“Wenn heute viele Menschen neu zu uns hinzukommen, die nicht aus der Anthroposophie und ihrem Umfeld stammen, ist für mich die Frage: Haben die nun die Anthroposophie hinter sich oder vor sich? Für mich ist die Antwort, sie haben sie eher vor sich.” (Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank bei „Info3„, 2013)
Die GLS Gemeinschaftsbank ist eine erfolgreiche ethische Bank mit eigenständiger Treuhandgesellschaft, die zur Finanzierung der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie gegründet wurde. Diese Weltanschauung ist für Esoterik, Pseudomedizin und Pseudowissenschaft sowie seit der Corona-Pandemie auch zunehmend für ihre Verschwörungstheorien und ihr Querdenkertum bekannt.
Die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ wurde 1974 von Menschen gegründet, die der esoterischen Weltanschauung „Anthroposophie“ nahe standen, um anthroposophische Projekte wie Waldorfschulen und Demeter-Höfe zu finanzieren. Die GLS Bank hat die Esoterik im deutschsprachigen Raum in den letzten 40 Jahren groß gemacht. Sie finanziert weiterhin Projekte aus den Bereichen Waldorfpädagogik, Pseudomedizin und Pseudowissenschaft – insbesondere durch ihr Schwesterunternehmen GLS Treuhand.
Auch durch den Rückhalt einer „eigenen Bank“ gehören anthroposophische Einrichtungen zu den Marktführern – nicht zuletzt im Bereich „alternativer“ Schulen, Bauernhöfen oder „alternativer“ Medizin. In diesen Praxisfeldern der Anthroposophie wird nicht nur nach wissenschaftlichen, sondern in erster Linie nach esoterischen Grundsätzen gearbeitet.
Die Bank gilt mit Recht als eine der besten ethischen Banken und bedient heute auch viele lobenswerte, nicht-esoterische Themengebiete. Die Anthroposophie verliert offenbar innerhalb der Bank immer mehr an Stellenwert. Als eine der wenigen anthroposophisch inspirierten Einrichtungen hat sich die GLS Bank deutlich von Rudolf Steiners Rassismen distanziert, verschwörungsideologische Kund_innen des Hauses verwiesen und sich für Impfungen ihrer Mitarbeiter_innen gegen Covid19 eingesetzt.
Diese positive Entwicklung hat die GLS-Schwester GLS Treuhand bislang nicht vollzogen, wie man weiter unten lesen kann.
Die GLS Bank
GLS Bank: Gründung und Zweck
“Die GLS Bank ist 1974 von Menschen gegründet worden, die der Anthroposophie eng verbunden waren. Zu Beginn wurden hauptsächlich Projekte aus diesem Umfeld finanziert, z. B. Demeter-Höfe und Waldorfschulen.“ (Webseite der GLS Bank)
Gründer der Bank war der Anthroposoph Wilhelm Ernst Barkhoff, der ebenso Gründer anderer anthroposophischer Einrichtungen wie des „Instituts für Waldorf-Pädagogik“ und auch Vorstand der „Rudolf-Steiner-Schule Ruhrgebiet“ war.
Mit Mitarbeitern wie Franz Schily (Vater von Konrad Schily und Otto Schily) machte er die nach esoterischen Annahmen arbeitenden Waldorfschulen in ganz Europa zu einem Erfolgsmodell.
Finanzierung der Waldorfschulen
Esoterische „alternative“ Pädagogik basierend auf Hellseherei
Eine der Hauptaufgaben der GLS Bank war die Finanzierung der Waldorfschulen, die nach der alternativen Pädagogik des österreichische Hellsehers Rudolf Steiner arbeiten.
Die vorgebliche Reform-Pädagogik will das Karma und den Stand der Reinkarnation der Kinder berücksichtigen. Sie orientiert ihre Unterrichtsinhalte an einer anthroposophischen Evolutionserzählung, die die Abstammung der Menschheit aus Atlantis beinhaltet. Weitere Kernelemente sind von der Anthroposophie angenommene „Kulturstufen“ – jedes Kind vollzieht in seinem Wachstum die kulturelle Entwicklung der Europäer nach. Nach dieser im Kern rassistischen Evolutionserzählung sind die Unterrichtsinhalte gestaffelt. Seine Erkenntnisse bezog der Hellseher Rudolf Steiner aus „höheren Welten“, die nur er wahrnehmen konnte.
