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Deutsche! Meidet deutsche Kartoffeln!

Führer einer rechtsextremen Bewegung verbreitet Thesen des Hellsehers Rudolf Steiner: In einer Kochshow kritisiert er die Ernährung mit „ausländischen“ Kartoffeln. Der Anthroposophie-Gründer befand, dass Kartoffeln dumm machen.

Inszenierte „Selbstverharmlosung“: Neuerdings tritt der Führer einer vom Verfassungsschutz beobachteten völkischen Bewegung in einer eigenen, locker-sympathisch inszenierten Koch-Show auf. Der Österreicher gilt als Führungsfigur innerhalb der neuen europäischen Rechtsextremen.

Kartoffeln werden in der Youtube-Show jedoch nicht gekocht: Als Beilage zum Gericht „Wiener Schnitzel mit steirischem Endiviensalat“ lehnt der Aktivist die Kartoffelknolle ab. Ein Grund: sie komme „aus dem Ausland“ und sei „nicht gut für Mitteleuropäer“. Das habe er von einem Anthroposophen gelernt.

Woher kommt diese These?

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Der Dokumentarfilm „Wie gut sind Waldorfschulen?“

Standbild „Wie gut sind Waldorfschulen?“ aus der SWR-Reihe „betrifft“, 2006

2006 zeigte eine kritische SWR-Dokumentation Missstände im System Waldorfschule auf. Noch während des Drehs wollte der Waldorf-Bund Einfluss nehmen.

„Wie gut sind Waldorfschulen?“. Der Film des Grimme-Preis-Trägers Dietrich Krauß fragt, was Waldorfschulen so attraktiv macht – und ob sie wirklich die bessere Alternative sind?

Der Film ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. In der ARD-Mediathek ist er zwar nicht zu finden, seit kurzem kann man ihn aber im Video-Portal YouTube sehen (Teil 1/3 | Teil 2/3 | Teil 3/3).

Dokumentation „Wie gut sind Waldorfschulen?“ aus der SWR-Reihe „betrifft“, 2006
Auf Youtube: Teil 1/3 | Teil 2/3 | Teil 3/3

Der Bund der Freien Waldorfschulen hatte noch während der Entstehung des Films versucht, auf die Darstellung Einfluss zu nehmen. Das ist bezeichnend für den Umgang der Waldorfschule mit Kritik:

„Das Vorgehen ist jedesmal das gleiche: Sobald in einer größeren Zeitung oder einem Fernsehsender ein Beitrag über Waldorfschulen läuft, der nicht ausschließlich affirmativ berichtet, setzt die Dachorganisation der Waldorfschulen alle Hebel in Bewegung, die Berichterstattung zu unterbinden oder, falls sich dies als unmöglich erweist, die betreffenden Journalisten zu diffamieren. (Gunnar Schedel, „Waldorfschulen gegen Informationsfreiheit„, Humanistischer Pressedienst, 2007)

Die gut recherchierte Dokumentation bietet ungewohnte Einblicke in das System Waldorfschule. Es ist an der Zeit, sie noch einmal ausführlich zu besprechen.

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Nach dem Waldorf-Supergau in Großbritannien

Nach Prüfung britischer Waldorfschulen durch Schulbehörde erhielten 8 von 10 Schulen schlechte Noten, einige wurden geschlossen. Privatschule engagiert Gefängnis-Inspektorin für Neuanfang

Die britische Schulbehörde OFSTED hatte im Januar 2019 beschlossen, die Waldorf – bzw. Steiner-Schulen des Landes einer qualitativen Prüfung zu unterziehen. Die Ergebnisse waren für die esoterische Privatschule ein Supergau: 8 von 10 Schulen erhielten eine schlechte Bewertung, die Hälfte der Schulen gilt sogar als komplett „unzureichend“. Einige Schulen mussten daraufhin schließen.

Die Schulinspektorin Amanda Spielman lieferte nach Abschluss der Untersuchungen einen Bericht an Bildungsminister Damian Hinds:

Als Kritikpunkte wurden vor allem die fehlende Sicherheit von Schülern, die unzureichende Qualität des Unterrichtes und der Leistungen der Schüler sowie die schlechte Führung vieler Schulen benannt.

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Rassismus wegtrommeln

Anthroposophische Ärztin empfiehlt schwarzer Schauspielerin, ihre Schmerzen „wegzutrommeln“ – deren Ursache wäre „Kolonialismus“.

Nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis (USA) änderte die Comedienne Carolin Kebekus ihr Programm und sendete einen Brennpunkt zum Thema „Rassismus“.

In der von WDR-Ikone Shary Reeves moderierten Sendung schildert neben vielen anderen auch die Theater- und Filmschauspielerin Thelma Buabeng („Berlin Alexanderplatz„) ihre Rassismus-Erfahrungen. Traurig, aber bezeichnend ist, dass Frau Buabeng von einer Anhängerin des österreichischen Esoterikers und Rassisten Rudolf Steiner beleidigt wurde.

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Weleda

Weleda ist ein esoterischer Kosmetik- und Pharmakonzern aus Schwäbisch-Gmünd. Die Firma ging 1928 hervor aus den vom Hellseher und Okkultisten Rudolf Steiner ab 1921 gegründeten Firmen Futurum AG und Der kommende Tag AG.

Steiner begründete auch die Weltanschauung „Anthroposophie“. Diese hat ihre eigene, esoterische Evolutionserzählung; man glaubt auch, über zusätzliche, nur hellseherisch wahrnehmbare „höhere Welten“ zu verfügen. Aus Ideen des Hellsehers entstanden auch die „biodynamische“ Landwirtschaft nach Demeter oder die Waldorfschulen.

Dieser Artikel soll exemplarisch zeigen, wie der esoterische Glaube anthroposophische Firmen oft komplett durchdringt und wie absurdeste Praktiken und Verfahren in der Alternativmedizin zum Alltag gehören.

Dabei dient hier stark die anthroposophische Firma Weleda als Beispiel. Ihre „ganzheitliche“ und „sanfte“ Naturmedizin ist teilweise hochgefährlich, ihre Methoden sind schmutzig – und immer da bedenklich, wo Wissenschaftlichkeit durch anthroposophische Lobbypolitik untergraben und ausgehöhlt wird.

Geschäft mit Naturkosmetik und Pseudomedizin

Weleda macht rund 75% des Umsatzes mit Kosmetik und 25% mit „Arznei“-Mitteln. Diese Mittel sind überwiegend der Pseudowissenschaft „anthroposophische Medizin“ zuzurechnen. Die Weleda-Gruppe machte 2019 einen Umsatz von knapp 430 Millionen Euro.

Die Naturkosmetik kann sich auch durch hohe Preise die Verwendung hochwertiger Inhaltsstoffe leisten. Durch Maßnahmen wie den Verzicht auf Mikroplastik ist die Marke bei Kunden überaus beliebt. Doch selbst in Cremes und Düften stecken eine gute Portion Pseudowissenschaft.

Die „Medizin“-Sparte von Weleda stellt vor allem Pseudomedizin her, welche in Teilen gefährlich ist. Ähnlich wie die Homöopathen arbeiten die Anthroposophen mit extremen Verdünnungen, wollen aber zusätzlich die „Aura“ des Menschen oder die „Kräfte des Kosmos“ mit einbeziehen. Die Wirkung anthroposophischer Mittel ist nicht nachgewiesen.

In diesem Artikel lest ihr:

  • Dokumentation gibt Einsichten in einen anthroposophischen Konzern
  • Irreführende Werbung und fehlende Wirknachweise
  • Weleda Metallspiegelfolien – Kosmische Kräfte wirken durch Fernheilung
  • Weleda ließ Kritiker im Internet denunzieren
  • Weleda zweifelt freie Berichterstattung über Homöopathie an
  • Weleda-Skandal – Tödliche Behandlung mit „alternativen“ Krebsmitteln
  • Weleda verharmlost gefährliche Kinderkrankheiten
  • Aggressive Marketingkampagnen zielen auf Hebammen
  • Staatssekretär für Verbraucherschutz empfiehlt Weledas Zuckerkügelchen
  • Pseudowissenschaft auch bei Unternehmensentscheidungen
  • Weleda-„Medizin“-Produkte werden durch Weleda-Kosmetik querfinanziert

Dokumentation gibt Einsichten in einen anthroposophischen Konzern

SWR-Dokumentation zeigt Esoterik und magische Rituale beim beliebten Naturkosmetik-Konzern. Mitarbeiter und Auszubildende werden mit Anthroposophie indoktriniert.

Einen seltenen Einblick in den Konzern bekam man in der Dokumentation des Südwestdeutschen Fernsehens (SWR): „Kosmetik aus der Natur – Weleda in Schwäbisch Gmünd“ vom 19.08.2015. Die Weleda-Mitarbeiter tauchen dabei selbst tief in den esoterischen Kosmos ein.

Rohstoffe werden kosmologisch angebaut und mit magischen Ritualen verarbeitet, manche Medizinprodukte sollen per geheimnisvoller Fernwirkung funktionieren. Die Mitarbeitern erhalten anthroposophische AddOns: Waldorf-Kindergarten, Eurythmie-Kurse und Massagen, Auszubildende bekommen Schulungen mit esoterischen Inhalten.

Methoden-Mix aus Astrologie, Homöopathie und Okkultismus

„Angebaut wird biologisch-dynamisch. Weleda bezeichnet sich selbst als „anthroposophisches Unternehmen“, das heißt Natur-Rhythmen beachten, kein künstlicher Dünger, keine Insektizide, keine Pestizide.“ (SWR)

Die Biodynamik ist eine pseudowissenschaftliche Anbauweise, die z. B. kosmische Rhythmen wie Mond- und Planetenstellungen berücksichtigt. Die vom Hellseher Steiner erfundene Methode zeichnet sich durch unwissenschaftliche Aspekte wie Astrologie oder Homöopathie aus.

Sicher ist der weitgehende (in Wirklichkeit aber nicht komplette) Verzicht auf Pestizide ein wunderbarer Ansatz. Astrologie als „Berücksichtigung von Natur-Rhythmen“ zu verklären ist jedoch ein starkes Stück vom Sender.

Kosmische Kuhantennen, magische Rituale und ein Wassergedächtnis

Der SWR zeigt auch, wie man homöopathischen „Dünger“ bei Weleda herstellt:

Kuhmist wird in ein Kuhhorn gefüllt und das Horn über Winter im Acker vergraben. Die Hörner seien „Antennen zum Kosmos“, die „astralische“ und „ätherische“ Strahlung aufnehmen. So würde der Kuhmist – mit kosmischen Kräften aufgeladen – zu „geistigem Mist“.

Der Mist wird dann zehntausendfach mit Wasser verdünnt – mit einem speziellen, magischen Rühr-Ritual: Genau eine Stunde lang muss die homöopathische Lösung – unbedingt von Hand – abwechselnd linksrehend und rechtsdrehend gerührt werden.

Dadurch sollen sich die kosmischen Energien auf ein angebliches „Wassergedächtnis“ übertragen.

Er füllt Mist ins Kuhhorn. Das wird dann im Boden eingegraben.Die Energie der Kuh soll sich auf den Mist übertragen.“ Dann gibt´s Homöopathie: „Eine Stunde rühren, dann ist der biologisch-dynamische Dünger fertig“ (SWR)

Beim Rühr-Ritual empfiehlt es sich, positiv zu denken, so hört man.

Hellseherisch ausgewählte Heilpflanzen

Welche Pflanzen baut man bei Weleda für Kosmetik und „Medizin“ an? In der Anthroposophischen Medizin glaubt man: Der Mensch ist ein Abbild des Kosmos, seine Organe sind ein Abbild unseres Planetensystems. Mittel wählt man auch danach aus, welchem Planeten das kranke Organ zugeordnet wird.

Hellseher Steiner konnte die „Aura“ von Pflanzen erkennen und wählte Heilpflanzen auch danach aus, von welchem „Planeten“ sie stammen würden. Zu den Planeten gehören laut Anthroposophie auch die Sonne und der Mond.

Der SWR berichtet aus dem bio-dynamischen Weleda-Kräutergarten:

„Im bio-dynamischen Kräutergarten: Das Johanniskraut. Bei Weleda bezeichnet man sie auch als ‚Lichtpflanze‘.“ Sie helfe gegen Depressionen, denn: „Sie bringt dorthin das Licht, wo der Mensch im Dunklen lebt.“ (SWR)

Depressionen werden hier esoterisch verklärt – wer zu düsterem Gemüt neigt, soll also laut anthroposophischem Glauben eine Pflanze zu sich nehmen, die „Licht speichert“. Es ist zu erkennen, dass bereits die Auswahl der Rohstoffe durch Weleda auf Rudolf Steiners Hellseherei beruht.

Die Influencerin Priscilla Schürch schreibt über ihren Besuch im Weleda-Kräutergarten:

Am Nachmittag hielt Weleda Experte Torsten Arncken einen interessanten und lehrreichen Vortrag zur anthroposophischen Pflanzenbetrachtung. Bei dieser geht es darum sich durch genaue und reine Sinneswahrnehmung so intensiv mit der Pflanze zu verbinden, dass sich daraus deren Zusammenhang zum Menschen und somit ihre spezifische Wirkung ablesen und verstehen lässt.“ (The Chic Advocate – „Zu Besuch im Weleda Erlebnisgarten„, abgerufen 18.09.2020)

Pflanzen anschauen, um ihre Wirkung zu erkennen? Wäre eine chemische Analyse da nicht besser? Nicht für Anthroposophen. Um das Hellsehen zu erlernen, muss man laut Weleda-Mitbegründer Steiner zuerst „Eingeweihter“ werden. Der „Erleuchtung“ gehen dabei meditative Übungen voraus.

Im Buch „Wie erlange ich Erkenntnisse der höheren Welten?“ beschreibt Steiner, man solle seine Aufmerksamkeit abwechselnd „auf etwas Wachsendes, Blühendes und Gedeihendes und auf etwas Welkendes, Absterbendes“ lenken. Bald würde sich vor dem geistigen Auge der „astrale Plan“, die „Seelenwelt“ auftun und man könne Formen und Linien erkennen, die „die geistige Gestalt“ der Pflanze darstellen.

