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Von Atlantis und Auftragskillern: Eine Waldorf-Ausbilderin klärt auf

Institut für Waldorfpädagogik Witten/Annen, Foto von Reclus

In einer Telegram-Gruppe verbreitet eine Ausbilderin für Waldorfpädagogik Corona-Verschwörungsmythen. Sie spricht von Engelswesen und Hellseherei, zitiert KenFM und Eva Herman.

Wieder einmal kommen Verschwörungsmythen zur Corona-Pandemie aus Kreisen der esoterischen Weltanschauung „Anthroposophie“. Die Glaubensgemeinschaft, bekannt für alternative Waldorfpädagogik oder alternative anthroposophische „Medizin verbreitet dabei häufig „alternative“ Fakten: Seit Beginn der Pandemie streut sie Zweifel an Staat, Presse und Wissenschaft und äußert abstruse esoterische Verschwörungsmythen rund um das Virus.

Kritiker*innen von Corona-Schutzmaßnahmen nutzen dazu vermehrt den Instant-Messaging-Dienst Telegram. Das russische Chatsystem ist beliebt bei Rechtsextremen und Verschwörungsideologen, da Inhalte dort kaum überwacht oder gesperrt werden.

Seit dem 3. August 2020 ist dort auch Antje B. mit ihrer Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung“ vertreten. Frau B. leitet den „Studiengang Waldorf-Pädagogik“ am Institut für Waldorfpädagogik Witten/Annen und ist Dozentin für die „Klassenlehrer/innen-Ausbildung“. Für die Anthroposophin kommt eine angebliche „Corona-Krise“ nur in Anführungszeichen vor.

Corona-Kritiker möchten nicht mit Verschwörungstheoretikern und Esoterikern „in einen Topf geworfen“ werden. Das gestaltet sich schwierig, wenn Ausbilderin B. von Meinungsmanipulationen und Auftragskillern oder von Hellseherei und Engelswesen spricht.

Quellen von Robert F. Kennedy über Ken Jebsen bis Eva Herman

Was versteht die Ausbilderin für die Alternativpädagogik eines Rudolf Steiner unter „Aufklärung?“ Neben der Verbreitung von eigenen Texten esoterischer Lesart scheint ihre anthroposophische „Aufklärung“ maßgeblich aus „alternativen Fakten“ aus dubiosen Quellen zu bestehen:

So verbreitet Antje B. auf Telegram die Thesen des HNO-Arztes Bodo Schiffmann, der Corona-Maßnahmen mit dem Ermächtigungsgesetz Adolf Hitlers vergleicht, ein Youtube-Video des 9/11-Truthers Ken Jebsen oder Berichte des verschwörungsideologischen Magazins Rubikon. Sie verweist auch auf die „Ärzte für Aufklärung“, die Blanko-Atteste zur Befreiung vom Mund-Nasen-Schutz ausgestellt hatten, auf den Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. und scheut auch nicht davor zurück, die umstrittene Rechtspopulistin Eva Herman zu zitieren.

Zu den vielen Merkwürdigkeiten im Telegram-Kanal der Waldorf-Dozentin gehört auch ein Gedicht zum 75. Todestag Adolf Hitlers. Es geht um „Maulkörbe“ und die Abschaffung des „freien Geistes“ – der Anthroposoph Steffen Hartmann träumt unter dem Titel „Im Maskenland“ vom „Widar-Stand“.

Die Richtung ist damit vorgegeben – es geht um den Widerstand gegen eine gefühlte Unterdrückung. Am 14. August 2020 schreibt Frau B. über das „Irrenhaus“ Deutschland und die „Panikmache“ vor dem Virus:

Es war Anfang April, Deutschland im strengen Lockdown. Ich war einkaufen im Bioladen und sah zum ersten Mal Menschen mit Masken: Hinter der Theke, an der Kasse und ganz vereinzelt Kunden. Als ich auf die Straße trat, war ich wie benommen und hatte zum ersten Mal den Eindruck: Ich bin im falschen Film. Ich fragte mich, ob ich in einem Irrenhaus gelandet sei.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, 08.August 2020)

Die „Meinungen“ der Waldorfpädagogin zum Corona-Virus hat man aus der esoterischen Glaubensgemeinschaft schon vielfach gehört. Das Virus sei weitgehend harmlos, Masken schützen nicht, sie führen im Gegenteil zu schweren psychischen Erkrankungen:

Welcher etwas aufgeklärte Mensch kann ernsthaft glauben, dass Viren, die gerade beim SARSCoV-2 besonders klein sind, diese textilen Schranken nicht passieren könnten? Das wäre so, als wenn jemand glaubt, dass Stoffkondome eine Schwangerschaft oder eine Infektion mit dem HIV-Virus verhindern könnten.