In Deutschland gibt es rund 254 der privaten Waldorfschulen, weltweit sind es etwa 1.200 Schulen. (Stand: 03/2020). Die elitären, esoterischen Privatschulen werden als sogenannte „Ersatzschulen in freier Trägerschaft“ im Schnitt zu drei Vierteln aus Steuergeldern finanziert.
Mit einer eigenen „Waldorf-Kreditkarte“ konnten Kunden der GLS Bank die Waldorfschulen nicht nur indirekt, sondern auch ganz direkt finanziell fördern. Die Kreditkarte ist mittlerweile nicht mehr erhältlich.
„Die Waldorf-Kreditkarte ist eine VISA-Karte, mit der Sie nicht nur weltweit bezahlen können. Mit jeder Zahlung unterstützen Sie außerdem Projekte der weltweiten Waldorfbewegung. Nach jedem Zahlvorgang geht der Erlös aus der Kreditkarte an den Bund der Freien Waldorfschulen e.V. und die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., die beiden Kooperationspartnern der GLS Bank bei der Waldorf-Kreditkarte.“ (GLS Bank)
„Freunde der Erziehungskunst“: Notfall-Eurythmie und homöopathische Globuli für traumatisierte Kinder
Neben dem Bund der freien Waldorfschulen erhielt der Kooperationspartner „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ Geld aus der VISA-Aktion. Die „Freunde“ leisten weltweit „Notfall-Waldorfpädagogik“ in Krisengebieten. Dabei werden zum Beispiel traumatisierten Kriegsopfern, meist Kindern, anthroposophische „Therapien“ wie Eurythmie-Tänze angeboten. Der Verein hat seine Geldanlagen von rund 900.000 Euro bei der GLS Bank.
Im Zuge von Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 wurden die „Freunde“ von der GLS Bank als Hilfsorganisation empfohlen. Die Organisation will bei ihrer Traumatherapien nach Möglichkeit ausschließlich homöopathische Mittel – welche ohne Wirknachweis über den Placebo-Effekt hinaus sind – einsetzen. Nach Kritik nahm die GLS Bank die „Freunde“ von ihrer Liste der empfohlenen Organisationen herunter.
Weitere Informationen zur GLS Bank und GLS Treuhand:
- Bilanzsumme: 8,02 Mrd. Euro (2020)
- https://de.wikipedia.org/wiki/GLS_Gemeinschaftsbank
- https://de.wikipedia.org/wiki/Zukunftsstiftung_Landwirtschaft
- https://anthroposophie.blog/?s=GLS
- https://gls.de
Ein Netzwerk anthroposophischer Banken
Neben der deutschen GLS Bank gibt es ein ganzes Netzwerk aus kleinen und großen Banken mit anthroposophischem Hintergrund. Ihre Hauptaufgabe ist meist die Finanzierung der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie, aus der heraus sie gegründet wurden.
Triodos-Bank, Niederlande
Auch die Triodos-Bank ist von und mit Anthroposophen gegründet worden. Beraten wurden die Gründer der Triodos-Bank vom Heilpädagogen und Vorsitzenden der anthroposophischen Gesellschaft, Bernard Lievegoed sowie vom GLS Gründer Wilhelm Ernst Barkhoff:
„Die Gründung der Triodos Bank erfolgte im Jahr 1980. Unsere vier Gründer (…) beschäftigen sich seit den Sechzigerjahren intensiv mit Fragestellungen rund um das Thema Social Banking, aber auch stark mit der Anthroposophie. Die Gründer sind damals auch zur GLS Bank nach Bochum gereist, weil dort ähnliche Ideen lebten, und haben sich von Herrn Barkhoff, dem Gründungspionier der GLS Bank, inspirieren lassen.“ („Finanzwirtschaft in ethischer Verantwortung“ – „Die Triodos Bank und ihr nachhaltiges Geschäftsmodell„, Springer, 2017)
- Verwaltetes Vermögen: 11,1 Mrd. Euro (2017)
- Wikipedia: Triodos-Bank
- Webseite: Triodos.de
- Anthroposophie.blog: #Triodos
La NEF Bank, Frankreich
„Die Vereinigung für Forschung und Umsetzung neuer Formen der wirtschaftlichen und finanziellen Unterstützung wurde 1978 gegründet. Es wurde von Jean-Pierre Bideau, damals Lehrer an einer Steiner-Waldorfschule und Präsident des Verbandes der Steiner-Waldorfschulen, und Henri Nouyrit, damals Elternteil einer Steiner-Waldorfschule und Landwirt-Züchter in Biodynamik, gegründet.
