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Idyll mit Eseln und Eurythmie

„Sie
kommen aus der ganzen Stadt: Zweimal im Monat pilgern werdende Eltern
in Scharen zum Informationsabend
ins Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Dort füllen sie einen großen
Saal mit hohen Fenstern, in dem man sich vorkommt wie in einer
altmodischen Schulaula. An den Türen drängen sich die Nachzügler.
Schließlich dauert es lange, bis der BVG-Bus aus den zentralen
Regionen Berlins endlich angekommen ist. Die Hebamme, die die
Geburtshilfe des Krankenhauses vorstellt, zitiert eine Passage aus
Michael Endes Kinderbuchklassiker „Momo“. Und ein Mann in der fünften
Reihe möchte wissen, ob denn auch wirklich alles „ganz natürlich“
ohne Rückenmarksbetäubung und andere „künstliche Mittel“ ablaufen
könne, wenn sein Kind auf die Welt komme. Der werdende Vater, der ein
seidenes Halstuch trägt und seine langen Haare in einer
sorgfältigen Welle nach hinten gestylt hat, ist wie alle hier auf
der Suche nach einer Art heiligem Gral: der perfekten
Rundum-Wohlfühl-Geburt.

Das anthroposophisch ausgerichtete Krankenhaus ist sozusagen der Bio-Feinkostladen unter den Berliner Krankenhäusern.“
(Daniela Martens)

Quelle: Der Tagesspiegel – „Idyll mit Eseln und Eurythmie

Siehe auch bei Steinerquotes: “Wenn Hebammen Schwangere mit Anthroposophie anfixen”.

Wenn Hebammen Schwangere mit Anthroposophie anfixen

“Hebammen fungieren als Multiplikatorinnen von esoterischen
Behandlungskonzepten, was sie zum Angriffsziel besonders aggressiver
Marketingkampagnen der esoterischen Pharmaindustrie prädestiniert. So
bietet zum Beispiel die Schweizer Firma Weleda, Hersteller von
anthroposophischen Arzneimitteln, Seminare und Lehrgänge für Hebammen
an, die rege in Anspruch genommen und auch von Berufsverbänden empfohlen
werden.
(…)

Was an Informationen zur anthroposophischen Medizin folgte, war in
Inhalt und Darreichungsform haarsträubend – eine milde Apologetik von
Rudolf Steiners Rassentheorie, ein Loblied auf rückständige Mediziner und eine Preisung der Anwendung
anthroposophischer Konzepte in Landwirtschaft, Kosmetik, Pädagogik,
Wirtschaft und Medizin.
(…)

Es wurde über die vier Wesensglieder des Menschen gesprochen. Der
unbelebte physische Leib, der dem Mineral im Menschen entspreche, also
den Knochen; der Lebensleib, welcher die Pflanze im Menschen
repräsentiere, also der Stoffwechsel; der Empfindungsleib – das Tier im
Menschen (schließlich hätten Tiere eine Seele und ein Bewusstsein) und
zu gute Letzt der Geistleib, die Ich-Organisation.
(…)

Neben der besorgniserregenden Naivität der teilnehmenden Hebammen fand
ich auch die völlig unkritische Darstellung der esoterischen Konzepte
anthroposophischer Medizin erschreckend. “ (Claudia Graneis)

Quelle: Claudia Graneis bei Scienceblogs.de – “Heiße Luft für Hebammen – Das Training im esoterischen Denken beginnt schon vor der Geburt

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