Falsche Gedanken übertragen sich auf das Mittel

Bei der Verarbeitung der mittels Hellseherei angebauten und ausgewählten Pflanzen kommen okkult-magische Rituale zum Einsatz. In der Anthroposophie glaubt man offenbar an Gedankenübertragung. Dieser Ansatz findet sich jedenfalls in der Waldorfpädagogik, im biologisch-dynamischen Anbau und auch in der Medizin.

Hier wird ein Mittel „potenziert“, also im Wortsinne quasi „verstärkt“ – während man es in Wirklichkeit extrem verdünnt, oftmals bis unter die Nachweisgrenze. Nicht nur die „Informationen“ des Wirkstoffes sollen auf das Wassergedächtnis übertragen werden, sondern:

Falsche Gedanken könnten sich auf das Produkt übertragen.

Diese Mitarbeiterin fixiert daher beim rituellen Verschütteln einen Punkt an der Wand und versucht konzentriert, ihre Gedanken zu kontrollieren.

„Eine Spezialmethode: Das Potenzieren. Eine Heilpflanze wird stark verdünnt und dann mit einer ganz ungewöhnlichen Technik vermischt. Beim Mischen gilt absolute Ruhe und Konzentration. Noch nicht einmal falsche Gedanken sollten die harmonischen Bewegungen stören.“ (SWR)

Gedanken die sich auf das Produkt übertragen. Ein Produkt, bei dem sich die „Energie“ des Mitarbeiters auf die Inhaltsstoffe überträgt – das ist der Grund, warum Weleda hier keine Maschine zum Verschütteln benutzt.

Esoterische Tänze für Mitarbeiter

Wer Mittags mal ausspannen will, macht Eurythmie, eine Tanzform.“ (SWR)

Eurythmie ist nicht nur eine Tanzform. Anthroposophen glauben, mit der vom Rudolf Steiner erfundenen „getanzte Sprache der Elfen- Gnomen und Engel“ eine mächtige, magische Technik zu besitzen.

Eurythmie soll nicht nur allerlei Krankheiten wie z. B. HIV lindern: Im biodynamischen Anbau betanzt man auch Pflanzen, um deren Geschmack oder Wachstum zu verbessern. Sie ist für Anthroposophen eine Zauberkunst, mit der man Menschen, Tiere, Pflanzen und sogar unsichtbare Naturwesen beeinflussen kann.

Die Vortänzerin: „Wir wollen alles Intellektuelle, das Denken weglassen.“ (SWR)

Quod erat demonstrandum.

Heilende Massagen mit magischen Symbolen

Mitarbeiter dürfen sich auch „rhythmische Massagen“ aus der pseudowissenschaftlichen anthroposophischen „Medizin“ gönnen, ein schönes Add-On. Auch hier geht es selbstredend nicht ohne Esoterik zu.

Diese Massagen sind nicht etwa nur Wellness, sondern sie sind angeblich eine „Heilung durch Berührung„. Und zwar für fast alle Krankheiten bis hin zu Krebs, so der Dachverband für anthroposophische „Medizin“, DAMiD.

Man massiere dabei „besondere Formen“ ein, wie das magische „Unendlichkeitszeichen“ der Leminskate, auch „liegende Acht“ genannt – oder gar Pentagramme.

Dadurch werde laut dem Dachverband Rhythmische Massageder allem Lebendigen zu Grunde liegende Rhythmus wieder normalisiert„.

Das „Innere“ werde „durchwärmt„, „Rhythmen“ würden „normalisiert. Durch nichtssagende Formulierungen mogelt man sich geschickt um ganz konkrete Heilsversprechen herum. Mit denen könnte man sich mangels Nachweismöglichkeit in Schwierigkeiten bringen.

Anthroposophische Architektur, Farbenlehre und Schriftarten

Die Wände des Eurythmie-Saals vermeiden, wie auch das gesamte Gebäude, rechte Winkel. Diese seien laut Rudolf Steiner „unnatürlich“, da sie in der Natur nicht vorkämen. Diese Ansicht findet sich auch bei der Schriftart des Weleda-Logos.

Selbst die rosarote Farbe der Wände ist mit esoterischen Hintergedanken gewählt. Die Betrachtung roter Flächen erzeuge in den „Organen“ eine beruhigende „grüne Gegenfarbe„, so Rudolf Steiner. Wände und Fenster, Wandfarbe und Dekoration – alles ist vom esoterischen Glauben durchdrungen.

Esoterik-Workshops für Auszubildende

Die Azubis bekommen einen eigenen Esoterik-Workshop, bei dem sie ‚durch die Blume‘ ein wenig tiefgründige Anthroposophie eingeimpft bekommen. Der SWR lobt die „ganzheitliche“ Ausbildung im Hause Weleda so: „Sie lernen nicht nur Fakten!„.

Die Schulungsleiterin erklärt den jungen Leuten „Sprache geht immer auf die Ausatmung, immer weg von mir!„. Dann werfen die Auszubildenden symbolisch mit Worten.

Der SWR-Bericht geht sparsam um mit Kritik am Gebaren der Anthroposophen – wir dürfen für den Einblick dennoch dankbar sein. Die Dokumentation ist leider bei Youtube kürzlich gelöscht worden. Einen anderen Einblick gewährt Weleda in einem Imagefilm – inklusive magischer Verschüttelung ab Minute 07:15.

Fazit: Weleda baut nach esoterischen Methoden an, verarbeitet nach esoterischen Methoden, verkauft Esoterik. Mitarbeiter werden komplett in diesen Esoterik-Kosmos integriert. Doch Weleda greift noch weiter um sich.

Seine Kunden führt der Esoterik-Konzern bewusst an der Nase herum, wie das folgende Beispiel zeigt:


Irreführende Werbung und fehlende Wirknachweise

Weleda-Chef: Kunden kennen den pseudowissenschaftlichen Hintergrund anthroposophischer Mittel nicht – und das soll auch so bleiben

In einem Interview mit Apotheke Adhoc gab der neue Weleda-Entwicklungschef Ammendola an, er wolle „für die kommenden Jahre Evidenz für Weleda-Medikamente generieren„, an solchen Nachweisen würde es „mangeln„. Dazu brauche es die „Gewinnung von Fördermitteln für künftige wissenschaftliche Studien„.

„Zukünftig“? „In kommenden Jahren“? Weleda kann seit 1921 nicht erklären, wie ihr Hellseher-Hokuspokus eigentlich wirken soll. Und durch gesetzliche Ausnahmeregeln muss Weleda das auch nicht: Der durch intensive Lobbyarbeit erreichte, gesetzliche „Binnenkonsens“ befreit die „alternative“ Medizin von einem Wirknachweis. Die Mittel können ohne Medikamentenstudien zugelassen werden, Wirksamkeitsnachweise nach empirisch-wissenschaftlichen Kriterien müssen nicht erbracht werden.

Binnenkonsens: „Ein Binnenkonsens besteht hinsichtlich der Erstattung nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel der Anthroposophie und Homöopathie. Der Arzt kann sie bei schwerwiegenden Erkrankungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnen (…) Arzneimittelrechtlich besteht in Deutschland ein Binnenkonsens bezüglich der zulassungspflichtigen Arzneimittel der Therapierichtungen Phytotherapie, Homöopathie und anthroposophische Medizin. Für sie sieht das deutsche Arzneimittelgesetz vor, dass in der Entscheidung über die Erteilung bzw. Verlängerung einer Vermarktungserlaubnis die „medizinischen Erfahrungen“ bzw. „die Besonderheiten“ dieser Therapierichtungen zu berücksichtigen sind.“ (Wikipedia: „Binnenkonsens“, Stand 11.06.2020)

Verwechselung mit Pflanzenheilkunde ist gewünscht

Mit der Werbung will man aber wie gewohnt weitermachen:

In der anthroposophischen Ausrichtung vieler Produkte sieht Ammendola keine Umsatzbremse, da nach seiner Erfahrung etliche Kunden die Produkte aufgrund von Hörensagen kaufen, ohne den philosophischen Überbau zu kennen. Auch sei die Werbung weiterhin so geplant, dass für alle pflanzlichen, homöopatischen und anthroposophischen Stoffe mehrere Lesarten der Produkte möglich seien.“ (Apotheke Adhoc – „Weleda in Angriffsstimmung„, 2010)

„Mehrere Lesarten“ für unbedarfte Kunden, die den Hokuspokus-Hintergrund nicht kennen. Weleda ist sich bewusst, dass Kunden keine Ahnung haben, dass sie esoterische Scheinmedikamente ohne Wirknachweis kaufen.

Und Weleda „plant weiterhin„, Kunden durch Werbung eine „pflanzliche“ Wirkung vorzutäuschen. Und das, obwohl die meist homöopathischen Zubereitungen von Weleda in der Regel gar keinen Wirkstoff enthalten. Manche Produkte der anthroposophischen „Medizin“ sollen mit magischen Strahlen sogar aus der Ferne heilen können.


Weleda Metallspiegelfolien – Kosmische Kräfte wirken durch Fernheilung

Ein absurdes Weleda-Produkt: „Metallspiegelfolien“ heilen angeblich per „Fernwirkung“ mit „Planetenmetall“ von der Sonne

In der anthroposophische „Medizin“ nutzt man das „Planetenmetall“ Gold gegen Herzbeschwerden. Die „Metallstrahlung“ dieses „verdichteten Sonnenlichtes“ soll „Energieflüsse“ aktivieren.

Grundsätzlich gilt: Für die Annahmen der anthroposophischen „Medizin“ nach Rudolf Steiner gibt es keine Wirkungsnachweise. Sie ordnet den Organen beispielsweise Planeten zu, und diesen „sieben Planeten“ (darunter auch der Mond und Sonne) werden wiederum Metalle zugeordnet:

Planeten sind Organe sind Metalle sind Chakren

Tabelle: Die sieben Planeten der Anthroposophie, laut AnthroWiki.AT

Dem Herzen ist Gold (Aurum) zugeordnet. Laut anthroposophischem Glauben waren Sonne und Erde einst ein gemeinsamer Körper. Als die Sonne sich abspaltete, blieb das Gold als „verdichtetes Sonnenlicht“ auf Erden zurück. Den Ur-Zustand dieses Metalls versucht man in der Herstellung durch aufwändige Verfahren wieder zu erreichen:

Metall wird in einem elektrischen Feld in den Zustand eines energiereichen, farbig leuchtenden Plasmas versetzt, ähnlich dem frühen kosmischen Zustand der Metalle.“ (Vademecum für äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege – „Metallspiegelfolie„)

Das Gold wird dann auf eine Folie aufgedampft und diese mit einer Baumwoll-Rückseite versehen.

Metallstrahlung soll heilende Fernwirkung haben

Das Gold wird also nicht als Mittel eingenommen, es berührt den Körper nicht einmal: Das Planetenmetall soll durch magische Fernwirkung („Metallstrahlung“) heilen, wenn man die Folie in der Herzgegend anbringt:

„Dadurch kann eine für das jeweilige Metall spezifische Wirkung  in ungewöhnlicher Intensität auf den menschlichen Organismus entfaltet werden („Metallstrahlung“).

Diese Wirkung tritt ein, obwohl durch eine dünne Baumwollschicht kein unmittelbarer Hautkontakt zum Metallspiegel besteht.“ (Vademecum für äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege – „Metallspiegelfolie„)

Laut Packungsbeilage kann das Produkt, wenn es noch sauber genug ist, unendlich oft verwendet werden – die kosmischen Strahlen scheinen nie schwächer zu werden. Weleda warnt sogar vor der „ungewöhnliche intensiven Wirkung“ auf den menschlichen Organismus:

Die Anwendung von Weleda Aurum Metallspiegelfolie in der Herzgegend darf nur in Absprache mit dem Arzt bzw. mit der Ärztin durchgeführt werden.“ (Weleda)

Beweisen will man die Metallstrahlung durch die güldene „Herzmedizin“ offenbar nicht: In Weledas Beiblatt zum Mittel heißt es – wenn auch zur Anwendung in der Schwangerschaft: „Systematische wissenschaftliche Untersuchungen wurden aber nie durchgeführt.

Fachartikel „Außenanwendungen mit Metallspiegelfolien“

Wer sich dem esoterischen Wahn in Reinform hingeben will, der lese den Artikel des „Fachportals“ AnthroMedics (Slogan: „Entwicklung, Forschung, Evaluierung“) zu den Weleda Metallspiegelfolien.

Es ist erschütternd, was die Esoteriker für Wissenschaft halten. Rudolf Steiners hellseherische Thesen wie die Evolution der Planeten (wir erinnern uns, die Sonne wurde aus der Erde wiedergeboren) werden dabei als absolute Wahrheiten schlicht vorausgesetzt.

Im Artikel geht es um anthroposophische Kosmologie und Evolution, Planetenkräfte, die Erdbildung im „Auflöse- und Vergeistigungsprozess“, um Metalle die strahlen, ent-werden (sic!) und „bis in die Substanzfügung Träger von zukunftsgestaltenden Kräften“ sind.


Weleda ließ Kritiker im Internet denunzieren

Weleda und andere Hersteller „alternativer“ Medizin finanzierten ein Watchblog im Internet, dass Kritiker einschüchtern sollte

Kritik hört man bei anthroposophischen Unternehmen wie Weleda nicht gerne. Wer kein Anthroposoph ist, darf gegnerell nicht über das kosmische Geheimwissen der Glaubensgemeinschaft urteilen.

Auch ist die Frage nach Wirknachweisen fast ein Frevel, hat man es sich doch im hunderte Millionen schweren Business ohne Nachweis so bequem eingerichtet.

2012 kam heraus, dass Weleda und andere Hersteller „sanfter Medizin“, darunter der ebenfalls anthroposophisch geprägte Konzern Wala, ihre Kritiker im Internet persönlich bloßstellen und anschwärzen ließen:

“Für den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte ist [Claus F.] offenbar für das Anschwärzen von Kritikern der Homöopathie zuständig. Jedenfalls wird seine Tätigkeit von der Homöopathie-Lobby und von Globuli-Herstellern unterstützt.

Ein „Sponsoring” seines CAM-Media.Watch-Blogs durch Globuli-Hersteller gab F. im August 2011 auch offen zu, um “Transparenz” zu schaffen: “Die Unternehmen Deutsche Homöopathie-Union (DHU) und Biologische Heilmittel Heel unterstützen CAM Media.Watch finanziell.”