Die Gründer lassen sich von anderen bestehenden europäischen ethischen Banken inspirieren (…) [GLS, Triodos], und durch das wirtschaftliche und soziale Denken von Rudolf Steiner. Beide waren sehr engagiert in der von letzteren gegründeten anthroposophischen Bewegung.
Ihr erstes Ziel ist es, Steiner-Waldorfschulen, die sich gründen oder entwickeln wollen, Kredite anbieten zu können. Seit seiner Gründung hat der Verein weitere Projekte im Zusammenhang mit der Anthroposophie finanziert, insbesondere zur Entwicklung der Biodynamik, einer von Rudolf Steiner erfundenen Landwirtschaftsform“ (Wikipedia.fr)
- Bilanzsumme: 886 Mio. Euro (2021)
- Wikipedia: La NEF entreprise (französisch)
- Webseite: la NEF, finance éthique
ABS-Bank, Schweiz
„Die ABS ist in den 1980er Jahren aus ökologisch, alternativ aber auch anthroposophisch orientierten Kreisen entstanden.“ (Alternative Bank Schweiz, „Unsere Wurzeln„, 2020)
- Bilanzsumme: 2,2 Mrd. CHF (2021)
- Wikipedia: Alternative Bank Schweiz
- Webseite: ABS.ch
Freie Gemeinschaftsbank, Schweiz
Die Freie Gemeinschaftsbank ist stark auf die Anthroposophie des österreichischen Hellsehers Rudolf Steiner ausgerichtet. Ihre Geschäftsbereiche bezeichnet sie nach dem Konzept von Rudolf Steiners „Dreigliederung“ als „Organe“, sie finanziert zum großen Teil anthroposophische Einrichtungen.
Das Logo und selbst das Gebäude der Bank sind nach anthroposophischen Grundsätzen gestaltet und verwenden kaum „unnatürliche“ rechte Winkel. Auf der Internetseite und sogar im Geschäftsbericht der Bank wird der Anthroposophie-Gründer Rudolf Steiner wörtlich zitiert.
- Bilanzsumme: 367,9 Mio. CHF (2021)
- Wikipedia: Freie Gemeinschaftsbank
- Webseite: Gemeinschaftsbank.ch
Merkur Andelskasse, Dänemark
Die dänische Bank Merkur Andelskasse wurde 1982 gegründet auf Prinzipien von Rudolf Steiner und seinem Konzept der Sozialen Dreigliederung. Die Gründung als privater Spar-und Darlehnsverein wurde durch die anthroposophisch geprägte deutsche GLS-Bank inspiriert. Merkur arbeitet mit der niederländischen anthroposophischen Bank Triodos zusammen.
- Bilanzsumme: 3,5 Mrd. DKK bzw. 469,6 Mrd. EUR (2017)
- Wikipedia: Merkur Andelskasse (dänisch)
- Webseite: Merkur.dk
GLS Treuhand e.V.
Während die GLS Gemeinschaftsbank auf gutem Wege ist, sich von anthroposophischer Esoterik frei zu machen, ist die GLS Treuhand e.V. – auch als Dachorganisation der „Zukunftsstiftung Entwicklung“ – weiter überaus stark in diesem Bereich vertreten. Die Treuhand finanziert zahllose esoterische Projekte und Einrichtungen, deren Grundlagen und Methoden weit außerhalb der Wissenschaft stehen. Das gilt insbesondere für die pseudowissenschaftliche, esoterische „biodynamisch“ Landwirtschaft nach Demeter und endet nicht bei versteckter Lobbyarbeit gegen grüne Gentechnik.
