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Rudolf Steiner – Unfehlbar oder Unzurechnungsfähig?

Rudolf Steiner. Begründer der Anthroposophie, der Waldorfpädagogik, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der anthroposophischen Medizin. Tausende Einrichtungen berufen sich auf ihn. Die von ihm initiierte Esoterik-Branche macht Umsätze in Milliardenhöhe.

Mussder Erfinder des anthroposophischen Glaubens nicht unweigerlich ein Genie gewesen sein? Ein charismatischer Guru mit übermenschlichen, ja vielleicht sogar göttlichen Kräften? Oder war er vielleicht krank?

In seiner Selbstbeschreibung war Steiner jedenfalls nicht weniger als der Wahrer des geheimen Wissens, ein Okkultist, ja ein „Hellseher, Hellhörer und Hellschmecker„. Manchen seiner Anhänger gilt der verehrte „Doktor“ als leibhaftige Reinkarnation von Jesus Christus.

Betrüger oder Bekloppter?

Viele Kritiker Steiners vertreten eine von zwei Ansichten: Entweder war der Anthroposophie-Erfinder ein genialer Betrüger, der die von ihm postulierten „höheren Welten“, all die Auren und Fabelwesen und Ätherleibe nur aus Geltungs- und Profitsucht erfunden hat. Oder er glaubte selbst an seinen hanebüchenen Esoterik-Mix, den er aus Buddhismus, Christentum, Theosophie, Goethes Lehren, Freimaurertum, Science-Fiction-Romanen und vielem anderen zusammenrührte.

Angereichert mit seinen Erkenntnissen aus dem legendären, aber leider unsichtbaren Buch aller Weltengeheimnisse, der „Akasha-Chronik“, kam dabei am Ende die Anthroposophie heraus. Diese krude Mischung ist für seine Anhänger nicht weniger als die wirklich echte Wahrheit (™) , an der viele noch hundert Jahre später unverrückbar festhalten.

Wer von Steiner gehört – oder, schlimmer noch, – gelesen hat, merkt schnell: Der Prophet war ein Großmeister im Vermischen. Alles wird bei ihm mit allem vermengt, und alles hat immer mit allem zu tun. Der Mensch ist ein Kosmos, der Kosmos ist ein Mensch; die Entwicklungsgeschichte eines Kindes entspricht der Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Alles ist mit allen verwoben, mit allem verbunden.

In seinen Vorträgen war Steiner oft nicht in der Lage, eine prägnante Aussage zu treffen. Seine Argumentation mäandert in endlosen Bandwurmsätzen von Thema zu Thema, von Assoziation zu Assoziation. So schwurbelt Steiner, bis Zuhörer benebelt abdrifteten oder die eigene geistige Verwirrung als mangelnde Spiritualität missinterpretieren. Denn: Wer es nicht versteht, so Steiner, dem fehlt ein wichtiges Organ, der hat seine Hellseherorgane zum Erfassen der höheren Welten nur noch nicht genügend weit entwickelt.

So stellte Kurt Tucholsky fest, nachdem er einen Vortrag Rudolf Steiners besuchte:

Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat einen Vortrag gehalten. Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.)  (…)

Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langeweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie. Immer wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach.

Was für eine Zeit -! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler. Alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert … Und das hat Anhänger -!“ (Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner, 1924)


Das stellen wir uns mal ganz dumm und fragen: Was ist ein Dreieck?

Vor Mitgliedern der anthroposophischen Gesellschaft hielt Steiner 1921 einen Vortrag mit dem Titel „Das Dreieck“ – eigentlich kein so komplexes Thema. Trotzdem referierte der Prophet weit- bis allumfassend von den Freimaurern und dem allsehenden Auge, vom Buddhismus und Atma, Budhi und den Manas, von den Weiten des Weltenalls und vom Mond, er kam auf den Dämon Ahriman zu sprechen und leitete über zu übersinnlichen Astral- und Ätherleiben, fabulierte über das Gehirn, ja über die Moral an sich – und immer so weiter und immer so fort.


Schizophrener oder Scharlatan?