Weitere Sponsoren sind die Firmen Staufen Pharma, WALA Heilmittel, Weleda und Hevert. 43.000 Euro erhält Fritzsche pro Jahr von diesen sechs Herstellern homöopathischer Produkte.

Arzneimittelhersteller finanzieren einen Journalisten, der die Kritiker ihrer Produkte anschwärzt – bei jedem herkömmlichen Pharmakonzern wäre dies ein Skandal.“ (Süddeutsche Zeitung – ”Schmutzige Methoden der sanften Medizin“, 30.06.2012)


Weleda zweifelt freie Berichterstattung an

Weleda verweigert Interview zur eigenen Globuli-Herstellung und unterstellt dem Spiegel, nicht objektiv zu sein

Bei der Recherche für einen Bericht über Homöopathie fragte SPIEGEL TV in 2020 Interviews bei Globuli-Herstellern an. Darunter die Deutsche Homöopathie-Union, Similasan, Pekana oder Wala. Die Firmen lehnten Interviews ab, darunter auch Weleda:

Den Vogel schießt jedoch der Hersteller Weleda ab. Hier wird nach unserer Bitte nach einem Interview gleich die unabhängige Berichterstattung infrage gestellt.

Zitat: „Wenn nun ein Medium des SPIEGEL Verlags wie SPIEGEL TV anhand der Herstellung von Globuli über homöopathische Verfahren berichten möchten, können wir uns nicht vorstellen, dass dies im Kontext einer objektiven Berichterstattung geschieht.

Souverän geht irgendwie anders.“ (SPIEGEL TV – „Hokuspokus Globuli: das Riesengeschäft mit der Homöopathie„, 19.12.2020)


Weleda-Skandal – Tod nach Behandlung mit „alternativen“ Krebsmitteln

Anthroposophische Firmen sind Markführer bei „alternativen“ Krebsmitteln. Einige behandelte Patienten starben. Die Mittel waren trotz fehlender Genehmigung weiter erhältlich.

Aus der Anthroposophie Rudolf Steiners kommt auch das Konzept der Krebsbehandlung mit Misteln. Der Hellseher und Weleda-Gründer habe erkannt, dass die Mistel „einen Astralleib hat wie ein Tier„, daher zu den „Pflanzentieren des Mondes“ gehöre. Mehr noch:

“Die Mistel muß deshalb in der heutigen Pflanzenwelt schmarotzen, weil sie ein zurückgebliebenes Wesen ist. Sie hat keine Empfindung mehr, obwohl der umhüllende Astralleib der Mistel ganz anders ist wie der der übrigen Pflanzen.” (Rudolf Steiner “Die Entwickelung des Menschen im Zusammenhang mit der kosmischen Entwickelung der Erde”, 1908, GA104, Seite 114)

Als Analogie ergibt sich: So, wie die Mistel sich einen Baum als Wirt sucht, sucht sich der Krebs ein Organ. Und wenn nach dem Simile-Prinzip der Homöopathie Ähnliches Ähnliches heilt, dann heile die Mistel also Krebs. Doch das ist seit 100 Jahren nicht belegt worden.

Trotzdem: Mistel-Präparate “gehören seit langem zu den am häufigsten angewandten Krebsmitteln in Deutschland, Österreich und der Schweiz„, informiert der dkfz Krebsinformationsdienst. Sie sind eine gute Einnahmequelle für die Anthroposophen von Weleda, Iscador und Co., die sie quasi exklusiv herstellen.

Ärzte spritzen Mistelpräparate direkt in Tumore

Doch die Mittel sind nicht ungefährlich: Nachdem es in Frankreich zu Todesfällen mit den „alternativen“ Krebsmitteln kam, wurde behandelnden Ärzten Berufsverbot erteilt:

Der Arzt verschrieb 28 Injektionen von Mistelextrakt, einem Kräutermedikament, das dann von der Schweizer Firma Weleda unter dem Namen „Viscum album fermented“ verkauft wurde. Er selbst führt während mehrerer Sitzungen Injektionen in die Brust um den Tumor herum durch. Sehr schnell verschlechtert sich Stéphanies Zustand. (…)

Nach Monaten des Leidens starb Stéphanie am 18. März 2013.“ (Sciences et avenir – „Weleda im Herzen eines anthroposophischen Medizin-Skandals„, 2019)

Der Arzt erhielt zwei Jahre Berufsverbot, während denen er Seminare über Alternativmedizin hielt – auch über Krebsbehandlung mit Misteln. Vorher war bei einem anderen, anthroposophischen Arzt bereits ein Patient gestorben:

Im Zentrum dieser beiden tragischen Fälle steht daher der fermentierte Mistelextrakt oder das Viscum-Album, eine der Säulen der sogenannten „anthroposophischen“ Medizin zur Behandlung von Krebs.“ (Sciences et avenir – „Weleda im Herzen eines anthroposophischen Medizin-Skandals„, 2019)

Weledas Krebsmittel waren trotz fehlender Genehmigung weiter erhältlich

Die Firma Weleda vertrieb das Mittel, das von anthroposophischen Ärzten auch direkt in Krebstumore injiziert wird, trotzdem weiter:

Unsere Untersuchung ergab, dass Weleda, ein Schweizer Kosmetik- und Pharmaunternehmen, seine Bestände an einem Produkt zur Bekämpfung von Krebs in Frankreich verkauft, das seit 2018 nicht mehr zum Verkauf in Frankreich zugelassen ist.

Die auf Mistelextrakt basierenden Injektionsfläschchen hätten keine Wirksamkeit gegen die Krankheit und könnten sogar für die Kranken gefährlich sein.“ (Sciences et avenir – „Weleda im Herzen eines anthroposophischen Medizin-Skandals„, 2019)

Bis 2018 „profitierte Weleda von einer Einfuhrgenehmigung“ für sein „Kräuterprodukt“ in Frankreich – bis diese Genehmigung ablief. Testkäufer konnten das Mittel aber weiter erhalten, ganz ohne Rezept.

Einen Beipackzettel gab es nicht: „Durch Öffnen der Schachtel konnten wir feststellen, dass sie keine Informationsbroschüre über die Zusammensetzung des Produkts, seine Gebrauchsanweisung, seine Kontraindikationen und Nebenwirkungen usw. enthielt“

Das Mittel wird noch immer hergestellt, von anderen anthroposophischen Firmen:

Die Iscador AG und Weleda setzen dieses Medikament jedoch seit Jahrzehnten durch diskrete, aber wirksame Lobbyarbeit fort.“ (Sciences et avenir – „Weleda im Herzen eines anthroposophischen Medizin-Skandals„, 2019)

Mistel-Präparate zur Injeketion gelten als gefährlich, weil sie gegen Krebs keinen sicheren Wirknachweis erbringen können. Es besteht die Gefahr, wirksame, evidenzbasierte Therapien zugunsten alternativmedizinischer „Behandlungen“ zu verzögern oder abzulehnen. Auch eine angenommene allgemeine „Verbesserung der Lebensqualität“ scheint sich nicht bestätigen zu lassen. Ihre Anwendung bringt dem Patienten somit oft gravierende Nachteile, dagegen wenige oder keine Vorteile.

Das Mistel-Geschäft geht weiter – auch Dank Lobbyarbeit

Das Medizinportal MedWatch schreibt über anthroposophische Lobbyarbeit und die Misteltherapie:

Die finanziellen Verflechtungen zwischen anthroposophisch-medizinischer Forschung und Anthroposophie-Lobby reichen noch tiefer. In den Finanzierungsangaben der obigen Artikel taucht immer wieder die Software AG Stiftung auf. (…) Ihr Vermögen beträgt laut der Webseite der Stiftung „mehr als 1,2 Milliarden Euro“ (MedWatch – „Das vermeintliche Mistel-Wunder: Der Masterplan der Anthroposophie„, 03.12.2019)

Diese reiche anthroposophische Stiftung habe unter anderem Harald Matthes, dem Geschäftsführer der anthroposophischen Klinik Havelhöhe 2017 eine Stiftungsprofessur für Anthroposophische „Medizin“ an einem Institut der Charité Berlin bezahlt.

Zuvor war Matthes, obwohl Mitglied des Verwaltungsrates von Weleda, in der Forschung tätig – genauer, in der Forschung zu eben den Krebsmitteln von Weleda. Interessenkonflikte habe er jedoch nicht, gab Matthes an.

Methodisch einwandfreie Studien sind unerwünscht

An einem echten Wirknachweis seien die „Forscher“ jedoch gar nicht interessiert – das sei nicht der „Masterplan der Anthroposophie“:

Dass groß angelegte, methodisch einwandfreie Studien zur Wirksamkeit der Misteltherapie von anthroposophischer Seite nicht verfolgt werden, könnte auch daran liegen, dass ein negatives Ergebnis aus ideologischer Sicht verheerend wäre. Immerhin ist die Mistel „unsere Speerspitze bei den Medikamenten“, wie Matthes im Interview von 2014 sagte“ (MedWatch – „Das vermeintliche Mistel-Wunder: Der Masterplan der Anthroposophie„, 03.12.2019)

Man wolle vielmehr „von der Binnenanerkennung zu einer echten Verbreitung der Anthroposophischen Medizin zu kommen„, so Matthes.

Anthroposophen: Was wirkt, bestimmen wir

Das zielt scheint, dass anthroposophische Ärzte und Forscher mithilfe reicher Lobbyorganisationen ihre hellseherisch begründete Pseudomedizin künftig weltweit verkaufen dürfen.

Und das, ohne korrekte Studien durchzuführen, sondern einfach nach dem Motto: „Was wirkt, bestimmen wir“. Doch dafür brauchen die Esoteriker eben eine „andere“ Wissenschaft, „andere“ Methoden:

„Was mit dem neuen Wissenschafts- und Methodenkonzept der anthroposophischen Medizin gemeint ist, kann man beim „Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie“ (IFAEMM) nachlesen. Es ist der Universität Witten/Herdecke angegliedert (…)

Für die Beurteilung der Wirksamkeit einer Behandlung reicht es demnach, wenn ein behandelnder Arzt beim Vorher-Nachher-Vergleich eine Veränderung des Zustandes wahrnimmt. Das IFAEMM nennt diese Vorgehensweise Cognition Based Medicine.

Die so erhobenen Daten müssen dann nur noch gesammelt werden und von anthroposophischen Ärzten in akademische Artikel übersetzt werden. So soll die anthroposophische Erkenntnis- und Behandlungsmethode nach und nach an deutschen Universitäten, in Kliniken und Arztpraxen etabliert werden, mit der Misteltherapie als Speerspitze. Das ist der Masterplan der anthroposophischen Medizin.“ (MedWatch – „Das vermeintliche Mistel-Wunder: Der Masterplan der Anthroposophie„, 03.12.2019)


Weleda verharmlost gefährliche Kinderkrankheiten

Anthroposophen sind oft „impfkritisch“ oder gar Impfgegner – da sind sich das staatliche Robert-Koch-Institut, die Ständige Impfkommission, Gesundheitsämter und selbst die WHO sicher. Weleda-Gründer Rudolf Steiner befürchtete bereits 1917, durch Impfungen wollten dunkle Kräfte die Menschheit kontrollieren – und ihnen mit der Spritze die Esoterik austreiben.

“Ich habe Ihnen gesagt, daß die Geister der Finsternis die Menschen dazu inspirieren werden, sogar ein Impfmittel zu finden, um den Seelen in frühester Jugend die Hinneigung zur Spiritualität auszutreiben.” (Rudolf Steiner, GA177, S.237)

Als Anthroposophen vertritt auch Weleda Impfgegnerische Positionen. Weleda Island verbreitet auf ihrer Webseite impfkritische Inhalte, in denen Krankheiten verharmlost werden: Masern und Mumps seien zwar „unangenehm“, jedoch „absolut normal“ – und gehören zur gesunden Entwicklung eines Kindes eben dazu:

Webseite von Weleda Island (www.Weleda.is) mit Impfgegner-Positionen. Quelle: Michelle Wong/Twitter

„Masern, Mumps, Windpocken und Röteln: So unangenehm es auch ist, es ist völlig normal, dass Kinder krank werden. (…) Als Kind krank zu werden, gehört zum Erwachsenwerden.“ (Weleda Island)

„Völlig normal“ ist es auch für ungeimpfte Kinder, an Hirnhautentzündung zu leiden – oder zu sterben. Ohne Masernimpfungen hätten wir zwei Millionen Tote pro Jahr zu beklagen.

Anthroposophen stellen angebliche „Entwicklungsschübe“ in den Vordergrund: Aus „ganzheitlicher Sicht“ betrachtet würden Kinder an Masern und Co. wachsen, zum Beispiel nach durchlebter Krankheit das erste Mal „Ich“ sagen. Die Eltern sollten Krankheit als „sinnvoll“ betrachten – und zulassen.

Weleda-Magazin über sinnvolle Kinderkrankheiten

Das deutsche „Weleda-Magazin“ liefert 2022 zum Thema Impfungen „Tipps vom anthroposophischen Kinderarzt„. Der Kinderarzt Prof. Dr. med. Alfred Längler der Privatuniversität Witten/Herdecke und Ärztlicher Direktor des anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke schreibt darin:

Das Durchmachen von Krankheiten ist eine notwendige Voraussetzung für langfristige Gesundheit.“

Das gelte auch für „klassische Kinderkrankheiten“, die einen „sinnvollen Platz im Kindesalter“ hätten. Man solle den „Krankheitsverlauf unterstützen“ und ihn nicht mit „Anti-Medikamenten“ einfach „abrupt abkürzen“. Eltern sollten sich über die „Hintergründe“ der gängigen Impf-Empfehlungen informieren und darüber, welche „eventuell damit verbundenen Gefahren“ es gebe.

Gesundheit werde nicht gefördert durch eine „passive Abwehrhaltung“ oder einem „Schutz vor“ Krankheiten, Ziel sei vielmehr eine „Hilfe zu“. Sinnvoll sei ein Überdenken des Medienkonsums, eine gesunde Ernährung und feste Rhythmen – zum Beispiel durch „wechselnden Tischschmuck“.