Die „Gefahren“ durch Alltagsmasken begründet sie auch esoterisch. Die Verbindungen zum Kosmos und der „Mitwelt“ würden gestört:

Über die Luft steht der Mensch in direkter Beziehung zu Mensch, Tier und Pflanze, zur gesamten Mitwelt. (…) Die Mund-Nase-Bedeckungen machen zudem immer wieder deutlich: In bestimmten Situationen ist die Luft gefährlich! Der andere Mensch, der ausatmet, ist potentiell gefährlich! Die Luft, die ich selbst ausatme, ist potentiell gefährlich.

Mehr noch, das Konzept der Waldorfschule, die das Karma und den Stand der Reinkarnation von Kindern berücksichtigen will, werde gefährlich gestört:

Mund-Nasen-Schutz schadet einer gesunden Wiedergeburt

Das Gesicht des Gegenübers nicht mehr erkennen zu können führe zu „schweren psychosoziale Folgen“ und „posttraumatischen Belastungsstörungen“. Unter Verweis auf den Schulgründer Steiner behauptet die Waldorf-Dozentin: Ein gestörter Atmungsprozess gefährde die gesunde Reinkarnation der Kinder:

Durch den Atem tritt der Mensch in das Leben, durch den ersten Atemzug verbindet sich das seelisch-geistige Wesen des Menschen mit dem Physisch-Leiblichen, das Leben beginnt und tut sich meistens durch einen Schrei im Ausatmen kund. Dieser Prozess, beim dem sich die Seele des Kindes im eigenen Leib und in der Mitwelt zunehmend beheimatet, der auch als „Inkarnationsprozess“ bezeichnet werden kann, ist mit der Geburt durchaus noch nicht abgeschlossen.“ (…) Es ist nicht kindgerecht
und ganz gewiss der gesunden Entwicklung von Kindern nicht zuträglich, wenn Kinder im Alltag Masken tragen müssen oder von Menschen unterrichtet werden/wurden, die Masken tragen!
“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Maskenpflicht – jetzt auch im Unterricht!“, 05. August 2020)

Das Virus sei zwar existent, nur sei kaum ein Mensch davon befallen – es sei quasi ein Phantom:

Wir schützen uns vor einem Virus, einer Krankheit, die kaum ein Mensch (mit)-erlebt hat. (…) Dieses Virus bleibt für die eigene Wahrnehmung ein Phantom, die Krankheit selbst lebt vor allem in der Vorstellung der Menschen.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Maskenpflicht – jetzt auch im Unterricht!“, 05. August 2020)

Vorwürfe von Unterdrückung, Diffamierung und Manipulation

Es fehlt auch nicht an populären Verschwörungsmythen über eine gleichgeschaltete Presse und eine Politik, in der es anstatt einer Opposition nur noch die Regierungsmeinung gäbe. Anders lautende „Meinungen“ würden unterdrückt, die Öffentlichkeit belogen und manipuliert. Die Panikmache habe System:

Die Bevölkerung sollte und soll zu keinem Zeitpunkt beruhigt werden, sondern die Angst vor einem todbringenden und nur schwer kontrollierbaren Virus sollte und soll aufrechterhalten werden. Da nur den offiziellen Mitteilungen geglaubt werden soll, in den Medien nur diese Mitteilungen verbreitet wurden und werden, andere Meinungen unterdrückt oder diffamiert werden und eine Opposition fehlt, kann dieses Vorgehen nicht anders als eine Manipulation verstanden werden!“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Urteilsfähigkeit in der Krise?“, 04.August 2020)

Ihre Ablehnung der „offiziellen“ Medien-Berichterstattung begründet sie mit einem Zitat des Okkultisten Rudolf Steiner. Es gelte, die Waldorfschule gegen „gegnerische Meinungen und Einwände“ zu verteidigen – denn die Anthroposophie würde „in antisemitische, nationalistische oder andere geeignete Ecken“ gestellt. Auch die Waldorf-Pädagogik werde diffamiert:

[Steiner] hat eine spirituelle Pädagogik inauguriert, die mit der Menschenseele als einem geistigen Wesen rechnet. Eine spirituelle Pädagogik, die damit rechnen kann, dass sie zunehmend in weiten Teilen der Öffentlichkeit diffamiert werden wird, wenn sie sich dort zu ihrem innersten, d.h. esoterischen Kern bekennt.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Ein lauter Weckruf an die Waldorfpädagogik!“, 05. August 2020)

