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Waldorflehrer verbreitet Steiners Rassentheorien

Französischer Anthroposoph und Waldorflehrer betreibt esoterisch-rassistischen Youtube-Kanal. Die Schule blieb vor seiner Kündigung lange untätig – man befürchtete einen „Imageschaden“. Seine Thesen sind identisch mit denen des Schulgründers Rudolf Steiner.

Das französische Magazin LePoint berichtete im vergangenen Jahr über Charles Le Goff, Lehrer an einer anthroposophischen Waldorf-Schule in Essonne. Der Betreiber des „okkultistischen und rassistischen“ Youtube-Kanals „Charles Spiritualität“ behauptet unter anderem, dass Schüler mit einer niedrigen Stirn nicht intelligent genug seien, um Abitur zu machen:

Sie brauchen Leute, die ein Pro-Abitur machen -, aber wenn ich einen jungen Menschen sehe, dessen Stirn dort aufhört (er zeigt eine niedrige Stirn), dann weiß ich, dass er nicht in der Lage sein wird, ein allgemeines Abitur zu machen.“ (Charles Le Goff auf Youtube, via LePoint.fr – „Steiner – Professor fördert verrückte, rassistische Theorien„, 28.06.2019)

Bemerkenswert ist, dass einige der Thesen des Anthroposophen wortgetreu denen des Schulgründers Rudolf Steiner entsprechen.

Form von Kopf, Nase und Stirn soll die Intelligenz verraten

Le Goff sei ein „Anhänger der Morphopsychologie“, schreibt LePoint. Diese Pseudowissenschaft behauptet einen Zusammenhang zwischen „der Morphologie der Gesichtszüge und der Psychologie eines Individuums„. 

In einem weiteren Video mit dem Titel „Wählen wir unser Aussehen?“ behauptet der Waldorflehrer einen Zusammenhang zwischen der Nase eines Menschen und seinem Charakter und seiner Intelligenz:

Die „durchschnittliche afrikanische Nase entspricht einer „irdischen“ Nase, die „Wärme und gute Laune hervorruft“, also „spontanen“ und „primären“ Menschen, die konkrete Dinge mögen (Übersetzung: keine großen Intellektuellen). An anderer Stelle behauptet er, dass die Nase von Arabern oder Juden im Allgemeinen unter dem Einfluss des Mondes Einfluss steht, d.h. in der Nähe der Nase von Babys, jenen „Menschen, die absolut alles schlucken“. Die „merkurianische“ Nase, die an ihrer spitzen Form zu erkennen ist, gilt als Markenzeichen für intellektuelle Persönlichkeiten, wie der seinen„. (Charles Le Goff auf Youtube, via LePoint.fr – „Steiner – Professor fördert verrückte, rassistische Theorien„, 28.06.2019)

Die Schule gibt an, sich nach Bekanntwerden der „persönlichen Meinung“ des Anthroposophen von ihm getrennt zu haben. Sie räumt aber ein, dass ihr die Videos vorher schon monatelang bekannt waren. Man habe einen „Imageschaden“ befürchtet. Die Kündigung erfolgte erst im Juni 2019:

Intern war uns die Existenz dieses Kanals mindestens seit Dezember bekannt, und wir befürchteten, dass er unter dem Feuer rationalistischer Kritiker dem Image der Anthroposophie schaden könnte.“ (LePoint.fr – „Steiner – Professor fördert verrückte, rassistische Theorien„, 28.06.2019)

Die Zeitung weist darauf hin, dass rassistischen Annahmen auch beim Gründer der Waldorfschulen und der Anthroposophie, Rudolf Steiner, zu finden seien: „Rudolf Steiner glaubte unter anderem, dass rassische Gruppen verschiedene Stufen der spirituellen Evolution darstellen.“.

Die Schule habe bekräftigt, dass Anthroposophie in der Schule kein Unterrichtsgegenstand sei. Trotz dieser seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholten Schutzbehauptung der anthroposophischen Schulen ist es auffällig, wie die Thesen des Schulgründers Steiner immer wieder den Weg in die Schule finden.

Identische Thesen in Rudolf Steiners Rassenkunde

Es verwundert nicht, dass die Thesen des rassistischen Waldorf-Lehrers wortgetreu denen des rassistischen Waldorf-Gründers gleichen. Steiner sprach von der kochenden innere Hitze des Afrikaners oder den „materialistischen“ Juden, die der „Mondreligion“ anhängen würden:

“Sie wissen ja, daß man den Juden unterscheidet von der andern irdischen Bevölkerung. Und dieser Unterschied rührt schon davon, daß durch Jahrhunderte hindurch die Juden in der Mondreligion erzogen worden sind (…) Die Juden haben eine große Begabung für den Materialismus, aber wenig Begabung für die Anerkennung der geistigen Welt, weil sie von der ganzen außerirdischen Welt einzig den Mond verehrt haben.” (Rudolf Steiner – “VORTRÄGE FÜR DIE ARBEITER AM GOETHEANUMBAU”, Gesamtausgabe Band GA353, S.78)

Und nicht erst im Nationalsozialismus wollte man die Zugehörigkeit zu einer „Herrenrasse“ an Merkmalen wie der Kopfform festmachen: Schon Rudolf Steiner hatte eine eigene rassistische Evolutionserzählung erfunden. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften bezeichnete 2007 einige der Thesen Steiners als „Rassendiskriminierung“, da „der Autor Menschen verschiedener ethnischer Herkunft aufgrund körperlicher Merkmale in unterschiedliche Wertungsstufen einteilt

Das Bundesfamilienministerium betonte zudem, dass es sich bei Steiners Rassismus „keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte rassistische Stereotype“ handele. Die rassistischen Passagen im Werk des Anthroposophen seien vielmehr als Ausprägungen einer spezifisch Steinerschen esoterischen Rassenkunde“ zu sehen.

Asiaten, „Indianer“ oder die „N-Wort“ sind bei Steiner degenerierte, nicht entwicklungsfähige „Rassen“. Der weiße oder „arische“ Typ dagegen sei prädestiniert, zur Krone der Schöpfung zu werden. Das machte er auch an körperlichen Merkmalen fest. Der Gründer der Waldorfschule schwärmte davon, das man „höhere menschliche Kräfte“ an einer „erhabenen Stirnbildung“ erkennen könne:

“Denken wir uns einmal jenen asiatischen Typus, der in der Hermesgestalt festgehalten ist: Dieser Typus, weil er bei den niederen menschlichen Kräften stehengeblieben ist, wirkt so, daß die Kräfte, die in Betracht kommen, die ihm die Form des Gesichts geben, sozusagen in niederen Regionen der menschlichen Wesenheit walten.

Dagegen wirken diejenigen Kräfte, die dem Typus des Griechen selbst angehören, in höheren Regionen; das können Sie vor allen Dingen bei Zeus in der erhabenen Stirnbildung sehen.” (Rudolf Steiner – “Welt, Erde und Mensch – deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur”, Gesamtausgabe Band GA105, Seite 109)

Eine Steiner-Schule ohne Steiner – so will die Waldorfschule nach außen hin wirken. Doch seine rassistischen Thesen tauchen selbst in Waldorflehrer-Seminaren auf. Eine von Anthroposophen geleitete und auf Anthroposophie basierende Schule, in der die Anthroposophie so gar keine Rolle spielt – die gibt es offenbar nicht.


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