Dem selbst ernannten Hellseher postum eine medizinische Diagnose anzudichten ist unfair, vielleicht sogar unethisch. Dennoch sucht man nach Gründen für Steiners vorgebliches Talent, höhere Welten wahrnehmen zu können, die Aura von Menschen sehen zu können oder die Geschichte der gesamten Welt mehrere tausend Jahre im Voraus zu kennen. Diese Eigenschaften haben sich wohl schon in Steiners Kindheit gezeigt:

„Bereits als Kind will Steiner erste Erfahrungen mit Hellsichtigkeit gehabt haben. So habe er im Alter von sieben Jahren in einer Vision seine Tante gesehen, die fast zeitgleich an einem weiter entfernten Ort Selbstmord begangen hatte. Da er diese inneren Erfahrungen mit niemandem teilen konnte, zog er sich oft in sich selbst zurück und interessierte sich zunehmend für Esoterik.“ (Wikipedia-Artikel „Rudolf Steiner„)

Der Münchener Psychologe Colin Goldner interpretiert Steiners „übersinnliche Fähigkeiten“ in der Süddeutschen Zeitung als „schizoide Persönlichkeitsstörung„:

„Schon in früher Kindheit, so die Legende, sei Steiners “primäre Erfahrung die der Welt des Seins hinter der sinnlichen Welt“ gewesen.

Demnach hätte der junge Steiner übersinnliche Fähigkeiten besessen. Aus heutiger psychiatrischer Sicht würde man die Symptome, die er als junger Erwachsener entwickelte, allerdings als Hinweise auf den Beginn einer schizoiden Persönlichkeitsstörung interpretieren.“ (Colin Goldner, „Offenbart in mystischer Schau„, Süddeutsche Zeitung, 2010)

Ausführlich befasste sich der Psychiater Wilhelm Lange-Eichbaum in seiner Buchserie „Genie, Irrsinn und Ruhm“ mit Rudolf Steiner. Er attestierte ihm handfeste Halluzinationen, die seine „höheren Welten“ für ihn real werden ließen:

Wie unzählig andere Schizophrene vor und nach ihm hat Rudolf Steiner in seiner Psychose das Erlebnis des Sterbens gehabt. Es unterscheidet ihn von vielen Kranken, daß ihm die Kraft blieb, dieses Erlebnis darzustellen und so zu objektivieren, daß gerade der davon handelnde Teil seiner Werke die größte Anziehungskraft auf seine Anhängerschaft ausübte.

Er erlebt ja seine höheren Welten wirklich, er steht offenbar in offener (halluzinatorischer) Sinnenverbindung mit ihnen und erfährt daher fortwährend etwas Neues. Steiner litt an jener besonderen Verlaufsform der Schizophrenie, deren verschiedene Varianten Emil Kraepelin unter dem Namen Paraphrenien zusammenfaßte: Paraphrenia expansiva, confabulans und phantastica. Alle drei Untergruppen erfüllt Steiner in ihren
Merkmalen.” (Wilhelm Lange-Eichbaum, „Genie, Irrsinn und Ruhm„, Band 7, S.534, 1967/1979)

Auch der Hannoveraner Soziologe Dr. Utz Anhalt kommt zum Fazit, dass Steiner an einer „schizophrenen Erkrankung“ litt:

„Solche Fantasien kennen wir von Fieberkranken, oder auch von paranoid Schizophrenen in akuten Psychosen. Tatsächlich diagnostizierten spätere Psychologen bei Steiner eine schizophrene Erkrankung.” (Dr. Utz Anhalt über „Naturheilverfahren: Germanische neue Medizin„, 2015)

Dr. Erich Eder, Biologe an der Universität Wien befand in seinem Vortrag für „Das goldene Brett 2018“, Steiner sei „im wahrsten Sinne des Wortes durchgeknallt“ gewesen:

„Wenn Ihnen diese Zeilen vollkommen irrsinnig vorkommen, dann haben Sie schon recht. Sie stammen von niemand geringerem als von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. (…)  Ganz plötzlich um 1902 kam es zu einer radikalen Wende seiner Ansichten, und er trat der Theosophischen Gesellschaft bei – einer okkult-esoterischen Mystikergruppe – und wurde durch seine dortige Vortragstätigkeit rasch zum Star.

Was war der Grund für diese radikale Wende? Manche Zeitgenossen unterstellten ihm finanzielle Gründe. (…) Wahrscheinlicher aber ist, das Steiner – im wahrsten Sinn des Wortes – durchgeknallt ist. So erschien ihm Jesus Christus in einer Offenbarung. Aber nicht genug damit, er selbst sei zusammen mit Goethe eine der beiden Reinkarnationen Jesus Christus. Und er glaubte, hellseherische Einsicht in ein imaginäres, okkultes tibetisches Buch, die „Akasha-Chronik“ zu haben.