Finanzierung der Demeter-Methode und die „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“ der GLS Treuhand
Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft ist „[rechtlich] eine unselbstständige Stiftung, die mit der GLS Gemeinschaftsbank assoziiert ist und deren Geschäftsführung von der GLS Treuhand in Bochum besorgt wird.“ (Wikipedia). Die Stiftung setzt sich für die Verbreitung der anthroposophischen, so genannten „biologisch-dynamischen“ Landwirtschaft ein, wie sie bei den von Rudolf Steiner inspirierten Verbänden Demeter, GÄA oder EcoVin betrieben wird. Diese Verbände gehören zu den führenden Bio-Verbänden in Deutschland.
Biodynamische Landwirtschaft: Okkultismus, Astrologie und Homöopathie
Die biodynamische Landwirtschaft geht ebenfalls auf den Hellseher Steiner zurück. Sie will okkulte, also verborgene Wirkungen von Mond, Sternen und Planeten berücksichtigen und verpflichtet Bauern zu okkult-magischen Ritualen, bei denen sich Gedankenkräfte auf Düngemittel auswirken sollen.
Als Dünger werden Präparate aus mit Mist gefüllten und vergrabenen Kuhhörnern, Tierschädeln, Kristallen oder Eingeweiden verwendet, die homöopathische verdünnt zum Einsatz kommen. Kranke Tiere werden vorrangig mit kosmologischer, anthroposophischer Pseudomedizin oder homöopathischen Globuli behandelt. Alle genannten Verfahren sind für die mehr als 6000 Demeter-Bauern weltweit per Richtline verpflichtend durchzuführen. Mit GÄA und EcoVin arbeiten drei der neun größten deutschen Bio-Anbauverbände nach Ideen des Hellsehers Rudolf Steiner.
Förderung von Pseudowissenschaften in der Landwirtschaft
Ziel der Stiftung ist es, diese auf Astrologie, Homöopathie und Okkultismus basierende „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ als „Leitbild zukünftiger Agrarpolitik“ zu etablieren. Schwerpunkte sind unter anderem die „Entwicklung neuer Methoden zur Beurteilung der Qualität von Lebensmitteln, etwa durch bildschaffende Methoden.“ (Wikipedia). Da die von den Esoterikern angeblich im Produkt erzeugten „Vital-„, „Lebens-“ oder auch „Ätherkräfte“ mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind, haben Anthroposophen eigene Messtechniken erfunden.
Pseudowissenschaftliche „bildschaffende Methoden“ sollen mittels obskurer esoterischer Techniken die „ätherische Lebenskräfte“ in Produkten darstellen können. Bei diesen Methoden wird – kurz gesagt – meist ein wässriger Auszug einer Pflanze genutzt. Unter Zugabe von Zusatzstoffen wird dieser Auszug instabil und die Probe der Pflanze zerfällt. Die zufällig gebildeten Zerfalls-Strukturen werden dann hellseherisch interpretiert.
Eurythmie auf dem Acker: „Tanzen für Pflanzen“ als bio-dynamische „Forschung“
„Der Schwerpunkt der Stiftung liegt auf der Förderung der Züchtungsforschung im Bereich Getreide, Gemüse und Obst (…). Zu ihren Partnern gehören in diesem Bereich beispielsweise (…) die Forschung & Züchtung Dottenfelderhof.“ (Wikipedia)
Auf dem Dottenfelderhof behauptet man „Gemüsezüchtungs-Forschung“, zu betreiben, indem man das Saatgut und Pflanzen wie u. a. Rosenkohl mit esoterischen Eurythmie-Tänzen betanzt. Die entstandenen Pflanzen „untersucht“ man dann mit den der Aura-Fotografie ähnlichen „bildschaffenden Untersuchungen (Kupferkristallisation und Steigbild)“, um die durch das esoterische Tanzen erzeugten ätherischen „Vitalkräfte“ zu dokumentieren. (Dottenfelderhof, Tätigkeitsbericht 2018, PDF)
Saatgutsparen – oder: „Kosmosklänge“ für das Saatgut
Bio-dynamische Forschung mit „Tanzen für Pflanzen“, „Musik für Pflanzensamen“ oder „Aura-Fotografie“ kann man mit der Aktion „Saatgutsparen“ der GLS Bank unterstützen. Zinserträge gehen dabei in die „Saatgutarbeit“ der „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“.
Stiftungsfonds der GLS Treuhand
Der Stiftungsfonds des GLS Bank-Schwesterunternehmens „GLS Treuhand“ finanziert einige wertvolle Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien und der Flüchtlingshilfe sowie Behindertenarbeit.
