Ein Corona-Gedicht aus der Freien Waldorfschule Kiel
„Corona ist noch gar nicht aus,
Nun macht es uns doch aber aus,
Zu singen, tanzen und zu kneten
und unseren Rudolf anzubeten.
So nimmt sich jeder ohne Last,
was aus der Lehre ihm nun passt.
Ein bisschen plus, ein bisschen minus,
so weiß es auch schon unser Linus,
ein bisschen schön noch an den Rändern,
im Zweifelsfall ein wenig gendern.
Fertig ist des Hauses Lehre,
wenn da doch nicht Corona wäre.
Starre Regeln und Verbote,
nicht zu singen eine Note.
Doch am ersten Tage klingt
ein Lied, denn unsere Klasse singt.
Der Lehrer kann, ich fress nen Besen,
die Masken liegen auf dem Tresen,
alles tun wie es ihm nützt,
wenngleich er uns dabei nicht schützt.
Ich hab ein mulmiges Gefühl im Bauch
und verboten ist es auch.
Es hilft nichts – ist die Türe zu,
findet jeder Lehrer seine Ruh`.
Ein andrer Lehrer, den ich sah,
sieht da auch keine Gefahr.
Nun mach ich’s mit – fürs Klassenziele,
Die nächsten Tage fehlen viele.
Wir sind noch da – sollten uns testen,
nur leider steht es nicht zum Besten,
denn obwohl der Lehrer fehlt,
Corona durch die Reihen geht,
gibt es keine Infos – wenn Geschwafel,
als säße Mann an einer Tafel,
wo unser Auftrag vor uns liegt
und jeder nimmt wie`s ihm beliebt,
Was von den Regeln ihm nun passt.
Doch merke auf – denn ihr verpasst,
dass ihr auch unsern Schutze lebt,
und wenn ihr uns Anleitung gebt,
wir euch folgen in Vertrauen,
und beständig darauf bauen,
dass ihr uns unser Netze knüpft,
auch wenn mal jemand höher hüpft,
dass wir gedeihen können in Frieden,
uns sorgsam achten, alle lieben.
Doch welchen Wert hat dieses Netz,
wenn fern von jeglichem Gesetz,
ein Lehrer tut wie`s ihm gefällt,
obwohl nun hier in aller Welt,
Regeln gelten, die im Licht,
vernünftig seien oder nicht,
so sind sie doch für alle da,
und können nicht – traritrara,
für jeden gelten, wie er mag,
denn das ist das was ich euch jetzt sag:
das ist keine private Show,
Hat nichts zu tun mit Steiners flow !
Die Gesellschaft kann nur leben,
wenn alles steht ihr Bestes geben,
und – auch wenn’s nicht immer nett,
alle achten das Korsett,
das Gesellschaften sich geben,
und ihre Grundpfeiler zu pflegen.
Und dazu zählt – es tut mir leid,
Für alle der Justizias Kleid.
Meine Schule wäre schlicht
ein feines helles schönes Licht.
Könnte ich darauf vertrauen,
dass auch alle darauf bauen,
die Regeln die uns schützen sollen,
auch wenn wir sie nicht alle wollen,
für alle gelten – auch in Ruh,
auch wenn des Lehrers Türe zu.
Denn sonst wird brüchig unser Netz,
aus Regeln, Freiheit und Gesetz,
und man muss fürchten in der Nacht,
wer morgen wohl die Regeln macht.
Schick ich es ab – geb ìch`s dem Lehrer?
So mancher wäre ein Verehrer,
wohl nicht des Reims – doch der Gedanke.
Nun, ich möchte mich nicht zanken
und schicke es euch anonym,
doch bitte wisset synonym,
dass vielen ich es reimen würde,
nur manchmal ist da diese Hürde,
dass mancher, der hier zu hoch hüpfte,
unsanft aus dem Netze schlüpfte.
Ich sage Danke liebe Leute,
die mich morgen, gestern, heute,
leiten durch die wirren Zeiten,
und mich darauf vorbereiten,
in der Welt mal zu bestehen,
Die sich ändert, wie wir sehen.
Euch bitte ich, euch nicht zu grämen,
sondern das hier so zu nehmen,
dass gemeckert wird mit Wut
und nicht erwähnt wird, was ist gut.
Und wer sich ärgert – wunderbar,
denn dann wird langsam ziemlich klar,
dass der Punkt getroffen ist,
und dich dieser ganze Mist,
bewegt, verändert und erbost.
Doch ich sage dir getrost,
dann ist Hoffnung – du erlebst,
dass nicht nur du für uns`re Schule stehst.
Kapierst du`s nicht, so heiß ich Hase,
Und du bleibst in der Eso-Blase.
Veröffentlicht mein Wort für alle,
hängt es in die große Halle,
bringt es gern` ins Wochenblatt,
denn so viele haben`s satt,
dass die Meinung wird gedeckelt,
dass , auch wenn man sich verzettelt,
geschwiegen wird und krumm genommen,
dabei sollte unbenommen,
gelten wie`s die Weisen raten:
Freiheit dem Geiste, nicht den Taten.“
(Anonyme Einsendung)