Nach der aktuellen Version der International Classification of Diseases (ICD-10) litt Rudolf Steiner ganz offensichtlich unter einer wahnhaften Störung. „F22.0“ charakterisiert durch die Entwicklung eines einzelnen Wahns oder, in seinem Fall, mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte, die im Allgemeinen lange, manchmal lebenslang andauern. Der Inhalt solcher Wahnsysteme ist sehr unterschiedlich, gelegentliche oder vorübergehende Halluzinationen schließen, besonders bei älteren Patienten, die Diagnose nicht aus, solange die Symptome nicht typisch schizophren erscheinen.

Derartige wahnhafte Denksysteme, und ich glaube wir alle können ein Lied davon singen, finden sich bei vielen Menschen, die der Esoterik anhängen. Wir sollten daher durchaus vorsichtig sein, uns über solche Menschen lustig zu machen, die in vielen Fällen schwere psychiatrische Erkrankungen haben. Es entbehrt jedoch nicht einer gewissen Komik, dass der Wahn Rudolf Steiners so viele Anhänger gefunden hat.“ (Erich Eder, Vortrag für „Das goldene Brett“ [im Video ab 01:15h], 2018)

Von der Presse ist Rudolf Steiner über die Jahre viel gescholten worden, und das oft mit deutlich drastischeren Worten: Er sei ein „bekloppter Spinner“ gewesen (SüdWest-Presse), ein „geistiger Gelegenheitsarbeiter“ (Die Zeit), er sei der „Anthroposophie-Gründer mit Wahnvorstellungen“ (Telepolis) oder gar „einer der großen Irren der deutschen Kulturgeschichte (Der Spiegel).

Der große Schriftsteller Harry Rowohlt hielt Steiners Aussagen in einem Interview mit Bernd Durstewitz gar für „Töne wie aus einer undichten Gummizelle„.


Fakten oder Fiktion? Die Fabelwesen in Steiners Kopf

Für Anthroposophen sind Steiners Erkenntnisse hingegen wahr. Gerade bei dogmatischeren Gläubigen gilt der Prophet als unfehlbar. Als Beispiel können die vielen Fabelwesen dienen, die in Waldorfschulen und Demeter-Höfen noch immer für Realität gehalten werden: Astralische Wesenheiten, Elfen, Engel, Erz- und Ur-Engel, Feuergeister, Forstriesen, Gnome, Mondbrüller, Undinen und Sylphen, Volksgeister und Wichtelmänner.

Gibt es also die „höheren Welten“? Eine zusätzliche, verborgene geistige Welt, die Uneingeweihte nur nicht wahrnehmen? Das ist schwer zu beweisen oder entkräften. Viele konkretere Aussagen Steiners sind jedoch leicht zu widerlegen. So war Steiner sicher: Der Planet Vulkan existiert (er tut es nicht), das Herz ist keine Pumpe (ist es doch) und Spektralfarben gibt es nicht (es gibt sie). Steiners Anhängerschaft ficht all das jedoch bis heute nicht an.

Da der Prophet nichts als unverrückbare Wahrheiten postuliert habe, muss eben alles, was die Wissenschaft in den letzten 100 Jahren erarbeitet hat, falsch sein – oder zumindest grob unvollständig. So forschen biologisch-dynamische Landwirte nach verborgenen „Ätherkräften“ im Gemüse, anthroposophische Evolutionsbiologen wollen die „Abstammung des Tieres vom Menschen“ beweisen und anthroposophische Mediziner setzen die „Aura der Mistel, dem Pflanzentier des Mondes“ bei Krebserkrankungen ein.

In Sachen „Vermischung von alles mit allem“ sind Steiners Jünger also ebenfalls sehr erfinderisch. Der von Steiner erfundene, esoterische Engelstanz „namens Eurythmie“ wird beispielsweise in der Medizin zur „Heilung“ und in der Landwirtschaft zur „Verbesserung“ der Ernte und zur Besänftigung von „Naturgeistern“ eingesetzt.

Mischen Sie einfach mal selbst ein paar anthroposophische Schlagworte (Äther! Arier! Astralleib! Aura! Apfelernte!) und googeln Sie danach. Sie können sicher sein, dass die Anthroposophen bereits am Thema forschen. Es scheint ihnen unvorstellbar, dass sich der Prophet in seiner Weisheit geirrt haben könnte.

