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Ehemalige Mitglieder warnen vor der Freien Waldorfschule Everswinkel

Sorge um Gewalt und Übergriffe an der Freien Waldorfschule Everswinkel (Symbolbild, via Pexels, CC0)

Freie Waldorfschule Everswinkel: Bittere Vorwürfe von Gewaltverharmlosung, Übergriffigkeiten, fehlenden pädagogischen Konzepten und sektenartigen Zuständen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Von Seiten der Schule scheint es kein Interesse an einer Aufklärung zu geben.

Ein Gastbeitrag einer Gruppe ehemaliger Schulmitglieder der Waldorfschule Everswinkel:

Einen großen Aufruhr gab es vor den Sommerferien an der Freien Waldorfschule Everswinkel. SchülerInnen boykottierten 4 Tage lang den Unterricht und protestierten gegen die eigene Schulführung.

Die SchülerInnen der 9. Klasse berichteten über übergriffiges Verhalten, das Ihnen durch einen älteren Integrationshelfer im letzten Jahr mehrfach widerfahren sei und dem falschen Umgang der Schulleitung damit. Laut ihren Aussagen gab es sowohl körperliche Berührungen als auch obszöne verbale Äußerungen über die Figur einiger Mädchen. Seinen zu betreuenden Schützling soll er zudem mehrfach geschlagen haben. Die Schulführung hatte bereits seit langem Kenntnis davon, duldete jedoch tatenlos sein Verhalten.

Als sich die SchülerInnen schließlich ihrem Klassenbetreuer anvertrauten und dieser die Not der Kinder erkannte, stellte dieser sich schützend vor seine SchülerInnen und versuchte die Missstände aufzuklären – sehr zum Missfallen der Schulführung.

Die an der Schule dafür zuständige Vertrauensstelle, geleitet durch die Ehefrau des Geschäftsführers und einer Handarbeitslehrerin, wollten die Vorwürfe nach eigenem Wortlaut „entkräften“ und in „das richtige Licht rücken“. In weiteren Gesprächen wurden die Vorwürfe der SchülerInnen als haltlos bewertet und auf das Eintreten der Pubertät zurückgeführt.

Der Integrationshelfer wurde daraufhin in einer anderen Klasse weiter eingesetzt. Bei all den Geschehnissen konnte der Klassenlehrer nicht mehr zuschauen und leitete weitere Schritte zum Schutz seiner SchülerInnen und zur Aufklärung des Falles ein. Daraufhin erhielt er eine Abmahnung und eine Woche vor Schuljahresende die Mitteilung, dass sein Arbeitsvertrag nicht über das Schuljahr hinaus verlängert werden würde. Seine SchülerInnen bewiesen Courage und protestierten dagegen.

SchülerInnen protestieren gegen Rauswurf eines Lehrers

„Herr A. muss bleiben!“ SchülerInnen der Freien Waldorfschule stehen mit Protest-Plakaten vor ihrer Schule.
Foto: Privat, Bearbeitung durch Anthroposophie.blog

Wir kennen dieses Vorgehen aus der katholischen Kirche. Es wird hier um jeden Preis versucht, das Bild einer idyllischen heilen Welt aufrechtzuerhalten, die in Wahrheit keine ist, in dem diese Vorfälle bewusst vertuscht und verharmlost werden. Zudem wird mit allen Mitteln verhindert, dass jemand von außen, wie etwa Polizei, Jugendamt o. ä. in solchen Fällen eingreift. In dem Gewaltschutzpräventionskonzept der Schule wird darauf bestanden, dass die Prozesse ausschließlich durch die schulinterne Vertrauensstelle geregelt werden, die – sofern sie einen Fall für erledigt hält – sämtliche Dokumentationen hierüber vernichtet. Aus polizeilicher Sicht eine äußerst fragwürdig betriebene Paralleljustiz.

Die SchülerInnen wurden bis zum heutigen Tag seitens der Schulführung und der Vertrauensstelle nicht zu dem Fall befragt und fühlen sich von dieser weder gehört noch ernst genommen. Man hat ausschließlich nur mit dem vermeintlichen Täter Gespräche geführt und versucht die Geschehnisse so klein wie möglich zu halten. Zuvor wurde seitens der Eltern bereits bei der Bezirksregierung eine umfassende Dienstfachaufsichtsbeschwerde gegen das 3-köpfige Schulleitungsteam wegen anderer Ungereimtheiten eingereicht. In dem 6-seitigen Schreiben beklagen die Eltern, u. a. das Verbreiten von Verschwörungstheorien, die chaotische, nicht kindgerechte Ganztagsstruktur, eine schlechte Unterrichtsqualität aufgrund fehlender verbindlicher Lehrpläne und fehlender Qualifikation vieler Lehrkräfte sowie die staatsfeindliche Gesamteinstellung der Schule.

Waldorfschule zeigt kein Interesse an Aufklärung

Viele Versuche seitens der Eltern mit der Schulführung Lösungen zu finden, scheiterten, da letztgenannte kein Interesse daran zu haben schien. Mehrfach wurden die Bitten der Eltern nach Nachbesserung der pädagogischen Konzepte seitens der Schulführung abgeschmettert, mit der Begründung „das sei halt
Waldorf, ihr könnt ja gehen.“

„Es geht hier nicht um das Wohl der Kinder, sondern primär um das Aufrechterhalten von Machtstrukturen durch die Schulführung und der Ehefrau des Geschäftsführers. Sie ist hauptverantwortlich für Mobbingverhalten innerhalb des Kollegiums, so dass viele KollegInnen mittlerweile das Lehrerzimmer meiden.