Eine der „gegnerischen Meinungen“ der Waldorf-Ausbilderin ist die auch von der AfD verbreitete Fake News mit falschen Teilnehmerzahlen zur Berliner Corona-Demo vom 01. August: Die „offiziellen“ Zahlen seien „eine glatte Lüge„:

Die offizielle, in den öffentlichen Medien verbreitete Zahl lautet: 17.000 bis 20.000. Ich kann nur bezeugen: Das ist eine glatte Lüge. Es waren mehr als Hunderttausend, wenn nicht mehrere Hunderttausend. Die Straße des 17. Juni war vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule gefüllt. Der Veranstalter spricht von 800.000 bis 1,3 Millionen Teilnehmern.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Weil ihr uns die Freiheit klaut“, 05.August 2020)

Das ist reichlich esoterisch Verbrämtes und nachweislich Falsches dabei. Absurd ist auch Frau B.s Erzählung von „Killern“, die Corona-Kritikern auflauern würden.

Von Auftragskillern, implantierten Apps und einem roten Fenster

Das „Rote Fenster“ in Rudolf Steiners Schweizer „Goetheanum“,
Foto von Taxiarchos228 (Wladyslaw) unter der Lizenz „Freie Kunst“ bei Wikimedia.

Am 06. August verbreitet die Waldorf-Ausbilderin in ihrem Text „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise“ die Verschwörungserzählungen der „Corona-Anwältin“ Beate Bahner und des „Widerstand2020“-Gründers Bodo Schiffmann.

Kritiker der Eindämmungsmaßnahmen der Regierung würden zensiert, unrechtmäßig mit „Esoterikern“ und „Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht“. Die Feindseligkeit wäre so groß, dass der unter Corona-Leugnern beliebte Arzt Bodo Schiffmann fürchte, „böse Männer werden ihm etwas antun“:

Bodo Schiffmann ist HNO-Arzt aus Sinsheim. [Schiffmann] nimmt sein 1. Video zum Thema auf, das das einzige bleiben soll. (…) Dieses Video wird von Youtube gelöscht. Dieser Vorgang der Zensur ließ sein bisheriges Weltbild endgültig zerbröckeln. „Ich habe in einer Scheinwelt gelebt“, sagt er später einmal. Er berichtet, dass er in diesem Moment furchtbare Angst, ja Panik bekam. (…) Er fürchtet, dass böse Männer kommen und ihm etwas antun werden, ist völlig verängstigt und verzweifelt.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise‘ – Bodo Schiffmann und Beate Bahner“, 06. August 2020)

Ein weiteres Opfer sei die „Corona-Anwältin“ Beate Bahner, laut der Tagesschau bekannt für ihre „wirren Pamphlete“, in denen sie von „zu implantierenden Apps“ und „Hunderttausenden gestorbenen Supermarktmitarbeitern“ fabuliert. Antje B. berichtet, die zwischenzeitlich in einer Psychiatrie untergebrachte Bahner habe Angst, wegen ihrer Enthüllungen über „Ungereimtheiten“ in offiziellen Corona-Zahlen oder die „einseitige Berichterstattung“ sogar „von Killern verfolgt zu werden“:

Und dann kam Corona und mein Vertrauen in diesen Rechtsstaat wurde mit Corona, wurde mit dem völligen Shutdown des Landes und dem Erlass der Corona-Verordnungen auf einen Schlag zerstört,“ sagt [Bahner]. (…) Ihr fallen zunächst Ungereimtheiten im Umgang mit den Zahlen und die einseitige Berichterstattung in den offiziellen Medien auf.

Sie befürchtet schließlich in der Nähe ihres Hauses von „Killern“ in einem Auto verfolgt zu werden!“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise‘ – Bodo Schiffmann und Beate Bahner“, 06. August 2020)

Waldorf-Ausbilderin: Engelwesen führen uns ins Licht

Schiffmann und Bahner hätten – genau wie vor ihnen bereits der Schulgründer Rudolf Steiner – das „Wirken des Bösen“ erkannt. Die Hölle, angefüllt mit schrecklichen Wesen, tue sich vor ihnen auf:

Sowohl die Erlebnisse des Arztes Bodo Schiffmann als auch der Juristin Beate Bahner verdeutlichen, wozu die Erkenntnis führen kann, dass das, woran man sein Leben lang geglaubt, was das Fundament des eigenen Lebens gebildet hat, zusammenbricht. Der Boden unter den Füßen wird weggezogen, pure Angst, blankes Entsetzen steigen auf. Man sieht in einen Abgrund, aus dem sich Wesenheiten erheben, die Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, im roten Fenster des Goetheanum in Dornach dargestellt hat. (…) Beide, Beate Bahner und Bodo Schiffmann,
erleben diese Wesenheiten, insbesondere das „erste Tier“ wie Rudolf Steiner es nennt, die Furcht, und sehen es in Gestalt böser Männer, von denen sie verfolgt werden.
“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise‘ – Bodo Schiffmann und Beate Bahner“, 06. August 2020)

