Natürlich können Anthroposophen als Argument gegen Technik heute nicht überall offen die Störung ihrer Hellseherfähigkeiten anführen oder von Naturwesen, Geistern und Dämonen sprechen. Solches bespricht man lieber nur intern, liest dazu in anthroposophischer Fachliteratur oder im hauseigenen Waldorf-Magazin. In der Öffentlichkeit müssen dann ganz andere Argumente gegen die bösen Medien gefunden, oder oftmals auch: erfunden werden.
„Die Technik wird der Erde den Tod bringen! Und Technik hat sehr viel mit Zerstörung, mit Umwälzung zu tun. Technik ist nicht nur ein totes Produkt, sozusagen, sondern es ist auch todbringend.“ (Michaela Glöckler, Vortrag „Ich im Netz – Ansätze zum Verständnis des Subjekts im Internet“, 2012)
Das Zitat der führenden anthroposophischen Medizinerin
Michaela Glöckler ist ein Musterbeispiel für die traditionelle
Technikfeindlichkeit der Anthroposophen. Frau Glöckler war rund 30 Jahre lang
die Leiterin der „Medizinischen Sektion“ an Rudolf Steiners „Goetheanum“, der
Schweizer Anthroposophen-Zentrale. Heute kämpft sie als Lobbyistin an
vorderster Front gegen alles Digitale.
Die „Technik“, die „Medien“, die „Bildschirme“ – all das ist
für die esoterische Glaubensgemeinschaft überaus schädlich: Es leidet der „Ätherleib“,
die Spiritualität nimmt Schaden, die Seele wird zerstört und die Wirklichkeit
der Welt zerbricht bis in ihre Atomstruktur hinein. Moderne Technik macht krank
und führt in die Kriminalität, mindestens aber in die Drogensucht.
„Verlockungen eines vielversprechenden technischen Zugewinns verdecken, wie sehr die flächendeckende Funktechnik die Inkarnation stört. Bestätigung finden Steiners Hinweise in wissenschaftlichen Nachweisen, dass Funkstrahlung Funktionen des Organismus durch Störung der physiologischen Prozesse (Zellstress) beeinträchtigen kann. (…)
Fehlzeiten von Lehrern stiegen an, nachdem ein WLAN-Sender im Lehrerzimmer eingeschaltet worden war. (…) Die segensreichen Hinweise Rudolf Steiners im Landwirtschaftlichen Kurs könnten so auch im pädagogischen und sozialen Arbeits- und persönlichen Lebensumfeld eine lebenserfrischende Wirkung erlangen.“ (Helmut Breunig für „Erziehungskunst“)
Kritik an Spitzers abstrusen Thesen gibt es schon lange. Nun
hat sich die Süddeutsche Zeitung dem Schaffen des Medienverdammers gewidmet.
Titel: „Über
einen, der aus Ängsten Geld macht“
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Kommunikation mit höheren Welten“ stören würden. Folgerichtig sind seinen Jüngern TV und PC, Smartphone und Tablet verhasst.
Da wächst zusammen, was zusammen gehört – ist es doch in der
technikfeindlichen Waldorfbewegung teilweise noch immer verpönt, einen
Fernseher zu besitzen. Computer sind im schlimmsten Fall „des Teufels“, oder im
besten Fall von Geistern bewohnt. Und dieses „Internet“ sollte Schulkindern
höchstens ab der 12. Klasse näher gebracht werden – aber auf Anraten des Bundes
der Freien Waldorfschulen selbstredend „nur in der Theorie“.
“Sein Beispiel aus den Kindergarten, wo auf einem Tisch Fotos gelegt
wurden um zu testen, ob die Kinder in ihre Spielecken gehen oder zu den
Fotos, brachte eine Überraschung: Viele Kinder gingen zu den Fotos, das
war anzunehmen, aber dazu kam, die Kinder strichen über die Fotos, um
sie zu vergrößern, offensichtlich gewohnt, mit Fotos so umzugehen. (…)
Was brauchen Kinder, um in eine Balance zwischen Fluch und Segen der
Geräte zu finden. (…) Was
macht die Nutzung mit den Kindern, abgesehen von der Schädigung des
Gehirns, weil die Schädeldecke noch dünner ist?” (NNA)
„Nur
wer versteht, wie die Technik funktioniert, die man im alltäglichen
Leben nutzt, der ist ein wacher Zeitgenosse. Das wusste Rudolf Steiner
schon 1919, als er forderte, dass die Schüler
erst dann die Waldorfschule verlassen dürften, wenn sie die
Funktionsweise der elektrischen Straßenbahn wenigstens in ihren
Grundzügen verstanden hätten. Was früher die Straßenbahn oder der
Telegraf war, ist heute der Computer oder das Smartphone. (…) Elektronische
Medien [imitieren] viele seelische Aktivitäten und wirken dadurch
besonders verführerisch (…)
Ab
der 9. Klasse kann eine Einführung in die Computertechnologie
stattfinden, und zwar ausgehend vom praktischen Umgang mit
elektronischen Bauteilen und Geräten. In der 12. Klasse ist dann
auch das Internet in seinem prinzipiellen Aufbau zu behandeln.“ (Henning Kullack-Ublick)
“Ein Vorstoß, Handyschummlern
das Handwerk zu legen, hat für Riesenwirbel gesorgt. Nach
Medienberichten ertönt dort ein Alarmton, wenn während einer
Klassenarbeit trotz Verbots ein Handy eingeschaltet ist. (…)
Das Kieler
Bildungsministerium befürchtet einen mögliche Eingriff in
Persönlichkeitsrechte der Schüler. “Das wäre sicherlich der Fall, wenn
einzelne Schüler anhand ihres eingeschalteten Handys durch die
technische Überwachung geortet werden könnten. Wir müssen also zunächst
einmal prüfen, was da eigentlich stattfinden soll”, sagte Pressesprecher
Thomas Schunk.
Die
Schule will mit der Überwachung verhindern, dass Schüler bei Prüfungen
und Klausuren trotz Verbots internetfähige Mobiltelefone zum Schummeln
nutzen.
Erfunden wurde
der Handy-Melder mit dem Namen “Paul” 2008 von Schülern und Lehrern der
Waldorfschule Uhlandshöhe in Stuttgart. Das Gerät reagiert mit einem
Piepton auf die Strahlung, die von eingeschalteten Mobiltelefonen
ausgeht.” (Die Welt)
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