„Heute wäre eigentlich Miriams letzter Schultag vor den Ferien (Name von der Redaktion geändert). Tatsächlich ist Miriam schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr in ihrer Grundschulklasse in der Waldorfschule gewesen. Ihren Eltern wurde mitgeteilt, der Schulvertrag für ihre neunjährige Tochter werde gekündigt, weil das Vertrauensverhältnis zu den Eltern nachhaltig gestört sei. „Wir wissen bis heute nicht, was das Problem ist“, beteuern die Eltern. Die Lehrerin verweigere das Gespräch mit ihnen.
Gerne hätten die Eltern auch eine Antwort darauf gehabt, was an jenem Märztag passiert ist, als ihre Tochter weinend und vollkommen verstört von der Schule zurückkam: Die Lehrerin habe „so mit ihr geschimpft“. Weder konnte sich die Neunjährige beruhigen noch konnte sie sagen, was denn der Anlass gewesen sei. Die Eltern versuchten, die Lehrerin telefonisch zu erreichen. Die auf dem Anrufbeantworter hinterlassene Nachricht hat diese allerdings nur mit einer E-Mail beantwortet, dass sie sich gerade nicht melden könne. „Dann kam nichts mehr“, berichtet Miriams Mutter. „Bis heute nicht.“ (…)
Keine Aussage wollten die Vertreter der Schulleitung auch dazu machen, warum es ausgerechnet in der Klasse von Miriam seit vergangenem Jahr zu einem bemerkenswerten Exodus gekommen ist. Die Klassenlehrerin ist Quereinsteigerin, nach einer anderthalbjährigen Ausbildung in Waldorfpädagogik unterrichtet sie seit 2011 an der Tübinger Waldorfschule. Miriams Klasse ist die erste Schülergruppe die sie unterrichtet und die sie – gemäß der Waldorfpädagogik – vom ersten bis zum achten Schuljahr als Klassenlehrerin leiten soll.
Obwohl Kündigungen des Schulvertrags von Seiten der Schule „extrem selten“ seien (Danner), ist Miriam bereits die zweite Schülerin, die aus der Klasse verwiesen wird. Ein anderes Mädchen musste vor einem Jahr die Schule verlassen. Auch damals hatten die Eltern den Eindruck, dass „niemand sie hören wollte“. Zwei weitere Schülerinnen haben die Klasse verlassen: eine wechselte in die Parallelklasse. Bei der anderen haben die Eltern den Schulvertrag gekündigt.“ (Tageblatt)