Im Folgenden erkennt man zwischen den Zeilen die Verschwörungserzählung von den „Schlafschafen“, die endlich „aufwachen“ müssten. Doch reiche es nicht, das Böse mit bloßem Auge zu erkennen – man müsse es „schauen“. Was ist gemeint?

„Er hat geschaut“ sagen Anthroposophen, wenn sie beschreiben wollen, auf welchem Weg der Hellseher Rudolf Steiner seine Erkenntnisse aus unsichtbaren „höheren Welten“ empfing – durch „geistige Schauungen“:

Wer einmal erwacht ist für das, was tatsächlich vor sich geht und sich nicht mehr täuschen lässt, der kann nicht mehr zurück in den alten Zustand, wie erschreckend das „Geschaute“ auch sein mag. Denn man muss etwas als wahr erkennen, wogegen sich innerlich alles sträubt. Etwas, das einem so böse, so undenkbar, so unmenschlich erscheint, dass man es nie für möglich gehalten hätte. Es ist in diesem Sinne ein „böses“ Erwachen, auch ein Erwachen für das Wirken des Bösen in dieser Welt. Es ist ein Erwachen, bei dem das Böse als etwas Wesenhaftes geschaut
wird, was etwas anderes ist, als „böse Menschen“ zu durchschauen. „Ich habe in den vorangegangenen Vorträgen gesagt, was die Menschen des fünften nachatlantischen Zeitraums (damit ist der Zeitraum gemeint, in dem wir aktuell leben) kennenlernen müssen: den vollbewussten Kampf gegen das in der Menschheitsentwicklung auftretende Böse.“, so Rudolf
Steiner 1917.
“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise‘ – Bodo Schiffmann und Beate Bahner“, 06. August 2020)

Auch Waldorf-Kolleginnen von B. scheinen der selben Ansicht zu sein. Der Teufel ist es, der uns die Corona-Maßnahmen beschert hat:

Luzifer hatte versucht sich einen eigenen Thron zu bauen und selbst ein Gott zu sein und suchte unter den Engeln solche, die Gott abtrünnig würden.

Er fand auch welche, und die hörten auf zu singen, zu musizieren, sie hörten auf an der Schönheit der Welt zu spinnen, und später werden sie grau im Gesicht und bekommen Fratzen. – Klingt das nicht wie ein Bild für die heutige Zeit?“ („Bericht einer Klassenlehrerin, 3. Klasse“ aus der Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung“ von Antje B.“, 23. August 2020)

Die Rettung vor diesem Abgrund aus „niederen, tierischen und astralen Kräften“ (Zitat: AnthroWiki) seien die „guten Mächte der geistigen Welt“, die Engelswesen, so Antje B.

In diesem unseren „fünften Zeitraum“ nach „Atlantis“ werde „Christus der Helfer“ die „Kräfte des Bösen“ in Gutes verwandeln:

Geistige Wesen, Engelwesen tragen den Menschen auf die andere Seite hinüber und lassen ihn nun in das Licht, statt in den Abgrund blicken.“ (Antje B., Telegram-Gruppe „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung„, „Schwellenerlebnisse und Angst in der ‚Coronakrise‘ – Bodo Schiffmann und Beate Bahner“, 06. August 2020)

Die Waldorfbewegung und ihre Verschwörungsideologen

Die Waldorfbewegung verbreitet auf breiter Front Verschwörungsmythen rund um das Corona-Virus. Ausbilder, Lehrer, Eltern und sogar Schüler schreiben gegen die Sinnhaftigkeit von Schutzmaßnahmen an, organisieren Hygiene-Demos und treten dort als Redner*innen auf.

Die Rufe aus Kreisen der Waldorfschulen werden dabei zunehmend extremer. Da hört man von einer angeblichen Pandemie-„Inszenierung“, von „gleichgeschalteten Medien“ und „faschistoider Propaganda“. Ja, die Rede ist sogar von „Widerstand“ gegen die „Herrscherclique“ und von einer kommenden „Revolte“. Menschen, die solches und ähnliches glauben, unterrichten Kinder an esoterischen Privatschulen – und sie bilden Lehrer aus.

