraft soll ihre vorrangige Informationsquelle sein. Und Masken störten dabei, sie schützten überhaupt nicht, schon gar nicht Kinder – Ausrufezeichen!

Gesunde Zweitklässler kämpften bereits um Atem, wenn sie mit der Maske ein paar Meter laufen müssten! Viel besser als solch sinnlose Vorbeugung sei eine generelle Stärkung der Gesundheit. Die läuft bei Anthroposophen bekanntlich meist auf Maßnahmen wie Technikverzicht, stärkere Hinwendung zur Spiritualität und die Einnahme magischer Zuckerperlen aus dem Weltall hinaus.

Um eifriges Verteilen und Mitzeichnen des schauerlichen Schreibens wird gebeten.

Die zum Schluss folgenden Quellenangaben sind handverlesen, oder auf Neudeutsch, das Reinste „cherry-picking“: Da gibt es zur Argumentation passende Schnipsel aus namhaften Quellen, gewürzt mit Auszügen aus der Waldorf-eigenen Esoterik-Postille „Erziehungskunst„. Dazu etwas aus der rechtsoffen-verschwörungstheoretischen „Epoch Times“, dem hierzulande komplett unbekannten japanischen Magazin „Asahi Shimbun“… und von RTL.

Waldorf´s Wahnvorstellungen scheinen ansteckender zu sein als Covid-19. Wie oft muss man ein Kind eigentlich fragen „Hast Du nicht furchtbare Angst?!“ bis es als selbst erfüllende Prophezeiung schließlich wirklich Angst entwickelt?


Weiterlesen?

Anthroposophie.blog – „Wider die Maskenpflicht: Rettet den Astralleib!„. Waldorf-Eltern und -Lehrer*innen fordern von Waldorf-Bund, notfalls juristisch gegen Corona-Maßnahmen vorzugehen: „Jede erforderliche Maßnahme zum Schutz vor Infektion sollte auf das Minimum reduziert werden.„.

Anthroposophie.blog – „Ja denkt denn keine an die Kinder„. Dutzende Alternativ-„Mediziner“ aus dem Umfeld einer anthroposophischen Klinik warnen Schulministerin vor „verheerenden“ Corona-Maßnahmen: Schwere Entwicklungs- und Verhaltensstörungen drohten, sie fordern daher die „sofortige Umkehrung des Vorgehens„.


5 Gedanken zu “„Ich würde meine Oma umbringen…“

  1. Gut zu wissen, allerbesten Dank dafür. Sternstunden der ver-Steiner-ten Dummheit halt, wie alles aus deren vergeistigter Welt. Mir leider zu 100% verschlossen….und auch gut so!

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