Aggressive Marketingkampagnen zielen auf Hebammen

Diffuse/unangreifbare „Heilsversprechen“ im Weleda-Flyer für gestresste Frauen:
Gold „besänftigt das Herz“, „stärkt die Mitte“ mit „Sonnenhafter Qualität“ (via Scienceblogs)

Besonders intensiv bemüht sich die alternative Pharmalobby um Hebammen und Entbindungspfleger, die sie als Multiplikator*Innen ihrer esoterischen Behandlungskonzepte dringend brauchen.

Das hat für den Berufsstand auch Vorteile: Anders als Ärzte in der Geburtshilfe dürfen sie keine Medikamente verschreiben, und freuen sich oft darüber, legal eigene alternative und unschädliche Mittel empfehlen zu können. Unschädlich in dem Sinne, dass mit fehlenden Nebenwirkungen auch eine fehlende Hauptwirkung einhergeht.

Dazu bringen anerkannte Fortbildungen wertvolle Fortbildungspunkte. Man wird auf Kosten des Konzerns sogar manchmal mit einem Shuttle-Service chauffiert, mit Proben versorgt und verköstigt – und nebenbei mit kruder Esoterik indoktriniert.

Esoterische Pharmaindustrie lockt mit kostenlosen Fortbildungen

Die Kölner Skeptikerin Claudia Graneis hat 2013 eine solche Fortbildung bei Weleda besucht. Graneis erklärt:

“Hebammen fungieren als Multiplikatorinnen von esoterischen Behandlungskonzepten, was sie zum Angriffsziel besonders aggressiver Marketingkampagnen der esoterischen Pharmaindustrie prädestiniert. So bietet zum Beispiel die Schweizer Firma Weleda, Hersteller von anthroposophischen Arzneimitteln, Seminare und Lehrgänge für Hebammen an, die rege in Anspruch genommen und auch von Berufsverbänden empfohlen werden. (Claudia Graneis bei ScienceBlogs.de – “Heiße Luft für Hebammen – Das Training im esoterischen Denken beginnt schon vor der Geburt”)

Die Inhalte der Fortbildungen seien „haarsträubend„, so Graneis. Es kam die anthroposophische Theorie von den Körperhüllen zur Sprache – dem Ätherleib, dem Astralleib und dem Ich, die Menschen wie eine Aura umgeben sollen.

Anthroposophische Ansichten über Äther- und Astralleibe

In der anthroposphischen Medizin gilt Krankheit als Disharmonie dieser „Auren“.

Was an Informationen zur anthroposophischen Medizin folgte, war in Inhalt und Darreichungsform haarsträubend – eine milde Apologetik von Rudolf Steiners Rassentheorie, ein Loblied auf rückständige Mediziner und eine Preisung der Anwendung anthroposophischer Konzepte in Landwirtschaft, Kosmetik, Pädagogik, Wirtschaft und Medizin. (…)

Es wurde über die vier Wesensglieder des Menschen gesprochen. Der unbelebte physische Leib, der dem Mineral im Menschen entspreche, also den Knochen; der Lebensleib, welcher die Pflanze im Menschen repräsentiere, also der Stoffwechsel; der Empfindungsleib – das Tier im Menschen (schließlich hätten Tiere eine Seele und ein Bewusstsein) und zu gute Letzt der Geistleib, die Ich-Organisation.“ (Claudia Graneis bei ScienceBlogs.de – “Heiße Luft für Hebammen – Das Training im esoterischen Denken beginnt schon vor der Geburt”)

Kritik an den Inhalten kam nicht auf:

Neben der besorgniserregenden Naivität der teilnehmenden Hebammen fand ich auch die völlig unkritische Darstellung der esoterischen Konzepte anthroposophischer Medizin erschreckend.“ (Claudia Graneis bei ScienceBlogs.de – “Heiße Luft für Hebammen – Das Training im esoterischen Denken beginnt schon vor der Geburt”)

Kaufmännisch gewitzt, aber perfide

Graneis zitiert Cornelius Courts, Autor des ScienceBlogs Blood’N’Acid damit, dass solche Einflussnahmen „zu gleichen Teilen kaufmännisch gewitzt wie perfide“ seien:

Der rationalistische Widerstand gegen esoterische und nicht wirklichkeitsbasierte Konzepte dieser (leider noch häufig) Nicht-Akademikerinnen ohne wissenschaftliche Ausbildung fällt offenbar (noch) geringer aus, als der vieler Ärzte. Zudem werden Hebammen viel schlechter bezahlt und sind daher mit preiswerteren „Zuwendungen” milde und aufnahmebereit zu stimmen als so mancher kreuzfahrtverwöhnte Mediziner.“ (Cornelius Courts via Claudia Graneis bei ScienceBlogs.de – “Heiße Luft für Hebammen – Das Training im esoterischen Denken beginnt schon vor der Geburt”)

Wie die gesamte Anthroposophie hat auch der anthroposophische Konzern Weleda starken Rückhalt in der Politik – insbesondere im Heimatland Baden-Württemberg.


Staatssekretär für Verbraucherschutz empfiehlt Weledas Zuckerkügelchen

Ende 2019 kam es zu einem kleineren Skandal, als der Parlamentarische Staatssekretär des Verbraucherschutzministeriums Christian Lange auf seinem Twitter-Kanal Werbung für die Homöopathiesparte der Firma Weleda machte. Lange schrieb am 08. Oktober 2019 auf Twitter:

Hömöopathie gehört zu einer guten Patientenversorgung, darin war ich mir mit der Geschäftsführung der @Weleda_D in Schwäbisch Gmünd einig“ (Christian Lange, Mitglied des Bundestages, Wahlkreis Schwäbisch-Gmünd).

Nicht nur ist es unverständlich, dass ein Mitglied des Bundestages die Wirtschaftsunternehmen in seinem Wahlkreis offen bewirbt – auch ist sein Eintreten für Pseudomedizin ohne Wirknachweis „in der Patientenversorgung“ für einen Verbraucherschützer zumindest fragwürdig.

Es war nicht der erste Besuch Langes beim esoterischen Pharmakonzern – auch 2017 besuchte er zusammen mit der Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz, Barbara Hendricks, die Firma. Hendricks ließ sich durch den „Heilpflanzengarten“ führen und nahm an einer Diskussionsveranstaltung teil.

SPD-Mann Lange erhielt umgehend deutliche Kritik, unter anderem vom Parteigenossen Kevin Kühnert.


Pseudowissenschaft auch bei Unternehmensentscheidungen

Die Geschäftsleitung von Weleda hat in 2020 Überlegungen angestellt, mit Internet-Versandhändler Amazon oder dem chinesischen Online-Marktplatz Alibaba zu Kooperieren.

Wie es sich für ein ganzheitlich-esoterisches Unternehmen gehört, wurde dazu eine pseudowissenschaftliche Entscheidungshilfe genutzt: Eine „Familienaufstellung“.

ZEIT-Autorin Barbara Achermann schreibt in ihrem Artikel „Im Reinen mit sich, der Natur und Alibaba“:

Mit dem Online-Giganten Amazon zusammenarbeiten? Das sei, als würde man mit Haifischen schwimmen, sagt Nataliya Yarmolenko. Aber es bleibe ihr nichts anderes übrig. „Wir müssen!“ Also hat sie gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Geschäftsleitung von Weleda eine Familienaufstellung gemacht. In diesem alternativpsychologischen Kammerspiel verkörperten Manager die beiden Firmen – hier der umweltverschmutzende Versandhändler, dort die naturliebenden Anthroposophen – und ergründeten ihren Beziehungsstatus. Selbst ein Strategieprozess funktioniert beim Naturkosmetikkonzern Weleda nicht ohne Esoterik.“ (Barbara Achermann – „Im Reinen mit sich, der Natur und Alibaba„, Die Zeit, 18.03.2020)


Sollte man Weleda-Produkte kaufen oder nicht?

Kritiker von Esoterik, „alternativer“ Medizin und Pseudowissenschaften haben eine klare Haltung dazu. Das Magazin „Telepolis“ fragte 2013 die Rudolf Steiner-Biografin Irene Wagner: „Wie schlimm ist es, Produkte von anthroposophischen Marken wie Demeter, Weleda oder Voelkel zu kaufen?

“Das kommt darauf an, ob man grundsätzlich solche Betriebe unterstützen möchte. Ich würde die Produkte nicht kaufen, weil mir diese ganze anthroposophische Ideologie dahinter absolut missfällt. Es ist eine Art Verdummung der Menschen. (…).

Diese ganze Spinnerei des biologisch-dynamischen Anbaus kann man sich wirklich schenken. Man muss sich da nicht nach den Sternen richten und man muss auch nicht irgendwelche Kuhhörner vergraben oder Mäusen das Fell abziehen.” (Irene Wagner, 2013)

Quelle: Die Autorin von “Rudolf Steiners langer Schatten”, Irene Wagner, über Weleda, Waldorf-Pädagogik, biologisch-dynamische Landwirtschaft und anthroposophische Medizin im Interview mit Telepolis.

Weleda-Medizinprodukte werden durch Weleda-Kosmetik querfinanziert

Das Portal „brand eins“ weist darauf hin, dass man mit dem Kauf von Weleda-Kosmetik die defizitäre Medizin-Sparte von Weleda gegenfinanziert:

Weleda produziert eine immense Zahl an Naturheilmitteln. Und das extrem ineffizient. Es kann vorkommen, dass ein bestimmtes Mittel nur 15-mal im Jahr verkauft wird. Dafür sind aber eigens Pflanzen angebaut und Maschinen angeschafft worden. In Deutschland und der Schweiz verbrennt Weleda im Durchschnitt mit jedem seiner Heilmittel Geld. (…)

Diesen Luxus kann sich das Unternehmen nur dank der Quersubventionierung durch die lukrative zweite Sparte leisten: die Naturkosmetik.“ (brand eins – „Weleda: Ätherisches Aufräumen„, 2017)

Ein Griff zur Weleda-Kosmetik macht also die Produktion hellseherisch begründeter anthroposophischer Pseudomedzin-Produkte erst möglich.


Das Periodensystem des irrationalen Unsinns

The Periodic Table of Irrational Nonsense (c)2010 by Crispian Jago

Dieses wunderbare „Periodensystem des irrationalen Unsinns“ hat Crispian Jago entwickelt. Vom Glauben an Außerirdische über Paranormales, von Pseudowissenschaften bis zu „alternativer“ Medizin ist alles dabei, was der moderne Esoteriker und Verschwörungstheoretiker braucht. Auf seiner Webseite bietet Jago auch eine schöne, interaktive und sehr lustige Version seiner Tabelle an.

Auf die so genannte „Weltanschauung“ namens „Anthroposophie“ des Hellsehers und Okkultisten Rudolf Steiner treffen zahlreiche dieser Konzepte zu. Sie ist im wahrsten Sinne ein esoterischer Gemischtwarenladen. Steiner bezeichnete seine hellseherischen Erkenntnisse „höherer Welten“ immer als „Geisteswissenschaft“. Seine Anhänger versuchen noch heute, Hellseherei als Wissenschaft umzudeuten. Grund genug, genauer hinzusehen.

Die untenstehenden irrationalen Überzeugungen finden sich in allen Praxisfeldern des esoterischen Glaubens: In der Waldorfschule, in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft bei Demeter und natürlich auch in der anthroposophischen „Medizin“.

Sehen wir uns mal an, welche irrationalen Konzepte auf den Glauben der Anthroposophen zutreffen.

Weiter lesen „Das Periodensystem des irrationalen Unsinns“

Rudolf Steiner – Unfehlbar oder Unzurechnungsfähig?

Rudolf Steiner. Begründer der Anthroposophie, der Waldorfpädagogik, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der anthroposophischen Medizin. Tausende Einrichtungen berufen sich auf ihn. Die von ihm initiierte Esoterik-Branche macht Umsätze in Milliardenhöhe.

Mussder Erfinder des anthroposophischen Glaubens nicht unweigerlich ein Genie gewesen sein? Ein charismatischer Guru mit übermenschlichen, ja vielleicht sogar göttlichen Kräften? Oder war er vielleicht krank?

Weiter lesen „Rudolf Steiner – Unfehlbar oder Unzurechnungsfähig?“

GLS Bank und GLS Treuhand

“Wenn heute viele Menschen neu zu uns hinzukommen, die nicht aus der Anthroposophie und ihrem Umfeld stammen, ist für mich die Frage: Haben die nun die Anthroposophie hinter sich oder vor sich? Für mich ist die Antwort, sie haben sie eher vor sich.” (Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank bei „Info3„, 2013)

Die GLS Gemeinschaftsbank ist eine erfolgreiche ethische Bank mit eigenständiger Treuhandgesellschaft, die zur Finanzierung der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie gegründet wurde. Diese Weltanschauung ist für Esoterik, Pseudomedizin und Pseudowissenschaft sowie seit der Corona-Pandemie auch zunehmend für ihre Verschwörungstheorien und ihr Querdenkertum bekannt.

Die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ wurde 1974 von Menschen gegründet, die der esoterischen Weltanschauung „Anthroposophie“ nahe standen, um anthroposophische Projekte wie Waldorfschulen und Demeter-Höfe zu finanzieren. Die GLS Bank hat die Esoterik im deutschsprachigen Raum in den letzten 40 Jahren groß gemacht. Sie finanziert weiterhin Projekte aus den Bereichen Waldorfpädagogik, Pseudomedizin und Pseudowissenschaft – insbesondere durch ihr Schwesterunternehmen GLS Treuhand.

Auch durch den Rückhalt einer „eigenen Bank“ gehören anthroposophische Einrichtungen zu den Marktführern – nicht zuletzt im Bereich „alternativer“ Schulen, Bauernhöfen oder „alternativer“ Medizin. In diesen Praxisfeldern der Anthroposophie wird nicht nur nach wissenschaftlichen, sondern in erster Linie nach esoterischen Grundsätzen gearbeitet.

Die Bank gilt mit Recht als eine der besten ethischen Banken und bedient heute auch viele lobenswerte, nicht-esoterische Themengebiete. Die Anthroposophie verliert offenbar innerhalb der Bank immer mehr an Stellenwert. Als eine der wenigen anthroposophisch inspirierten Einrichtungen hat sich die GLS Bank deutlich von Rudolf Steiners Rassismen distanziert, verschwörungsideologische Kund_innen des Hauses verwiesen und sich für Impfungen ihrer Mitarbeiter_innen gegen Covid19 eingesetzt.