Die meisten Projekte scheinen jedoch aus dem eigenen anthroposophischen, esoterischen und pseudowissenschaftlichen Spektrum zu stammen.
Anthroposophie, Homöopathie und eine alternative Evolutionserzählung
Beispiele:
- A.R.S.-Stiftung für Waldorfpädagogik
- Stiftungsfonds Artfondo, Kunstprojekte inspiriert durch Anthroposophie und den Anthroposophen Joseph Beuys
- Freie Bildungsstiftung für eine Bildung nach den Idealen Rudolf Steiners
- Zukunftsstiftung BioMarkt, in Kooperation mit BioKreis und Denn´s, tätig im Bereich der bio-dynamischen Landwirtschaft
- Bodhichitta Stiftung für buddhistische Meditation und Homöopathie
- Stiftungsfonds Chirophonetik, anthroposophische Sprachtherapie
- Stiftungsfonds Desiderata, u. a. für „ganzheitliche“ Heilverfahren
- EKAYANA Stiftungsfonds für zeitgemäßen Buddhismus
- Stiftungsfonds European Integral Academy, tätig im Bereich der Esoterik und Spiritualität
- Institut für Evolutionsbiologie an der Universität Witten/Herdecke, dessen Leiter die These von Rudolf Steiner belegen will, dass das Tier vom Menschen abstammt und somit Darwins Evolutionstheorie falsch ist
- HORTUS Stiftungsfonds für biologisch-dynamische Landbauprojekte
- Stiftungsfonds HGM – Heute Gemeinsam für Morgen – für Waldorfpädagogik und Anthroposophie
- Karl König Stiftungsfonds für Anthroposophische Medizin
- Stiftungsfonds Nadjeschda für Kinder u.a. mit Behinderungen, Waldorfpädagogik
- Sparrer&Varga-Stiftung zur „Systemischen Strukturaufstellung“
Quelle: Stiftungsfonds der GLS Treuhand
Finanzierung alternativer Evolutionserzählungen
Anthroposophen glauben an ihre eigene Evolutions-Erzählung nach dem Hellseher Rudolf Steiner. Diese beinhaltet esoterische Anteile (Abstammung des Menschen aus „Atlantis“), rassistische Anteile (die höchste Entwicklungsstufe ist die geniale, weiße „arische Rasse“) und anti-wissenschaftliche Anteile („Der Mensch stammt nicht vom Affen ab“, Rudolf Steiner). Die Evolutionstheorie nach Charles Darwin lehnte der Anthroposophie-Erfinder Steiner ab.
Der Stiftungsfonds der GLS Treuhand finanziert seit 2007 die Forschungen des
“Institut für Evolutionsbiologie” an der anthroposophischen Privat-Universität Witten-Herdecke. 1992 übernahm der ehemalige Waldorfschüler, Waldorflehrer und Waldorfausbilder Wolfgang Schad das Institut. Im Hausmagazin der Waldorfschulen, der „Erziehungskunst“, leugnete Schad 2004 – getreu seinem Glauben – die Evolution. In seiner Forschung hofft er, Darwin widerlegen zu können.
“Auf die heutige Form des Evolutionsverständnisses, das man derzeit wissenschaftlich für wahr hält, wird man möglicherweise in 200 Jahren nachsichtig zurückblicken. (…)
So finden wir zwei Anschauungen vor: Entweder stammt der Mensch vom Affen ab oder umgekehrt der Affe vom Menschen.
Auch innerhalb der naturwissenschaftlichen Forschung kann man beide Anschauungen vorfinden, wobei die Affen-Abstammung des Menschen natürlich besonders von der atheistisch-materialistischen Naturwissenschaft vertreten wurde.Aber es hat immer auch eine »Underground-Naturwissenschaft« gegeben, die manche Fakten dafür, dass auch das Umgekehrte denkbar ist, beibringen konnte.” (Wolfgang Schad im Waldorf-Hausmagazin „Erziehungskunst“, 2004)
Dass der Mensch nicht vom Affen abstammt, wird Kindern auch in einigen der dogmatischeren Waldorfschulen beigebracht.