Oder meditieren Sie einmal selbst über die tiefsinnigen Wahrheiten, die der Meister von sich gab:

“Geradeso wie der Fisch schwimmt, so würde der Hund fliegen, wenn er ein Vogel wäre.” (Rudolf Steiner)


21 Gedanken zu “Rudolf Steiner – Unfehlbar oder Unzurechnungsfähig?

  1. Aus der Liste der zitierten Personen scheint in der heutigen Zeit nur Colin Goldner eine entsprechende Ausbildung zu besitzen. Wilhelm Lange-Eichbaum hat seinen entsprechenden Text bereits 1928 veröffentlicht, wobei die zeitliche Nähe zu den Lebzeiten Rudolf Steiners interessant ist.
    Leider benennt Colin Goldner keine Symptome, obwohl er sie erwähnt.
    „Demnach hätte der junge Steiner übersinnliche Fähigkeiten besessen. Aus heutiger psychiatrischer Sicht würde man die Symptome, die er als junger Erwachsener entwickelte, allerdings als Hinweise auf den Beginn einer schizoiden Persönlichkeitsstörung interpretieren.“ (Colin Goldner, „Offenbart in mystischer Schau„, Süddeutsche Zeitung, 2010)“
    Letztendlich ist die Annahme einer Geisteskrankheit kein Merkmal guter Kritik, da es zu einer Entschuldigung führt und dies eher im Interesse der Apologeten ist.

    1. Franz Kafka in seinem Tagebuch, 28. März 1911:
      „Mein Besuch bei Dr. Steiner“
      „(…) In seinem Zimmer suche ich meine Demut, die ich nicht fühlen kann, durch Aufsuchen eines lächerlichen Platzes für meinen Hut zu zeigen, ich lege ihn auf ein kleines Holzgestell zum Stiefelschnüren. (…)
      Er hörte äußerst aufmerksam zu, ohne mich offenbar im geringsten zu beobachten, ganz meinen Worten hingegeben. Er nickte von Zeit zu Zeit, was er scheinbar für ein Hilfsmittel einer starken Konzentration hält. Am Anfang störte ihn ein stiller Schnupfen, es rann ihm aus der Nase, immerfort arbeitete er mit dem Taschentuch bis tief in die Nase hinein, einen Finger an jedem Nasenloch.“
      „Rudolf Steiner kafkaesk“, https://www.schiebener.net/wordpress/rudolf-steiner-kafkaesk/

  2. Was treibt den Autor dieses Blogs wohl an? Mir ist Steiner ziemlich egal, meine Kinder haben ihre Waldorfschulzeit ohne bisherige Kosten für Psychiater gut überlebt und profitieren von den meist überdurchschnittlich engagierten Lehrern und der frühen Fremdsprachvermittlung – und das erste Abitur (übrigens das gleiche wie für alle Abiturienten) war mit 1,0 ziemlich erfolgreich – es gibt an Waldorf-Schulen nicht mehr und nicht weniger Irre wie in anderen Schulen – wo ist das Problem?

  3. Dieser blog ist unglaublich böswillig ,und keine Aussage istf fundiert! Bitte machen Sie etwas Schlaueres aus Ihrem Leben als wild zu kritisieren, was Sie nicht verstanden haben! Ausserdem: wie kommt diese Website dazu, von den Kommentatoren Namen zu verlangen, während der Autor dieses unsäglichen Blogs unbekannt bleibt!?

    1. … wieder zuviel in der „Akasha-Chronik“ gelesen?

      „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash

      Aus der Akasha-Chronik

      BERLIN. (hpd) Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die “Akasha-Chronik”, ein geistiges Weltengedächtnis in der “Ätherwelt”, zu haben. Über diese “Chronik”, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch “Aus der Akasha-Chronik”.

      BERLIN. (hpd) Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die “Akasha-Chronik”, ein geistiges Weltengedächtnis in der “Ätherwelt”, zu haben. Über diese “Chronik”, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch “Aus der Akasha-Chronik”.

      Ich versuche, einem Freund den Inhalt zu erklären: “Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”

      “Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!”

      “Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”

      “Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!”