Diese positive Entwicklung hat die GLS-Schwester GLS Treuhand bislang nicht vollzogen, wie man weiter unten lesen kann.


Die GLS Bank

Logo der GLS-Bank "GLS Bank - das macht Sinn"
Logo der GLS Bank mit dem Slogan „das macht Sinn“

GLS Bank: Gründung und Zweck

“Die GLS Bank ist 1974 von Menschen gegründet worden, die der Anthroposophie eng verbunden waren. Zu Beginn wurden hauptsächlich Projekte aus diesem Umfeld finanziert, z. B. Demeter-Höfe und Waldorfschulen.“ (Webseite der GLS Bank)

Gründer der Bank war der Anthroposoph Wilhelm Ernst Barkhoff, der ebenso Gründer anderer anthroposophischer Einrichtungen wie des „Instituts für Waldorf-Pädagogik“ und auch Vorstand der „Rudolf-Steiner-Schule Ruhrgebiet“ war.

Mit Mitarbeitern wie Franz Schily (Vater von Konrad Schily und Otto Schily) machte er die nach esoterischen Annahmen arbeitenden Waldorfschulen in ganz Europa zu einem Erfolgsmodell.

Finanzierung der Waldorfschulen

Esoterische „alternative“ Pädagogik basierend auf Hellseherei

Eine der Hauptaufgaben der GLS Bank war die Finanzierung der Waldorfschulen, die nach der alternativen Pädagogik des österreichische Hellsehers Rudolf Steiner arbeiten.

Die vorgebliche Reform-Pädagogik will das Karma und den Stand der Reinkarnation der Kinder berücksichtigen. Sie orientiert ihre Unterrichtsinhalte an einer anthroposophischen Evolutionserzählung, die die Abstammung der Menschheit aus Atlantis beinhaltet. Weitere Kernelemente sind von der Anthroposophie angenommene „Kulturstufen“ – jedes Kind vollzieht in seinem Wachstum die kulturelle Entwicklung der Europäer nach. Nach dieser im Kern rassistischen Evolutionserzählung sind die Unterrichtsinhalte gestaffelt. Seine Erkenntnisse bezog der Hellseher Rudolf Steiner aus „höheren Welten“, die nur er wahrnehmen konnte.

In Deutschland gibt es rund 254 der privaten Waldorfschulen, weltweit sind es etwa 1.200 Schulen. (Stand: 03/2020). Die elitären, esoterischen Privatschulen werden als sogenannte „Ersatzschulen in freier Trägerschaft“ im Schnitt zu drei Vierteln aus Steuergeldern finanziert.

VISA-Kreditkarte der GLS Bank, mit den Logos von „Bund der Freien Waldorfschulen“ und „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ (nicht mehr erhältlich)

Mit einer eigenen „Waldorf-Kreditkarte“ konnten Kunden der GLS Bank die Waldorfschulen nicht nur indirekt, sondern auch ganz direkt finanziell fördern. Die Kreditkarte ist mittlerweile nicht mehr erhältlich.

Die Waldorf-Kreditkarte ist eine VISA-Karte, mit der Sie nicht nur weltweit bezahlen können. Mit jeder Zahlung unterstützen Sie außerdem Projekte der weltweiten Waldorfbewegung. Nach jedem Zahlvorgang geht der Erlös aus der Kreditkarte an den Bund der Freien Waldorfschulen e.V. und die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., die beiden Kooperationspartnern der GLS Bank bei der Waldorf-Kreditkarte.“ (GLS Bank)

„Freunde der Erziehungskunst“: Notfall-Eurythmie und homöopathische Globuli für traumatisierte Kinder

Neben dem Bund der freien Waldorfschulen erhielt der Kooperationspartner „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ Geld aus der VISA-Aktion. Die „Freunde“ leisten weltweit „Notfall-Waldorfpädagogik“ in Krisengebieten. Dabei werden zum Beispiel traumatisierten Kriegsopfern, meist Kindern, anthroposophische „Therapien“ wie Eurythmie-Tänze angeboten. Der Verein hat seine Geldanlagen von rund 900.000 Euro bei der GLS Bank.

Im Zuge von Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 wurden die „Freunde“ von der GLS Bank als Hilfsorganisation empfohlen. Die Organisation will bei ihrer Traumatherapien nach Möglichkeit ausschließlich homöopathische Mittel – welche ohne Wirknachweis über den Placebo-Effekt hinaus sind – einsetzen. Nach Kritik nahm die GLS Bank die „Freunde“ von ihrer Liste der empfohlenen Organisationen herunter.

Weitere Informationen zur GLS Bank und GLS Treuhand:


Ein Netzwerk anthroposophischer Banken

Neben der deutschen GLS Bank gibt es ein ganzes Netzwerk aus kleinen und großen Banken mit anthroposophischem Hintergrund. Ihre Hauptaufgabe ist meist die Finanzierung der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie, aus der heraus sie gegründet wurden.

Triodos-Bank, Niederlande

Auch die Triodos-Bank ist von und mit Anthroposophen gegründet worden. Beraten wurden die Gründer der Triodos-Bank vom Heilpädagogen und Vorsitzenden der anthroposophischen Gesellschaft, Bernard Lievegoed sowie vom GLS Gründer Wilhelm Ernst Barkhoff:

„Die Gründung der Triodos Bank erfolgte im Jahr 1980. Unsere vier Gründer (…) beschäftigen sich seit den Sechzigerjahren intensiv mit Fragestellungen rund um das Thema Social Banking, aber auch stark mit der Anthroposophie. Die Gründer sind damals auch zur GLS Bank nach Bochum gereist, weil dort ähnliche Ideen lebten, und haben sich von Herrn Barkhoff, dem Gründungspionier der GLS Bank, inspirieren lassen.“ („Finanzwirtschaft in ethischer Verantwortung“ – „Die Triodos Bank und ihr nachhaltiges Geschäftsmodell„, Springer, 2017)

La NEF Bank, Frankreich

Logo der Bank La NEF

„Die Vereinigung für Forschung und Umsetzung neuer Formen der wirtschaftlichen und finanziellen Unterstützung wurde 1978 gegründet. Es wurde von Jean-Pierre Bideau, damals Lehrer an einer Steiner-Waldorfschule und Präsident des Verbandes der Steiner-Waldorfschulen, und Henri Nouyrit, damals Elternteil einer Steiner-Waldorfschule und Landwirt-Züchter in Biodynamik, gegründet.

Die Gründer lassen sich von anderen bestehenden europäischen ethischen Banken inspirieren (…) [GLS, Triodos], und durch das wirtschaftliche und soziale Denken von Rudolf Steiner. Beide waren sehr engagiert in der von letzteren gegründeten anthroposophischen Bewegung.

Ihr erstes Ziel ist es, Steiner-Waldorfschulen, die sich gründen oder entwickeln wollen, Kredite anbieten zu können. Seit seiner Gründung hat der Verein weitere Projekte im Zusammenhang mit der Anthroposophie finanziert, insbesondere zur Entwicklung der Biodynamik, einer von Rudolf Steiner erfundenen Landwirtschaftsform“ (Wikipedia.fr)

ABS-Bank, Schweiz

„Die ABS ist in den 1980er Jahren aus ökologisch, alternativ aber auch anthroposophisch orientierten Kreisen entstanden.“ (Alternative Bank Schweiz, „Unsere Wurzeln„, 2020)

Freie Gemeinschaftsbank, Schweiz

Die Freie Gemeinschaftsbank ist stark auf die Anthroposophie des österreichischen Hellsehers Rudolf Steiner ausgerichtet. Ihre Geschäftsbereiche bezeichnet sie nach dem Konzept von Rudolf Steiners „Dreigliederung“ als „Organe“, sie finanziert zum großen Teil anthroposophische Einrichtungen.

Das Logo und selbst das Gebäude der Bank sind nach anthroposophischen Grundsätzen gestaltet und verwenden kaum „unnatürliche“ rechte Winkel. Auf der Internetseite und sogar im Geschäftsbericht der Bank wird der Anthroposophie-Gründer Rudolf Steiner wörtlich zitiert.

Merkur Andelskasse, Dänemark

Die dänische Bank Merkur Andelskasse wurde 1982 gegründet auf Prinzipien von Rudolf Steiner und seinem Konzept der Sozialen Dreigliederung. Die Gründung als privater Spar-und Darlehnsverein wurde durch die anthroposophisch geprägte deutsche GLS-Bank inspiriert. Merkur arbeitet mit der niederländischen anthroposophischen Bank Triodos zusammen.


GLS Treuhand e.V.

Während die GLS Gemeinschaftsbank auf gutem Wege ist, sich von anthroposophischer Esoterik frei zu machen, ist die GLS Treuhand e.V. – auch als Dachorganisation der „Zukunftsstiftung Entwicklung“ – weiter überaus stark in diesem Bereich vertreten. Die Treuhand finanziert zahllose esoterische Projekte und Einrichtungen, deren Grundlagen und Methoden weit außerhalb der Wissenschaft stehen. Das gilt insbesondere für die pseudowissenschaftliche, esoterische „biodynamisch“ Landwirtschaft nach Demeter und endet nicht bei versteckter Lobbyarbeit gegen grüne Gentechnik.

Finanzierung der Demeter-Methode und die „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“ der GLS Treuhand

Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft ist „[rechtlich] eine unselbstständige Stiftung, die mit der GLS Gemeinschaftsbank assoziiert ist und deren Geschäftsführung von der GLS Treuhand in Bochum besorgt wird.“ (Wikipedia). Die Stiftung setzt sich für die Verbreitung der anthroposophischen, so genannten „biologisch-dynamischen“ Landwirtschaft ein, wie sie bei den von Rudolf Steiner inspirierten Verbänden Demeter, GÄA oder EcoVin betrieben wird. Diese Verbände gehören zu den führenden Bio-Verbänden in Deutschland.

Biodynamische Landwirtschaft: Okkultismus, Astrologie und Homöopathie

Die biodynamische Landwirtschaft geht ebenfalls auf den Hellseher Steiner zurück. Sie will okkulte, also verborgene Wirkungen von Mond, Sternen und Planeten berücksichtigen und verpflichtet Bauern zu okkult-magischen Ritualen, bei denen sich Gedankenkräfte auf Düngemittel auswirken sollen.

Als Dünger werden Präparate aus mit Mist gefüllten und vergrabenen Kuhhörnern, Tierschädeln, Kristallen oder Eingeweiden verwendet, die homöopathische verdünnt zum Einsatz kommen. Kranke Tiere werden vorrangig mit kosmologischer, anthroposophischer Pseudomedizin oder homöopathischen Globuli behandelt. Alle genannten Verfahren sind für die mehr als 6000 Demeter-Bauern weltweit per Richtline verpflichtend durchzuführen. Mit GÄA und EcoVin arbeiten drei der neun größten deutschen Bio-Anbauverbände nach Ideen des Hellsehers Rudolf Steiner.

Förderung von Pseudowissenschaften in der Landwirtschaft

Ziel der Stiftung ist es, diese auf Astrologie, Homöopathie und Okkultismus basierende „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ als „Leitbild zukünftiger Agrarpolitik“ zu etablieren. Schwerpunkte sind unter anderem die „Entwicklung neuer Methoden zur Beurteilung der Qualität von Lebensmitteln, etwa durch bildschaffende Methoden.“ (Wikipedia). Da die von den Esoterikern angeblich im Produkt erzeugten „Vital-„, „Lebens-“ oder auch „Ätherkräfte“ mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind, haben Anthroposophen eigene Messtechniken erfunden.

Fünf kreisrunde Bilder: Die der Aura-Fotografie ähnliche „Tropfbildmethode“ produziert zufällige Muster von verdünnten Pflanzenauszügen. (via Psiram)

Pseudowissenschaftliche „bildschaffende Methoden“ sollen mittels obskurer esoterischer Techniken die „ätherische Lebenskräfte“ in Produkten darstellen können. Bei diesen Methoden wird – kurz gesagt – meist ein wässriger Auszug einer Pflanze genutzt. Unter Zugabe von Zusatzstoffen wird dieser Auszug instabil und die Probe der Pflanze zerfällt. Die zufällig gebildeten Zerfalls-Strukturen werden dann hellseherisch interpretiert.

Eurythmie auf dem Acker: „Tanzen für Pflanzen“ als bio-dynamische „Forschung“

Der Schwerpunkt der Stiftung liegt auf der Förderung der Züchtungsforschung im Bereich Getreide, Gemüse und Obst (…). Zu ihren Partnern gehören in diesem Bereich beispielsweise (…) die Forschung & Züchtung Dottenfelderhof.“ (Wikipedia)

Auf dem Dottenfelderhof behauptet man „Gemüsezüchtungs-Forschung“, zu betreiben, indem man das Saatgut und Pflanzen wie u. a. Rosenkohl mit esoterischen Eurythmie-Tänzen betanzt. Die entstandenen Pflanzen „untersucht“ man dann mit den der Aura-Fotografie ähnlichen „bildschaffenden Untersuchungen (Kupferkristallisation und Steigbild)“, um die durch das esoterische Tanzen erzeugten ätherischen „Vitalkräfte“ zu dokumentieren. (Dottenfelderhof, Tätigkeitsbericht 2018, PDF)

Saatgutsparen – oder: „Kosmosklänge“ für das Saatgut

Bio-dynamische Forschung mit „Tanzen für Pflanzen“, „Musik für Pflanzensamen“ oder „Aura-Fotografie“ kann man mit der Aktion „Saatgutsparen“ der GLS Bank unterstützen. Zinserträge gehen dabei in die „Saatgutarbeit“ der „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“.


Stiftungsfonds der GLS Treuhand

Der Stiftungsfonds des GLS Bank-Schwesterunternehmens „GLS Treuhand“ finanziert einige wertvolle Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien und der Flüchtlingshilfe sowie Behindertenarbeit.

Die meisten Projekte scheinen jedoch aus dem eigenen anthroposophischen, esoterischen und pseudowissenschaftlichen Spektrum zu stammen.