Die Waldorfschulbewegung wird oft als Versammlung esoterischer, vielleicht spinnerter, aber im Grunde doch harmloser Gutmenschen wahrgenommen. Das Gegenteil ist der Fall: Ihre Mitglieder untergraben bewusst das Vertrauen in Staat, Medien und Wissenschaft. Es ist eine Strömung, die für unsere Gesellschaft gefährlich ist.


Weiterlesen?

Anthroposophie.blog – „Corona-Mythen aus der Anthroposophie„: Von „5G verursacht Corona“ bis „kosmische Globuli aus dem Weltall helfen“ – die wirrsten Corona-Mythen stammen von den Anhängern Rudolf Steiners. Anthroposophische Universitäten, Zeitschriften, Mediziner oder Schulen schwurbeln mit.

Anthroposophie.blog – „Esoteriker an der Querfront„. Waldorflehrer*innen prägen die Corona-Querfront in zahlreichen Städten maßgeblich mit. Ihre Thesen handeln von Zwangsimpfungen und Bill Gates, manipulierten Medien und käuflichen Wissenschaftlern.

Anthroposophie.blog – „Herr H. sieht keine Nazis„. Ausbilder für Waldorfpädagogen verharmlost das Virus in Redebeiträgen bei Corona-Demos, leugnet die Anwesenheit von Rechtsextremen oder Reichsflaggen. Sollten Rechtsradikale mitgelaufen sein, so „störe ihn das nicht“.

Anthroposophie.blog – „Ja denkt denn keiner an die Kinder!„. Vertreter anthroposophischer Pseudomedizin machen mit Petitionen Stimmung gegen Corona-Maßnahmen: Mund-Nasen-Schutz, Sittenverfall und Mobiltelefone stürzten uns ins Unglück.

Anthroposophie.blog – „Terror, Hitler, Corona„. Waldorfschule verfasst Schülerzeitung voller Corona-Verschwörungsmythen. Mit dabei: Der Terror von 9/11, Mondknoten und kosmische Schicksalsaufgaben, Adolf Hitler, Bill Gates und der Erzengel Michael.


Update 13.09.2020

„Waldorfpädagog*innen für Aufklärung“ kooperieren mit „Pädagogen für Aufklärung“

Der extremistische Telegram-Kanal „Pädagogen für Aufklärung“ kooperiert mit den Corona-Kritiker*innen „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung“. Die „Pädagogen“ verbreiten auch rechtsextreme Inhalte.

DIe Waldorf-Ausbilderin Antje B. postet die Einladung der 3.200 Follower starken „Pädagogen“-Gruppe des Users „vincent“ auf Telegram:

Die Inhalte der „Pädagogen“ sind noch extremer als die der „Waldorfpädagog*innen“. Da liest man von Themen wie „Zwangsimpfungen“ durch „Notstandsgesetze“ oder von der Verschwörungserzählung einer komplett inszenierten „Fake-Pandemie“.

Die Geschichten sind teils abstrus:

Bitte ganz genau lesen‼️ Dies ist kein FAKE ‼️ Laut SWR Fernsehen vom 10.03.2020 darf auf Quarantäneverweigerer geschossen werden.“ (Telegram-Kanal „Pädagogen für Aufklärung„, 08.09.20200)

‚Medizinische‘ Aufklärung bieten Szene-Größen wie die anthroposophie-nahen und rechtsoffenen „Ärzten für Aufklärung“. Die bestehend in Wahrheit eher aus medizinischen Laien wie Heilpraktikern – oder ehemals rennomierten Experten wie Sucharit Bhakdi, die ihren Ruf durch Falschinformationen ruiniert haben.

Auch über „pädosexuelle Experimente an Kindern“, einen angeblichen „Genderwahn“ und „Frühsexualisierung“ liest man im Kanal – also über Themengebiete, in denen sich Rechtsextreme und Esoteriker gleichsam schaurig wohl fühlen. Unter dem verlinkten Youtube-Video liest man:

Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott!“ Theodor Körner“ (Youtube – „Doku: Die Grünen und die Frühsexualisierung- Genderwahn“ via „Pädagogen für Aufklärung„, 09.09.20200)

„Pädagogen“ verlinken rechtsextreme Inhalte

Der extreme Verschwörungstheoretiker und Reichsbürger-Fan Heiko Schrang oder auch ein Hans-Georg Maaßen kommen zu Wort. Der Telegram-Kanal der Pädagogen für Aufklärung verlinkt auch den Kanal „Freiheit macht Wahr / Wahrheit macht Frei„.

Der Kanal verbreitet rechtsextreme und antisemitische Inhalte.


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