      “Ja, stimmt, das ist großartig, das trifft’s genau! Weißt du, das ist so platt, dass mir gar nichts mehr dazu einfällt – aber richtig übel ist, wie die Entwicklung abläuft, das ist nur noch bösartig …” und wird deshalb hier im Original wiedergegeben: (…)“, mehr: https://hpd.de/artikel/10883

      1. „excanwahn Dezember 20, 2014 um 9:17 am

        Als ich vor Jahren meiner Herzallerliebsten mal einige Passagen aus den „Akasha-Chroniken“ vorlas, kommentierte sie das Gehörte mit der Frage: „Liest Du Patientenakten? Hört sich schwer verwirrt an!
        Nun wähnte Sie mich bei Studienunterlagen, und ich musste sie kurz darüber aufklären, dass ich aus des versteinerten Rudis zu Papier gebrachten Halluzinationen zitierte – was sie einigermaßen fassungslos zurücklies: „Das war Steiner? Der war ja völlig durchgedreht!“

        Was ich so bezeichnend fand, war – in Unkenntnis der Quelle – die Eindeutigkeit der Reaktion, die von den meisten Menschen wohl in gleicher Art zu hören wäre.

        Man muss also nicht Mediziner sein, um hinter Rudolf Steiners Phantasmagorien ein krankes Hirn zu vermuten, aber es hilft schon über etwas psychologische oder psychiatrische Fachkenntnis zu verfügen, denn für Steiners „Weltenschauungen“, für seine bizarre Bilder- und Assoziationswelt, finden sich schlüssige psychiatrische Deutung als Extraversionen innerer Leidenszustände. Man sollte, besser, man muss Steiners Logorrhoe also immer auch als Ausdruck einer schwerwiegenden Persönlichkeits- und Denkstörung ansehen.

        Die Steinerschen Halluzinationen – veröffentlicht 1939 als Aufsatzsammlung aus den Jahren 1904-1908 unter dem Titel „“Aus der Akasha-Chronik“ – dagegen als bare Münze zu nehmen, heißt, der Wahnwelt eines sozial angepassten Irren die gleiche Bedeutung zuzuschreiben, wie sie beispielweise ein naturwissenschaftliches Lehrbuch hat.

        Auf einen solchen Gedanken, so sollte man doch annehmen, käme im Grunde niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat. Was Steiner in seinem lädierten Hirn zusammenfabulierte, ist so offensichtlicher Unsinn, dass selbst mit noch so viel wohlwollender interpretatorischer Umdeutung nicht mehr als Unsinn dabei herumkommt:

        „Es wäre irrtümlich, wenn man glauben wollte, dass alles, was sich an Organen im gegenwärtigen Menschenleib befindet, schon auf dem Saturn veranlagt worden wäre. Das ist nicht der Fall. Es sind vielmehr vorzüglich die Sinnesorgane innerhalb des Menschenleibes, die ihren Ursprung in diese alte Zeit zurückversetzen dürfen.
        Es haben die ersten Anlagen zu Augen, Ohren u.s.w., die auf dem Saturn als mineralische Körper so sich bildeten wie etwa jetzt auf der Erde die „leblosen Kristalle“ einen so alten Ursprung; ihre gegenwärtige Form aber haben die entsprechenden Organe dadurch erhalten, dass sie sich in jeder der folgenden planetarischen Zeiten immer wieder zu höherer Vollkommenheit umbildeten. Auf dem Saturn waren sie physikalische Apperate, nichts weiter.

        Auf der Sonne sind sie dann umgebildet worden, weil ein Äther- oder Lebensleib sie durchdrang.
        Sie wurden dadurch in den Lebensprozess einbezogen. Und zu ihnen kamen diejenigen Glieder des menschlichen physischen Leibes hinzu, die sich überhaupt nur unter dem Einfluss eines Ätherleibes entwickeln konnten: die Wachstums-, Ernährungs- und Fortpflanzungsorgane.
        Selbstverständlich gleichen die ersten Anlagen dieser Organe, wie sie sich auf der Sonne herausbildeten, wieder nicht an Vollkommenheit der Form, die sie gegenwärtig haben. Die höchsten Organe, welche sich der Menschenleib damals eingliederte, indem physischer Körper und Ätherleib zusammenwirkten, waren diejenigen, welche sich in der Gegenwart zu den Drüsen ausgewachsen haben. So ist der physische Menschleib auf der Sonne ein Drüsensystem, dem die auf der entspechenden Stufe stehenden Sinnesorgane eingeprägt sind. Auf dem Mond geht die Entwicklung weiter. Zu dem physischen Körper und dem Ätherleib kommt der Astralleib hinzu. (…)“

        Wie gesagt, keiner der noch alle Tassen im Schrank oder Latten am Zaun hat, käme auf die Idee, diesen Schmonzes ernst zu nehmen – was einen bezeichnenden Blick auf unsere Volkvertreter im Bundestag liefert, die in den 1970er Jahren eine „Heilkunst“ im Sozialgesetzbuch verankert und mit besonderen Privilegien versehen haben, die auf den Phantastereien eines Geisteskranken beruht, und es bis heute nicht geschafft haben, diesen Fehler zu beseitigen.