Lobbyarbeit gegen Gentechnik
Der „Informationsdienst Gentechnik“ wird u. a. finanziert von Firmen aus dem anthroposophischen Spektrum. Zu den Trägern gehören der esoterische Anbauverband Demeter und die Zukunftsstiftung Landwirtschaft der anthroposophischen GLS Treuhand. Die vom „Informationsdienst“ seit rund 10 Jahren an Schulen verteilten Info-Materialien stehen in der Kritik.
Versteckte Lobbyarbeit mit falschen Fakten und zweifelhaften Studien
„Der Informationsdienst Gentechnik bietet Lehrern und Schülern der Sekundarstufe bereits seit 2010 Lehrmaterialien und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung an. Die Informationen sind tendenziös und geben Fakten verzerrt wieder. Zweifelhafte Studien werden als Beleg für die Hatz auf Gentechnikkritiker gewertet. (…) Für Lehrer und Schüler ist dabei nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich bei den Verfassern der Materialien und Informationen um vehemente Gegner einer sogenannten „Agro-Gentechnik“ handelt. (…) Ob solche „Unterrichtsmaterialien“ noch der Lehre dienen, oder der Meinungsmache, ist daher eine Frage, der sich auch das Bundesministerium für Bildung stellen sollte.“ (Süddeutsche Zeitung)
Fazit
Warum eine alternative Bank kritisieren?
Die GLS Bank ist die vielleicht bekannteste „ethische“ Bank. Viele halten ihr mit Recht zugute, dass sie nicht in „unethische“ Bereiche wie die Rüstungsindustrie investiert. Kritik an einer solchen Bank ist einigen unverständlich.
Nicht nur „Geld für Waffen“, auch die Finanzierung anti-wissenschaftlicher, anti-moderner Esoterik ist gefährlich. Das Einsickern esoterischer Verschwörungserzählungen und „alternativen Fakten“ schädigt die Gesellschaft. Das fördert die Entstehung von Parallelgesellschaft, in der Wahrheiten, Fakten oder wissenschaftliche Erkenntnisse keine Rolle mehr zu spielen brauchen: Fakt und Fiktion werden gleichwertig.
Die Anthroposophen und ihre GLS Bank haben eine breite und tief in der Gesellschaft verwurzelte esoterische Bewegung etabliert. Jahrzehntelange Einflussnahme und intensive Lobbyarbeit hat der Hellseher-Bewegung eigene gesetzliche Ausnahmen in Schule, Landwirtschaft und Medizin eingebracht.
Anthroposophen dürfen mit großzügiger staatlicher Finanzierung eigene, auf Hellseherei basierende Schulen führen, ohne staatliche Lehrpläne zu achten. Die meist elitären Privatschulen sind finanziell teilweise besser gestellt als Regelschulen.
Anthroposophen dürfen mit Duldung und sogar mit Finanzierung von Bundes- und Landwirtschaftsbehörden Astrologie und Okkultismus betreiben. Sie lassen sich sogar die Forschung dazu aus Staatsmitteln bezahlen. Durch den Einfluss von Esoterikern wird in der gesamten europäischen Bio-Landwirtschaft eine Erstgabe auch homöopathischer Pseudomedizin an kranke Tiere empfohlen.
Anthroposophen dürfen in Arztpraxen und Krankenhäusern eine eigene, kosmologisch begründete „Medizin“ praktizieren, welche nicht nur die Hochburg von Impfgegnern im deutschsprachigem Raum darstellt, sondern auch bei „alternativen“ Krebsmitteln der Marktführer ist. Die der Homöopathie ähnliche anthroposophische „Medizin“ muss dank eigener Sondergesetze keinerlei Wirknachweise erbringen. Sie kann dies auch nicht. Nach der Verwendung von anthroposophischer Pseudomedizin beispielsweise bei Krebserkrankungen kam es zu Todesfällen.
Anthroposophen haben Alternativen geschaffen – alternative Banken, alternative Bauernhöfe, alternative Schulen und eine alternative Medizin. In der Corona-Pandemie sind anthroposophische Organisationen wie die Waldorfschule, die anthroposophischen Mediziner_innen, die anthroposophische Kirche „Christengemeinschaft“ und viele weitere Einrichtungen durch ihre Durchsetzung mit Querdenker_innen aufgefallen.
Die Gefahr, die von der Anthroposophie-Szene ausgeht, ist nicht die einer Waffe, sondern leider oft die eines schleichenden Giftes.