Die Waldorfschule Everswinkel ist ein in sich geschlossenes System, das von einer Clique regiert wird, in der sektenartige Strukturen herrschen, bilanzieren Eltern, die ihre Kinder zu deren Schutz bereits abgemeldet haben. Hier herrscht Absolutheitsanspruch, Abweichungen von der Meinung der Schulführung werden bestraft (z.B. durch Kündigung, Mobbing), Abgrenzung von der Außenwelt, starke Manipulation und Indoktrination – viele Merkmale einer Sekte. Die Eltern haben die Schulführung bereits wegen grober Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht gegenüber Schutzbefohlenen angezeigt.

In den Sommerferien meldeten sich dann noch andere, ehemalige SchülerInnen zu Wort, denen in vergangenen Jahren ähnliches widerfahren sei. So soll einem älteren Kollegen mehrfach die Hand ausgerutscht sein, einer anderen Schülerin sei an den Po gefasst worden. Sanktionen oder Maßnahmen gegen die jeweiligen Lehrer hat es kaum gegeben. Schlimmer noch: Die SchülerInnen seien massiv unter Druck gesetzt worden, falls sie dies kundtun.

„Wer Kritik übt, wird herausgemobbt.“

Das Verhalten der Schulführung hat sich auch nach den Sommerferien nicht gebessert. So wurde Eltern, die sich zuvor ein knappes Jahrzehnt sehr für diese Schule in verschiedenen Arbeitskreisen und Gremien engagiert haben, und nun einige Schiefstände angesprochen haben, fristlos und mit sofortiger Wirkung ohne Angaben von Gründen der Schulvertrag gekündigt. Die Kinder und das Einhalten ihrer Schulpflicht war für die Schulleitung uninteressant. Die Leidtragenden waren erneut die Kinder, denn es war nicht leicht, diese aufgrund der Inkompatibilität der Schulsysteme an andere Schulen zu vermitteln. So hatte ein Schüler z. B. erst nach den Herbstferien einen neuen Schulplatz gefunden.

So war es schon immer an dieser Waldorfschule, erzählen mehrere Eltern. Tiefe inhaltliche Auseinandersetzungen mit der Sache gibt es in Everswinkel nicht und sind nicht erwünscht. Solange man sich deren Philosophie anschließt, wird man akzeptiert. Erkennt man jedoch Schiefstände und übt Kritik am System, wird man ohne klärendes Gespräch aussortiert und als „Störer“ dargestellt. Zustände, wie man sie sonst nur in einer Sekte kennt.

Das abschließende Resümee der Eltern und ehemaliger Lehrer an mögliche künftige Eltern lautet: Wenn Ihnen der Schutz Ihrer Kinder wichtig ist, wenn Ihnen menschliche Werte und gute Bildung wichtig sind, dann meiden (!) Sie bei der jetzigen Personalbesetzung die Waldorfschule Everswinkel. Lassen Sie sich durch das vermutlich schönste Schulgelände im Münsterland nicht blenden.


Weiterlesen?

Hintergründe: Ausführliche Berichterstattung über die Freie Waldorfschule Everswinkel von @AnthroBlogger bei Twitter (X) (via ThreadReaderApp)

Nachrichten-Meldungen zur Freien Waldorfschule Everswinkel: Es berichteten die Westfälischen Nachrichten, Die Glocke, das WDR Fernsehen (WDR Aktuell, WDR Lokalzeit Münsterland am 20. Juni 2023) und das WDR Radio.

Screenshot der Webseite der Westfälischen Nachrichten vom 14.06.2023,
Foto: Privat, Quelle: WN.de

Es geht um Übergriffigkeit, um ein vermeintliches Versagen und angebliche Versäumnisse der Schulleitung, um einen Lehrer, der sich vor die Schüler stellte und nun gehen soll, um fehlende oder nicht umgesetzte Konzepte, um Qualitätsmängel und Ungereimtheiten – die Liste der Vorwürfe aus Teilen der Elternschaft ist lang. So lang, dass inzwischen die Schulaufsicht der Bezirksregierung eingeschaltet wurde. (…)

„Melanie T. (Name geändert) spricht von einer „Schulführung wie eine Sekte“. Carola B. (Name geändert) stellt fest, „jeder, der Kritik übt, wird herausgemobbt“. Harte Worte am Ende eines Tages, der mit einem Knall begann – nach langem „Schwelbrand“.“

„Zu den schwerwiegenden Vorwürfen und Anschuldigungen gegenüber der Waldorfschulleitung haben die Westfälischen Nachrichten auch die Mitglieder der Schulführung – Jürgen Günther, Marianne Decamps und Lothar Schültken-Schnock befragt.“ [+ Artikel]

„Es kriselt an der Waldorfschule in Everswinkel. Nach Vorwürfen von übergriffigem Verhalten ermittelt jetzt die Polizei. Nach den Schüler- und Elternprotesten vor den Ferien gegen die Schulführung haben mehrere Familien ihre Kinder von der Waldorfschule in Everswinkel genommen.“ [+ Artikel]


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