        Das mindestens so grotesk, wie Steiners Weltenschau.

        Dass „Otto Normalverbraucher“ an der Raffinesse der anthroposophischen Täuschungsmanöver scheitert und irgendwann glaubt, dass es hochwirksame Medikamente ohne Nebenwirkungen gibt und für jede Krankheit – vom banalen Wehwehchen bis zum metastasierenden Tumor – ein passendes Mittelchen in Weledas oder Walas Kräutergärtchen existiert, das von den Anthros mit urkomischen Ritualen nur noch liebevoll auf exorbitante Wirkung gepimpt werden muss – wer mag es ihm verdenken?

        Dass aber Fachministerien und Fachminister nicht in der Lage sind, diese Inszenierungen zu durchschauen, ist nur wenig glaubhaft und deshalb ein Zeichen für ein durch und durch verrottetes System, dessen wichtigste Zutaten politischer Opportunismus, eine latente Wissenschaftsfeindlichkeit und ein krudes Wissenschaftsverständnis sind. In einem solcherart klimatisierten Biotop ist keinerlei Raum mehr für Logik und Vernunft.

        Vielleicht mutet man uns aber genau deshalb die Waldorf-Schulen oder Kliniken wie Herdecke oder Havelhöhe zu? Vielleicht geht´s ja um die Wiederverzauberung der Welt – auf das die Deutungshoheit über das Wesen der Welt wieder den selbsternannten Gurus jedweder Couleur und Provenienz zugebilligt wird.“

        https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/12/18/rudolf-steiners-rassistischer-science-fiction-trash-aus-der-akasha-chronik/#comment-5828

  4. ZITAT: „der Steiner glaubte selbst an seinen hanebüchenen Esoterik-Mix, den er aus Buddhismus, Christentum, Theosophie, Goethes Lehren, Freimaurertum, Science-Fiction-Romanen und vielem anderen zusammenrührte.“

    Freimaurertum? Steiner war Rosenkreuzer und kritisierte das Freimaurertum.Daher stimmt ihre Behauptung einfach nicht.
    Können sie mir die Namen der Sci-Fi Romane geben bei denen sich Steini bedient haben soll? Die würde ich gern mal lesen.

  5. auf Deutsch: “Vril – oder eine Menschheit der Zukunft”, siehe:

    „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash

    Aus der Akasha-Chronik

    (…) Der Historiker Helmut Zander weist darauf hin, dass Steiner die “Lebenskraft” und die “in geringer Höhe über dem Boden schwebenden Fahrzeuge der Atlantier” aus Edward Bulwer-Lyttons Zukunftsroman “The Coming Race” entlehnt habe, den er seinen engen Mitarbeiter Guenther Wachsmuth unter dem neuen Titel “Vril oder eine Menschheit der Zukunft” ins Deutsche übersetzen ließ und 1923 als Lektüre für die zehnte Klasse der Waldorfschule empfahl. [2]

    Steiners Buch “Aus der Akasha-Chronik” selbst findet sich auf einer Literaturliste der “Pädagogogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen” für den Geschichtsuntericht in Waldorfschulen zum Thema “Atlantis”.“

    https://hpd.de/artikel/10883

  6. Guten Tag Herr Rautenberg, Sie schreiben, Steiner sei sich sicher gewesen, dass der Planet Vulkan existiert. Gibt es eine Quelle zu dieser Aussage? Wo spricht er wirklich von diesem Planeten und nicht nur von einer Reinkarnation der Erde?
    Sie schreiben auch, dass Steiner die Existenz der Spektralfarben geleugnet habe. Haben Sie dazu auch eine Quelle?
    Vielen Dank im Voraus