Anthroposophie, Homöopathie und eine alternative Evolutionserzählung

Beispiele:

  • A.R.S.-Stiftung für Waldorfpädagogik
  • Stiftungsfonds Artfondo, Kunstprojekte inspiriert durch Anthroposophie und den Anthroposophen Joseph Beuys
  • Freie Bildungsstiftung für eine Bildung nach den Idealen Rudolf Steiners
  • Zukunftsstiftung BioMarkt, in Kooperation mit BioKreis und Denn´s, tätig im Bereich der bio-dynamischen Landwirtschaft
  • Bodhichitta Stiftung für buddhistische Meditation und Homöopathie
  • Stiftungsfonds Chirophonetik, anthroposophische Sprachtherapie
  • Stiftungsfonds Desiderata, u. a. für „ganzheitliche“ Heilverfahren
  • EKAYANA Stiftungsfonds für zeitgemäßen Buddhismus 
  • Stiftungsfonds European Integral Academy, tätig im Bereich der Esoterik und Spiritualität
  • Institut für Evolutionsbiologie an der Universität Witten/Herdecke, dessen Leiter die These von Rudolf Steiner belegen will, dass das Tier vom Menschen abstammt und somit Darwins Evolutionstheorie falsch ist
  • HORTUS Stiftungsfonds für biologisch-dynamische Landbauprojekte
  • Stiftungsfonds HGM – Heute Gemeinsam für Morgen – für Waldorfpädagogik und Anthroposophie
  • Karl König Stiftungsfonds für Anthroposophische Medizin
  • Stiftungsfonds Nadjeschda für Kinder u.a. mit Behinderungen, Waldorfpädagogik
  • Sparrer&Varga-Stiftung zur „Systemischen Strukturaufstellung

Quelle: Stiftungsfonds der GLS Treuhand


Finanzierung alternativer Evolutionserzählungen

Anthroposophen glauben an ihre eigene Evolutions-Erzählung nach dem Hellseher Rudolf Steiner. Diese beinhaltet esoterische Anteile (Abstammung des Menschen aus „Atlantis“), rassistische Anteile (die höchste Entwicklungsstufe ist die geniale, weiße „arische Rasse“) und anti-wissenschaftliche Anteile („Der Mensch stammt nicht vom Affen ab“, Rudolf Steiner). Die Evolutionstheorie nach Charles Darwin lehnte der Anthroposophie-Erfinder Steiner ab.

Der Stiftungsfonds der GLS Treuhand finanziert seit 2007 die Forschungen des
“Institut für Evolutionsbiologie”
an der anthroposophischen Privat-Universität Witten-Herdecke. 1992 übernahm der ehemalige Waldorfschüler, Waldorflehrer und Waldorfausbilder Wolfgang Schad das Institut. Im Hausmagazin der Waldorfschulen, der „Erziehungskunst“, leugnete Schad 2004 – getreu seinem Glauben – die Evolution. In seiner Forschung hofft er, Darwin widerlegen zu können.

“Auf die heutige Form des Evolutionsverständnisses, das man derzeit wissenschaftlich für wahr hält, wird man möglicherweise in 200 Jahren nachsichtig zurückblicken. (…)

So finden wir zwei Anschauungen vor: Entweder stammt der Mensch vom Affen ab oder umgekehrt der Affe vom Menschen.
Auch innerhalb der naturwissenschaftlichen Forschung kann man beide Anschauungen vorfinden, wobei die Affen-Abstammung des Menschen natürlich besonders von der atheistisch-materialistischen Naturwissenschaft vertreten wurde.

Aber es hat immer auch eine »Underground-Naturwissenschaft« gegeben, die manche Fakten dafür, dass auch das Umgekehrte denkbar ist, beibringen konnte.” (Wolfgang Schad im Waldorf-Hausmagazin „Erziehungskunst“, 2004)

Dass der Mensch nicht vom Affen abstammt, wird Kindern auch in einigen der dogmatischeren Waldorfschulen beigebracht.


Lobbyarbeit gegen Gentechnik

Der „Informationsdienst Gentechnik“ wird u. a. finanziert von Firmen aus dem anthroposophischen Spektrum. Zu den Trägern gehören der esoterische Anbauverband Demeter und die Zukunftsstiftung Landwirtschaft der anthroposophischen GLS Treuhand. Die vom „Informationsdienst“ seit rund 10 Jahren an Schulen verteilten Info-Materialien stehen in der Kritik.

Flyer des „kritischen Portals“ namens „Keine Gentechnik“ für Schulen mit Spendenaufruf für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft der GLS Bank und GLS Treuhand

Versteckte Lobbyarbeit mit falschen Fakten und zweifelhaften Studien

„Der Informationsdienst Gentechnik bietet Lehrern und Schülern der Sekundarstufe bereits seit 2010 Lehrmaterialien und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung an. Die Informationen sind tendenziös und geben Fakten verzerrt wieder. Zweifelhafte Studien werden als Beleg für die Hatz auf Gentechnikkritiker gewertet. (…) Für Lehrer und Schüler ist dabei nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich bei den Verfassern der Materialien und Informationen um vehemente Gegner einer sogenannten „Agro-Gentechnik“ handelt.  (…) Ob solche „Unterrichtsmaterialien“ noch der Lehre dienen, oder der Meinungsmache, ist daher eine Frage, der sich auch das Bundesministerium für Bildung stellen sollte.“ (Süddeutsche Zeitung)


Fazit

Warum eine alternative Bank kritisieren?

Die GLS Bank ist die vielleicht bekannteste „ethische“ Bank. Viele halten ihr mit Recht zugute, dass sie nicht in „unethische“ Bereiche wie die Rüstungsindustrie investiert. Kritik an einer solchen Bank ist einigen unverständlich.

Nicht nur „Geld für Waffen“, auch die Finanzierung anti-wissenschaftlicher, anti-moderner Esoterik ist gefährlich. Das Einsickern esoterischer Verschwörungserzählungen und „alternativen Fakten“ schädigt die Gesellschaft. Das fördert die Entstehung von Parallelgesellschaft, in der Wahrheiten, Fakten oder wissenschaftliche Erkenntnisse keine Rolle mehr zu spielen brauchen: Fakt und Fiktion werden gleichwertig.

Die Anthroposophen und ihre GLS Bank haben eine breite und tief in der Gesellschaft verwurzelte esoterische Bewegung etabliert. Jahrzehntelange Einflussnahme und intensive Lobbyarbeit hat der Hellseher-Bewegung eigene gesetzliche Ausnahmen in Schule, Landwirtschaft und Medizin eingebracht.

Anthroposophen dürfen mit großzügiger staatlicher Finanzierung eigene, auf Hellseherei basierende Schulen führen, ohne staatliche Lehrpläne zu achten. Die meist elitären Privatschulen sind finanziell teilweise besser gestellt als Regelschulen.

Anthroposophen dürfen mit Duldung und sogar mit Finanzierung von Bundes- und Landwirtschaftsbehörden Astrologie und Okkultismus betreiben. Sie lassen sich sogar die Forschung dazu aus Staatsmitteln bezahlen. Durch den Einfluss von Esoterikern wird in der gesamten europäischen Bio-Landwirtschaft eine Erstgabe auch homöopathischer Pseudomedizin an kranke Tiere empfohlen.

Anthroposophen dürfen in Arztpraxen und Krankenhäusern eine eigene, kosmologisch begründete „Medizin“ praktizieren, welche nicht nur die Hochburg von Impfgegnern im deutschsprachigem Raum darstellt, sondern auch bei „alternativen“ Krebsmitteln der Marktführer ist. Die der Homöopathie ähnliche anthroposophische „Medizin“ muss dank eigener Sondergesetze keinerlei Wirknachweise erbringen. Sie kann dies auch nicht. Nach der Verwendung von anthroposophischer Pseudomedizin beispielsweise bei Krebserkrankungen kam es zu Todesfällen.

Anthroposophen haben Alternativen geschaffen – alternative Banken, alternative Bauernhöfe, alternative Schulen und eine alternative Medizin. In der Corona-Pandemie sind anthroposophische Organisationen wie die Waldorfschule, die anthroposophischen Mediziner_innen, die anthroposophische Kirche „Christengemeinschaft“ und viele weitere Einrichtungen durch ihre Durchsetzung mit Querdenker_innen aufgefallen.

Die Gefahr, die von der Anthroposophie-Szene ausgeht, ist nicht die einer Waffe, sondern leider oft die eines schleichenden Giftes.


Waldorfschule Norwegen – Lügen, Leugnen, Desinformieren

Die Vorsitzende des norwegischen Waldorf-Bundes leugnet Kenntnis vom Hintergrund der esoterischen Waldorfpädagogik. Von der Lehre des Schulgründers Rudolf Steiner will sie nie etwas gehört haben.

Der esoterisch-okkulte Hintergrund der Waldorfschulen wird von den Schulen gerne geleugnet. In der Anthroposophie angewandte Konzepte von Karma und Reinkarnation bis hin zur Jahrsiebtlehre werden verschwiegen, bewusst verharmlost oder einfach umgedichtet („Wir berücksichtigen die Entwicklungsstufen der Kinder“). Spricht man Waldorflehrer*innen direkt auf die abseitigen Bereiche der Waldorf-Pädagogik an, wird oft abgewiegelt oder einfach schlicht gelogen.

Die Vorsitzende der norwegischen Waldorfschulen treibt das Lügen, Leugnen und Desinformieren jedoch auf die Spitze.

Auszüge aus einem Interview von Fritanke („Freies Denken“), der Online-Zeitung der Human-ethischen Föderation Norwegens, mit der Waldorflehrerin und Vorsitzenden des Bundes der norwegischen Steiner-Schulen, Gry Veronica Alsos:

Fritanke: „Man sagt, dass Sie Rudolf Steiner als einen Propheten sehen – einen, der nicht falsch liegen kann. Ihr Kommentar?“

Alsos: „Das ist wieder nur Schwachsinn. Wir betrachten Steiner als eine gewöhnliche professionelle Autorität, so wie Jürgen Habermas, Charles Darwin oder Albert Einstein akademische Autoritäten an der Universität sind.

ANMERKUNG: Das ist falsch. Der Hellseher Steiner gilt bei seinen Anhängern als unfehlbare Autorität; auch seine absurdesten Prophezeiungen werden von seinen Anhängern nicht in Frage gestellt. Führende Anthroposophen bezeichnen Steiner daher öffentlich als „Propheten“. Charles Darwin und seine Evolutionstheorie werden hingegen explizit abgelehnt.

Fritanke: „Wie steht es etwa mit Steiner’s Einteilung verschiedener Menschen und deren physischen Erscheinung, dass Kinder mit breiten Schultern andere Merkmale als welche mit schmalen Schultern und dergleichen haben?“

Alsos: „Eine solche Klassifizierung basiert auf physikalischen Eigenschaften, die wir nicht anwenden. Absolut nicht.“

ANMERKUNG: Das ist falsch. Physikalische Eigenschaften wie der Stand der Zähne oder die Körperform und Haltung werden in den Lehrplänen der Waldorfschulen sogar wörtlich als Grundlage für die Einschulung genannt. Auch anhand des „festen Auftretens“ mit den Fersen oder der Ausprägung der Ohrläppchen wird von einigen anthroposophischen Ärzten vor der Einschulung die Schulreife und damit der Stand der „Reinkarnation“ des Kindes gemessen.

Fritanke: „Hätten Sie Steiner’s vorgeschriebene Eurythmie (rhythmischen Formationstanz) beendet, wenn diese sich als wirkungslos erwiesen hätte?“

Alsos: „Wir haben keine spezielle Vorstellung davon, welchen „Effekt“ die Eurythmie haben sollte.“ 

ANMERKUNG: Das ist falsch. Laut Lehrplan der Waldorfschulen erfüllt die Eurythmie vielfältige Zwecke, zum Beispiel den „Atem-Puls-Rhythmus zu etablieren“ oder Kindern beim besseren Zuhören zu helfen. In der anthroposophischen Medizin werden Krankheiten mit „Heil-Eurythmie“ behandelt. Waldorfausbilder geben an, dass der „Engelstanz“ bei Kindern Neigungen zu Gewalt verhindern würde. „Laut- und Ton-Eurythmie“ sind seit jeher Pflichtfach an Waldorfschulen.

Fritanke: „Mit anderen Worten, Steiners Lehren über Reinkarnation, die sieben Wurzelrassen, Karma, Temperamente und die Akasha-Chronik sind für die Steiner-Bildung nicht relevant?“

Alsos: „Absolut nicht. Ich weiß nicht mal, was das alles ist.

ANMERKUNG: Das ist falsch. Reinkarnation und Karma sind das Kernthema und die Grundlage der Waldorfpädagogik. Die Temperamentenlehre bestimmt weite Teile der Pädagogik, so auch die Sitzordnung in Waldorfschulen. Die Atlantis-Sage aus der von Steiner hellseherisch empfangenen „Akasha-Chronik“ wird im Geschichtsunterricht der 5. Klasse als alternative Evolutionstheorie gelehrt. Steiners rassistische Wurzelrassen-Theorie ist seit Jahrzehnten in der Kritik. 

Es ist ausgeschlossen dass eine Anthroposophin, Waldorflehrerin und Vorsitzende aller Waldorfschulen von diesen Begriffen keinerlei Kenntnis hat.

Quelle: Fritanke („Freies Denken“), Online-Zeitung der Humanethischen Föderation Norwegens, im Interview mit den Vorsitzenden des Bundes der norwegischen Steiner-Schulen.


Demeter


Was ist biologisch-dynamische Landwirtschaft?

Demeter „Bio-Monschein Käse mit Aqua Luna Wasser (Vollmondwasser) gepflegter Rinde, an Licht-Blütetagen und Wärme-Fruchttagen gekäst“ (Info)

Biologisch-dynamische Landwirtschaft ist eine pseudowissenschaftliche, esoterische Wirtschaftsweise, die auf den Ideen des Hellsehers Rudolf Steiner basiert.

In der Biodynamik finden sich Ansichten aus Astrologie und Homöopathie, Esoterik und Okkultismus – also einer Lehre von verborgenen, unerklärlichen Kräften. Die Anthroposophie als Weltanschauung gibt vor, zusätzliche „höhere Welten“ wahrzunehmen. Diese verborgenen Welten mit geheimen Kräften – und selbst unsichtbaren Wesen – sind die Grundlage der Biodynamik.