    1. @ Jasper Polano
      als Anthroposoph glauben Sie doch fest an „Reinkarnation“, was ist also der Sinn Ihrer Frage, Zitat Polano: „Wo spricht er (Rudolf Steiner) wirklich von diesem Planeten und nicht nur von einer Reinkarnation der Erde?“
      Zum „Vulkan“ als „Reinkarnation“:
      “ (…) Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”
      “Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!”
      “Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”
      “Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!” (…)“
      aus: „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash – Aus der Akasha-Chronik“, https://hpd.de/artikel/10883

  7. @Natasha-Chronik, vielen Dank für die Antwort. Auch wenn ich die Reinkarnation annehme, besteht natürlich trotzdem ein Unterschied zwischen einer Reinkarnation der Erde auf der Stufe des Vulkan und dem Planeten Vulkan.
    Vielen Dank auch für dieses schöne Zitat. Ich empfehle, wenn man sich inhaltlich mit Steiner beschäftigen möchte die Philosophie der Freiheit oder Die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung.
    Bei den späteren Werken, wie der Akasha-Chronik, handelt es sich ja um konkrete Ergebnisse Steiners geisteswissenschaftlichen Forschung, die für die meisten wohl nicht nachzuprüfen ist und die auch natürlich Fehler enthalten kann (was auch Steiner oft betonte). Solange ich da nichts prüfen kann, halte ich mich lieber an die frühen, nachvollziehbaren Schriften.

    1. @ Jasper Polano

      ich habe die Doktorarbeit Rudolf Steiners gelesen – von Erkenntnis keine Spur.

      Ich finde es befremdlich, dass Sie versuchen, sich mit Rudolf Steiners Scharlatanerie eine Existenz aufzubauen, aber damit sind Sie ja nicht allein:

      „Esoteriker“, „Rassist“, „Scharlatan“ sind heute übliche Bezeichnungen für Rudolf Steiner. Das möchte die anthroposophische Alanus Hochschule ändern: „Philosoph“ oder „Wissenschaftler“ hört sich einfach besser an und verkauft sich auch viel leichter (…), weiter: https://hpd.de/artikel/alanus-hochschule-erfindet-einen-neuen-steiner-18488

      1. Hmm schade. Sie ist zwar zugegebenermaßen etwas holpring aber ich fands inhaltlich sehr bereichernd.
        davon abgesehn finde ich das Argument, dass „Esoteriker“, „Rassist“, „Scharlaten“ heute übliche Bezeichnungen für ihn sind nicht besonders bestechend. In manchen Kreisen wird Donald Trump auch nach wie vor überlicherweise als Präsident oder Echter Präsident bezeichtnet. macht es nicht wahrer.

      2. @ Jasper Polano

        wer Rudolf Steiners Doktorarbeit „inhaltlich sehr bereichernd“ findet, weiß gar nicht, was „Philosophie“ ist.

        Zweifeln Sie daran, dass Rudolf Steiner Rassist war? Würde nicht überraschen. Darin, sich eine eigene „Wahrheit“ zu erschaffen, sind Anthroposophen Profis:

        Es gibt eine jahrzehntelange anthroposophische Tradition des Leugnens von Rudolf Steiners Rassismus. In der vom Bund der Freien Waldorfschulen herausgegebenen Zeitschrift Erziehungskunst führt Jost Schieren, Professor an der anthroposophischen Alanus Hochschule, diese alte Tradition unter dem neuen Label „Waldorf & Wissenschaft“ fort. In seinem Artikel „Anthroposophie in der Kritik“ schreibt Schieren: „Rudolf Steiner war kein Rassist“ (…), weiter: https://hpd.de/artikel/rudolf-steiner-war-kein-rassist-20317

  8. Axel Stoll war eine Reinkarnation von Rudolf Steiner, das hat mir das Geistselbst von Uriella in einer hellsichtigen Vision mitgeteilt und Katzen mit Zauberstäben helfen im spirituellen Krieg.
    Das habe ich gerade mir gerade inspiriert von Steiner und Markus Kiesling ausgedacht – so wie Steiner in seinen Vorträgen allen möglichen Unsinn erfunden hat.
    Ich habe viele Texte von Steiner mit OpenAI analysiert, mit dem Ergebnis, dass die meisten Aussagen Steiners entweder völlig sinnfrei, inkonsistent, oder sachlich falsch sind.

    These: Steiner war ein Rabulist, der keine Ahnung hatte und irgendetwas erzählt hat, um recht zu haben.
    Ich denke, Steiners wissenschaftliche Karriere ist wegen seiner unwissenschaftlichen Arbeitsweise gescheitert und das hat zu einer nazistischen Kränkung geführt.

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