Die Grundsätze der Methode erfand Steiner offenbar spontan als bezahlter Vortragsredner vor Landwirten im Jahre 1924. Nach der anthroposophischen Methode arbeitende Landwirte gründeten darauf 1927 den Verband „Demeter“:

1923 wurde Steiner von einigen Landwirten um den Graf von Keyserlingk zu einem Vortragszyklus überredet. Steiner wurde „eine Garantiesumme von 20.000 Mark zugesichert, damit Reisespesen und Honorare für die Künstler bezahlt werden konnten“, da ihn eine Künstlergruppe, die Eurythmievorstellungen gab, begleiten sollte. (…)

[Der] gesundheitlich bereits schwer angeschlagene Steiner präsentierte in Kursen seine mehr oder weniger spontan erfundene „geisteswissenschaftliche Landwirtschaft.“. (Wikipedia)

Rund 40 Jahre lang, bis ins Jahr 1963, wurde das „hellseherische Leitbild“ (Wikipedia) von Demeter streng geheim gehalten.

Demeter ist heute (Stand: 2020) der drittgrößte Bio-Anbauverband und ist mit über 6000 Betrieben in mehr als 60 Ländern vertreten. Fast alle großen Bio-Verbände akzeptieren Demeter-Methoden bei sich, kleinere Anbauverbände wie GÄA oder EcoVin arbeiten teils nach identischen Vorgaben.

In Spitzenverbänden und Forschungsinstituten sowie mit Lobbyarbeit bis in die Landwirtschaftsministerien hinein bestimmen Anthroposophen die Bio-Branche maßgeblich mit.

Ist die „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ ein Plagiat?

Rudolf Steiner gab an, seine Erkenntnisse durch seine hellseherischen Fähigkeiten in „höheren Welten geschaut“ zu haben. Oft übernahm er jedoch einfach fremde Konzepte, z. B. aus dem Buddhismus, der esoterisch-rassistischen Theosophie oder auch aus Science-Fiction-Romanen. Auch die Grundlage seiner „Landwirtschaftlichen Kurse“ scheint ein Plagiat zu sein:

Steiners Vortragsideen und Konzepte von einer spirituell reformierten Landwirtschaft, die er quasi über Nacht in Breslau spontan niederschrieb, weisen frappierende Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit den Ideen auf, die der deutsche Agrarwissenschaftler Richard Krzymowski 1919 in seiner Philosophie der Landwirtschaftslehre entworfen und veröffentlicht hat. Krzymowski lehrte 1924 zufälligerweise in Breslau, also in unmittelbarer Nähe zu Koberwitz, wo Steiner 1924 seinen Landwirtschaftlichen Kurs hielt. (…)

Die zentralen Gegenstandsbereiche in Steiners landwirtschaftlichen Betrachtungen waren kein Neuland. Sie wurden schon seit den 1860er Jahren unter Verfechtern eines biologischen Landbaus diskutiert, deren Ergebnisse und Antworten die Anthroposophie lediglich aufgriff.“ (Wikipedia)


Wie arbeitet man biologisch-dynamisch?

Quelle: Biodynamischer Kalender Mond und Planeten 2016

Angebaut wird im Rhythmus der Mondphasen, unter Einbeziehung von astronomischen Sternen-Konstellationen und sogar „überirdischen, luft-übertragenen Planetenkräften“ (Rudolf Steiner).

Verschiedene okkult-magische Verfahren sollen in den Produkten „ätherische Bildekräfte“ (auch: „Vitalkräfte„) erzeugen.

Gedüngt wird mit selbst hergestellten, magischen und homöopathisch verdünnten „Präparaten„, die mit Hilfe von Kuhhörnern, Innereien, Kristallen oder Tierschädeln selbst hergestellt werden. Die bekannteste Methode sind dabei die mit Kuhdung gefüllten und über Winter im Acker vergrabenen Kuhhörner.

Anthroposophen glauben an eine „über die Materie hinausgehende Wirklichkeit“ (Demeter-Richtlinien). Die Demeter-Bauern wollen „unter Einbeziehung der Kräfte des Mondes, der Planeten und des Kosmos“ (Demeter Schweiz) Produkte von „kosmischer Qualität“ herstellen:

„In guter Milch spiegelt sich der ganze Kosmos.“ (Demeter Journal, 2009).

Anthroposophisch angebautes Gemüse soll unter anderem in der Lage sein, „Licht-Äther“ zu speichern. „Am Pflanzenwachstum ist der ganze Himmel mit seinen Sternen beteiligt!„, so Rudolf Steiner.

Verwendung Bio-dynamischer Präparate

Das wichtiges Merkmal und das Kernelement von „bio-dyn“ ist die Verwendung von magischen Düngemitteln („Präparaten“). Diese „Präparate“, zum Beispiel Kuhmist, der in Kuhhörner gestopft und vergraben wird, nennt der Anbauverband das „Herzstück“ seiner Methode.

Die verwendeten Kuhhörner dienen als kosmische Antennen zum Empfang von „astralisch-ätherischen Kraftströmungen“ (Rudolf Steiner). Der Kuhmist werde dadurch in „geistigen Mist“ verwandelt:

“Es können auch Kraftströmungen sein, die in dem Geweih lokalisiert sind. Die Kuh hat Hörner, um in sich hineinzusenden dasjenige, was astralisch-ätherisch gestalten soll (…)“ (Rudolf Steiner – “Vorträge über Naturwissenschaft”, Gesamtausgabe Band 327, S.97f)

Das Bild von Hörnern und Geweihen als Kosmos-Antennen findet sich auch auf den Webseiten von Demeter: Der Hirsch sei „mit seiner Umgebung bis hinaus in die kosmischen Weiten verbunden, sein Geweih [ist] wie eine Antenne“ („Die Präparate. Das Herz der bio-dynamischen Agrikultur„, Gotheanum, 2018)

Andere „Präparate“ werden aus Tierschädeln, Kristallen oder Eingeweiden hergestellt. Die Verwendung der folgenden „Präparate“ ist Demeter-Bauern durch ihre Richtlinien („Allgemeine Regeln zur Erzeugung„) zwingend vorgeschrieben:

Präparat 500 – Das Kuhhornmistpräparat. Kuhmist (Darminhalt) wird in ein Kuhhorn gefüllt und im Herbst vergraben, im Frühjahr wird er auf den Feldern verstreut.

Präparat 501 – Das Kuhhornkieselpräparat. Quarz, Kiesel oder möglichst Bergkristall werden mit Regenwasser zu Brei verarbeitet, in ein Kuhhorn gefüllt und von Juni bis zum Spätherbst „zum übersommern“ vergraben.

Präparat 502 – Das Schafgarbenpräparat. Blüten der Schafgarbe werden in die Blase vom männlichen Rotwild (Hirsch) gefüllt, getrocknet und ein Jahr lang in der Erde den „Kräftewirkungen des Jahreslaufes“ ausgesetzt. „Zur Gewähr, dass es sich um ein männliches Tier handelt,
lasse man sich vom Förster die Hoden mitschicken.”

Präparat 503 – Das Kamillenpräparat. Blütenköpfchen der Kamille füllt
man so in Rinderdärme, dass Würste entstehen. “Die Därme sind in Ihre
ursprüngliche Lage zu bringen (zu wenden), bevor die
Kamillenwürste in der Erde überwintern.”

Präparat 504 – Das Brennnesselpräparat. Bündel ganzer, blühender Brennnesseln werden, umgeben mit einer Torfmullschicht, für ein volles Jahr in der Erde vergraben.

Präparat 505 – Das Eichenrindenpräparat. Eichenrinde vom noch lebenden Stamm einer Roteiche mittleren Alters wird in die Schädeldecke von einem Haustier (Rind, Pferd, Schwein, Schaf) gegeben. Der Schädel wird mit Knochen abgeschlossen und von Herbst bis Frühjahr vergraben oder in einen Holzbottich mit Regenwasser gegeben.

Präparat 506 – Das Löwenzahnpräparat. Frühmorgens gesammelte Blütenköpfe des Löwenzahns werden zu „kindskopfgroßen Kugeln gepresst“ in Rindsgekröse (Rinderbauchfell) eingenäht und über den Winter vergraben.

Präparat 507 – Das Baldrianpräparat. Im Juni / Juli werden die Blüten des Baldrians gesammelt und mit Regenwasser angefeuchtet, danach mit einer Saftpresse ausgepresst.

Präparat 508 – Das Equisetumpräparat. Getrockneter Acker-Schachtelhalm (Equisetum) wird „in üblicher Weise verarbeitet und als Droge verwendet“.

Quelle: “Herstellung der Düngerpräparate der biologisch – dynamischen
Wirtschaftsweise nach Angaben aus dem Landwirtschaftlichen Kurs von Dr. Rudolf Steiner
“ nach I. Voegele.

Den Bauernhof für kosmische Kräfte öffnen

Demeter will mit den Präparaten „kosmische und geistige Kräfte“ erwecken, weiß aber offenbar auch um deren okkult-magischen Charakter:

Die biodynamischen Präparate tragen wesentlich zur Weiterentwicklung von Boden, Pflanzen und Tieren im landwirtschaftlichen Betrieb bei, indem sie diese für die kosmischen und geistigen Kräfte öffnen. (…)

Die Präparatearbeit hilft dem Landwirt, seinem Betrieb, seinem Boden, den Pflanzen und Tieren und der umgebenden Natur auf eine andere, mehr spirituelle Art zu begegnen. (…)

So helfen sich alle Beteiligten gegenseitig, diese oft sich im Verborgenen abspielenden Wirkungen der Präparate in die Wahrnehmung zu bringen.“ (Demeter)

Alchemistisch die Naturvorgänge lenken

Gläubige Anthroposophen sind also der Überzeugung, kosmische Kräfte erzeugen und lenken zu können – manche halten sich gar für Zauberer, die „alchemistisch in Naturvorgänge eingreifen„:

„Mit den Präparaten zeigten sich mir dann Möglichkeiten, aus dem kosmischen Ganzen heraus mit Kräften zu arbeiten. Ich fand, was ich gesucht hatte“, erinnert sich der Forscher. Immer noch spürt er das „Bezaubernde“ der Präparate, die einen ganz anderen Umgang mit Stoffen und Kräften der Natur bedingen als das sonst herrschende Wirkstoffdenken der Naturwissenschaft. „Sie fordern mich als modernen Menschen heraus, bei ihrer Zubereitung und Anwendung künstlerisch-alchiemistisch in die Naturvorgänge einzugreifen, ohne sie zu manipulieren.“ (Demeter.de – „Charakteristisch für Demeter-Agrarkultur: die Biodynamischen Präparate„, 2020)

Dynamisierung: Magische Rituale

Die gewonnenen kosmisch aufgeladenen „Präparate“ werden im Anschluss „dynamisiert“, also in Wasser verdünnt. Typische Angaben sind: 1 Teelöffel genügt für 60 Liter Wasser, 100g Kuhmist reichen für 10.000 Quadratmeter Acker.

Die Mischung muss eine Stunde lang rituell von Hand abwechselnd rechts- und linksdrehend verrührt. Dabei rührt man, bis sich ein strudelnder Trichter bildet, dann ändert man die Drehrichtung. So würden sich „Informationen“ auf das „Präparatewasser“ übertragen.

Es wird empfohlen, dass der Betriebsleiter persönlich das Verrühren vornimmt und dabei möglichst keine negativen Gedanken hegt – die könnten sich auf das Präparat übertragen.

Die entstehende, homöopathisch verdünnte Flüssigkeit wird dann tröpfchenweise – am besten von Hand, zum Beispiel mit einem Handbesen – auf den Feldern verteilt.

Bei der anthroposophischen Firma Weleda sieht das dann so aus:

“Straub steht auf einem sternförmigen Pflasterkreis und demonstriert, wie bei Weleda “dynamisiert” wird. Im Frühherbst hat er Kuhmist in ein Kuhhorn gefüllt und es vergraben. Jetzt im Frühling holt er das Horn wieder aus der Erde und schabt den Dung heraus. Den verrührt er in einem Bottich auf dem Pflaster mit Wasser. (…)

Erst dreht er nach rechts, dann nach links. Rechts, links, rechts, links, eine Stunde lang. Über die Monate soll die Wirkung des Dungs von den kosmischen Kräften gestärkt worden sein – nun soll sie sich auf das Wasser übertragen. Dem Weleda-Mann ist es ernst damit. Das Wasser, das er auf diese Weise bearbeitet, bringt er als feinen Sprühregen “in homöopathischen Dosen”, so sagt er, auf die Beete aus. Es soll den Boden ´´vitalisieren´´.” (die tageszeitung)

Die Methode sei zwar wirksam, aber schwer nachzuweisen, da „viele Arbeiten nur schwer zugänglich sind„, so der anthroposophische „Forschungsring„.


Astrologisch-homöopathische Schädlingsbekämpfung

Nach Rudolf Steiners Landwirtschaftlichen Kursen werden Behandlungen von Schädlinge am besten mit homöopathischen Mitteln durchgeführt. Bei deren Herstellung der Mittel sollen Sternenkonstellationen berücksichtigt werden. Dabei hilft Demeters „Biodynamischer Mondkalender„.

So soll der Bauer gegen Mäuseplagen ein Mäusefell verbrennen und die Asche als „Mäusebalgpfeffer“ verstreuen – das halte Mäuse fern.

Für diverse landwirtschaftliche Fragen hinterließ [Steiner] viele Ratschläge und Anweisungen, etwa zur Schädlingsbekämpfung. Insekten könne man z. B. bekämpfen, indem man sie verbrennt, wenn die Sonne im Zeichen des Stieres steht. Um Mäuse-Plagen einzudämmen empfahl Steiner, angelehnt an homöopathische Regeln, ein Mäusefell zu verbrennen, und die Asche als „Pfeffer“ über die Feldern zu verstreuen, sobald Venus im Zeichen des Skorpion steht.“ (Wikipedia)

Anthroposophen vermischen also ein der Homöopathie verwandtes Similie-Prinzip (Ähnliches heilt ähnliches) mit Astrologie. So soll man die „Veraschung“ von Käfern vornehmen, wenn die Sonne im Sternzeichen Stier steht, Ameisen werden bei Mond im Löwen verbrannt und Heuschrecken bei Mond in den Zwillingen und der Waage.


Engel und Elfen auf dem Acker

Im anthroposophischen Glauben gibt es eine Vielzahl von Fabelwesen, zum Beispiel Astralwesen, Elfen, Erzengel, Feuergeister, Forstriesen, Gnome, Mondbrüller, Undinen, Sylphen und Wichtelmänner.

Einige der Naturwesen der dritten Hierarchie (Engel, Erzengel und Arcai) hätten die Aufgabe, „die geistige und körperliche Entwicklung des Mineralreiches, des Pflanzen-, Tier- und Menschenreiches zu begleiten„, so ein bio-dynamisch arbeitender italienischer Verband. (AgriBioNotizie.it)

Diese Naturwesen gilt es zu beeinflussen und zu besänftigen, damit diese die Qualität vom biologisch-dynamischen Produkten verbessern:

„Engel, Erzengel und Arcai werden „Elementarwesen“ genannt, weil sie keine Möglichkeit zur Evolution haben und haben werden, weil sie keine eigene Individualität haben und „die Essenz geistiger Hierarchien“ sind, die geschaffen wurden, um die geistige und körperliche Entwicklung des Mineralreiches, des Pflanzen-, Tier- und Menschenreiches zu begleiten. Nur wenn man die Natur der Elementarwesen versteht, kann man vollständig verstehen, wozu sie wirklich dienen und was unsere Aufgabe ihnen gegenüber ist!“ (Agri.Bio.Piemonte, Biologisch-dynamischer Verband Italiens)

Bild: „Gibt es Elfen und Klabautermänner doch?“, (c) Laborjournal 12/2006

Auch in der „biologisch-dynamischen Forschung“ in Deutschland betanzt man Apfelbäume mit Eurythmie, um „Naturwesen anzuregen“ (siehe unten). Mitte der 2000er Jahre durften Anthroposophen sogar die Stelle eines Professors für Agrarwissenschaften an der Uni Kassel erschaffen, der Elfen und Klabautermänner erforschte:

Das bizarrste Beispiel findet sich in Kassel, wo Ton Baars eine Stiftungsprofessur für biodynamische Landwirtschaft innehatte (..) In einem Artikel versucht Agrar-Professor Baars sogar die Existenz von Elfen und Klabautermännern zu belegen.“ (Die Zeit – „Der akademische Geist. Esoteriker unterwandern die deutschen Hochschulen„, 2011)


Was ist biologisch-dynamische Forschung?

„Biologisch-dynamisch“ angebaute Produkte sind von herkömmlichen Bio-Produkten mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu unterscheiden.

In der „bio-dynamischen Forschung“ werden Pflanzen, Samen oder auch Gießwasser mit Eurythmie betanzt, mit Musik beschallt, meditativ mit ihnen gesprochen oder sie werden speziellen „Planetenkonstellationen“ ausgesetzt.

Zum Nachweis des Erfolges dieser Maßnahmen werden verschiedene pseudowissenschaftliche Untersuchungsmethoden angewendet, um die angeblich erzeugten „Ätherkräfte“ der Produkte sichtbar zu machen – oder gar nachzuweisen. An den Nachweis scheitert Demeter bereits seit 1924:

Der Versuchsring anthroposophischer Landwirte [wurde] gegründet, um Steiners sehnlichsten Wunsch nach einer empirischen Bestätigung der von ihm hellseherisch begründeten anthroposophischen Landwirtschaft zu erfüllen.“ (Wikipedia)

Die ätherischen „Bildekräfte“ (auch: „Vitalkräfte“) versucht man mit pseudowissenschaftlichen „bildschaffenden Methoden“ abzubilden.

Erforschung ätherischer „Bildekräfte“

Bio-dynamische Bauern versuchen, die „Bildekräfte“ in Pflanzen zu beeinflussen. Dabei handelt es sich um angebliche „ätherische Universalkräfte„, die nur Hellseher wahrnehmen können. Dazu muss der Hellseher jedoch durch anthroposophische Meditation erst die von Rudolf Steiner postulierten „Hellseherorgane“ entwickeln:

Bildekräfte sind gestaltbildende bzw. gestaltverwandelnde (metamorphosierende) ätherische Universalkräfte, in denen und durch die die höheren Hierarchien bis hinauf zu den erhabenen Tierkreiswesen gestaltend wirken. (…) Sie beruht nicht nur auf sinnlichen Beobachtungen, sondern erfordert darüber hinaus eine gezielte geistige Schulung, durch die erst entsprechende übersinnliche Wahrnehmungsorgane ausgebildet werden müssen.“ (AnthroWiki.at)

Konstellationsforschung: Die Kräfte der Planeten und des Tierkreises

Bildekräfte-Forscher beziehen in der „Konstellationsforschung“ auch die Wirkung „astronomischer Tierkreisbilder“, „Planetenkonstellationen“ und „Planetenwirkungen“ mit ein:

Konstellationsforschung [wird] in der Gesellschaft für Bildekräfteforschung in verschiedenen Arbeitszusammenhängen betrieben (…), vor allem aber als Grundlagenforschung darüber, wie die Kräfte der Tierkreisregionen mit den Eigenschaften von Substanzen oder Prozessen zusammenhängen.

Auch die eurythmische Abbildung von Konstellationen durch Gebärden und deren mögliche Wirkungen sind ein Untersuchungsgegenstand.“ (Bildekräfte.de)

Auch im „Demeter-Journal“ findet sich die Konstellationsforschung:

„Die Planetenkonstellationen hat Christina Henatsch von der Allmende Wulfsdorf im Blick.“ (Demeter Journal 2015, „Klänge, Tanz & Winterkräfte„)

Untersuchungen sollen laut dem „Institut für Biologisch-dynamische Forschung“ ergeben haben, dass Demeter-Möhren besser wachsen bei „synodisch-siderischen Mond-Sternbild-Stand ”Jungfrau” vor Vollmond.

Winterkräfte: Die Magie heiliger Nächte

Nicht nur Planeten und Kosmoskräfte, auch Feiertage sollen das Wachstum von Pflanzen beeinflussen:

„Dietrich Bauer (Dottenfelderhof Bad Vilbel) lässt die Winterkräfte in den zwölf heiligen Nächten rund um Weihnachten und Heilige Drei Könige auf das Saatgut wirken.“ (Demeter Journal 2015, „Klänge, Tanz & Winterkräfte„)

Tanzen für Pflanzen: Eurythmie auf dem Acker

Anthroposophen untersuchen auch die Auswirkung esoterischer Eurythmie-Tänze auf Pflanzen. So wächst Salat angeblich kräftiger nach dem Betanzen des Saatguts mit einer „N“-Geste, Äpfel werden durch Eurytmie schmackhafter, und Weizen soll durch die Tänze zu einem Heilmittel gegen Rheuma werden:

„Alle Organismen sind von Lebenskräften bzw. ätherischen Kräften umgeben und durchzogen. Mit der Eurythmie haben wir ein Mittel, die Lebenskräfte anschaulich zu machen.

Es gibt auch eurythmische Bewegungen für Darstellung der Planeten und der Tierkreiszeichen.

Im vorliegenden Projekt konnte gezeigt werden, dass es prinzipiell möglich ist, durch eurythmische Behandlung von Apfelbäumen Qualitätsänderungen bei Äpfeln zu erreichen.“ (Studie: „Geschmacksentwicklung bei Äpfeln durch eurythmische Behandlungen„, Text gekürzt)

Durch die Eurythmie-Tänze glaubt man, unsichtbare „Naturwesen“ dazu angeregt zu haben, die Äpfel zu verbessern. Nicht nur die Früchte werden mit Eurythmie betanzt, sondern auch das Saatgut oder das Gießwasser, siehe: Anthroposophie.blog – „Tanzen für Pflanzen“

Auch in anthroposophischen Waldorfschulen werden Experimente mit Eurythmie-Tänzen gemacht. Durch das Tanzen ausgewählter Buchstaben wollen Waldorfschüler in Freudenstadt hilfreiche „Lichtimpulse“ in die Pflanzensamen von Kresse gesendet haben.

Das Waldorf-Hausmagazin „Erziehungskunst“ sieht die Wirkung als Erwiesen an: „Ein Versuch einer 12. Klasse zeigt, wie das Wachstum von Kresse durch Eurythmie beeinflusst wird.“ (Erziehungskunst, „Krasse Kresse„, 2019)

Kosmos-Klänge: Musik für Pflanzensamen

Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft fördert mit Mitteln der anthroposophischen GLS-Bank auch die Forschung mit musikalischen Intervallen und untersucht „den mathematischen Bezug dieser Klänge zum Kosmos„. Dabei werden die Samen von „Kopfsalat, Löwenzahn, Radieschen, Rote Bete“ uvm. mit Klangstäben „behandelt“:

„Während die Samen in Wasser quellen, spiele ich mit Klangstäben ca. 20 Minuten gleichmäßig ein Intervall (s. Foto). Die Samen werden dann ausgesät und die Pflanzen etwa 14 Wochen lang, morgens für 2-3 Minuten mit dem gleichen Intervall behandelt. Je nach Intervall (z.B. Terz, Quart, Quint) werden die Versuchspflanzen auf verschiedene Gewächshäuser verteilt.“ (Ute Kirchgaesser für „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“)

Die Ergebnis würden zeigen, dass die Terz zur „Steigerung des vegetativen Wachstums“ führt, die Quint zu „langsamerem, aber auch sehr harmonisches Wachstum„. Doch Vorsicht: „Wird die Quint jedoch zu intensiv angewendet, erhöht sie scheinbar die Krankheits– und Schädlingsanfälligkeit„.

Gespräche mit Gemüse: Anthroposophische Meditation

Laut Anthroposophen haben Pflanzen eine „Seele und ein Ich, mit denen man sprechen kann„. Mit Hilfe anthroposophischer Meditations-Techniken versucht man, sich mit Pflanzen zu unterhalten um ihre Bedürfnisse zu erfahren:

„Konkret wurden bisher Lauch und Brokkoli in ihrer besonderen Artung untersucht. (…) Die so gewonnenen Bilder wurden sodann innerlich durchmeditiert und mit Blick auf ihre Bildekräfte belebt und in einem nächsten Schritt inspirativ-fühlend transparent gemacht. Dabei wurde Eigenart, Charakter und Fähigkeit der betreffenden Pflanze immer unmittelbarer gegenwärtig, bis so etwas wie ein inneres Gespräch mit dem Wesen der Pflanze möglich wurde, das auch Schwächungen der Art durch einseitige Züchtungen und Anbaubedingungen deutlicher aufzeigte. So konnten Perspektiven für eine Stärkung der jeweiligen Art gewonnen und in der Meditation an die Pflanze herangetragen werden, für die stellvertretend ein Schälchen mit Saatgut anwesend war.“ (Infameditation/ Gesellschaft für Bildekräfteforschung)

Die Ergebnisse von Gemüse-Gesprächen kann man auch in den „Flensburger Heften – Anthroposophie im Gespräch“ nachlesen:

„Auch Pflanzen sind Wesen, haben eine Seele und ein Ich in geistigen Welten, mit denen man sprechen kann! (…) Und diese Wesen möchten vom Menschen wertgeschätzt, artgerecht behandelt und erkannt werden. Die Gespräche in diesem Buch bieten Ihnen die Möglichkeit, 16 verschiedene Gemüsesorten näher kennenzulernen.“ (Flensburger Hefte Ausgabe 22 – „Gemüsepflanzen / Naturgeister„)

In einer anderen Ausgabe findet man „spannende Gespräche mit den geistigen Vertretern von Obstarten„, die Ihre „Geschichte vom Paradies bis zum Supermarkt“ erzählen. (Flensburger Hefte, Ausgabe 27, „Obst„)


Bildschaffende Methoden: Hellseherei und Aura-Fotografie

Pseudowissenschaftliche „Tropfbildmethode“ (Foto: Psiram)

Die besondere Qualität von bio-dynamisch erzeugten Produkten ist mit wissenschaftlichen Methoden nicht messbar. Anthroposophen haben daher pseudowissenschaftliche Verfahren, so genannte „bildschaffenden Methoden“ entwickelt, um „Vital-“ oder „Ätherkräfte“ sichtbar zu machen.

Bei diesen Verfahren wird nicht nach wissenschaftlich messbaren Kriterien entschieden, sondern mittels unwissenschaftlicher Methoden eine Art „hellseherischer Eindruck“ gewonnen. Ähnlich wie bei der sogenannten Kirlian– oder Aurafotografie sind die erzeugten Bilder rein zufällig und nicht reproduzierbar.

Zu den „bildschaffenden Methoden“ der Anthroposophie gehören:

Bei diesen Methode wird – kurz gesagt – meist ein wässriger Auszug einer Pflanze genutzt. Unter Zugabe von Zusatzstoffen wird dieser Auszug instabil und die Probe der Pflanze zerfällt. Die zufällig gebildeten Zerfalls-Strukturen werden dann hellseherisch interpretiert.

Das gemeinsame Prinzip dieser Untersuchungsverfahren besteht darin, eine Probe einem System zuzusetzen, in dem sich auf Grund einer dem System eigenen Instabilität zufällig bildende Strukturen und Formen ergeben, die – nach Ansicht ihrer Befürworter – auf Grund ihrer Morphologie geignet seien, eine Aussage über die postulierte Vitalqualität zu machen.“ (Psiram)

Bildschaffende Methoden versuchen also, „in okkulter Schau – oder für die elitäre Minderheit der entsprechend Empfänglichen – übersinnlich erfahrbare ätherische Bildekräfte der Anthroposophie sichtbar zu machen.“ (Psiram)

Die „Kupferchloridkristallisation“ gilt heute als Wissenschaftsbetrug. Im Nationalsozialismus hatte der KZ-Arzt Sigmund Rascher zu dieser Methode promoviert. Eine Überprüfung der Ergebnisse in den 2000er Jahren ergab, die Methode „lasse keine Rückschlüsse auf die Qualität der Produkte zu“. (Laborjournal, via Wikipedia)


Wer arbeitet biologisch-dynamisch?

Biologisch-dynamisch arbeitet, wer sich vertraglich verpflichtet, die Demeter-Richtlinien einzuhalten. Das bedeutet, dass der Bauer auch okkult-magische Rituale durchführen muss, da bei Überprüfungen sonst Strafen drohen und das Siegel entzogen werden kann. Man kann einen konventionellen Betrieb auf „Bio-Dyn“ umstellen oder sogar eine eigene Demeter-Fachausbildung absolvieren.

Ein der Fachausbildung zum zertifizierten Bio-Dynamiker müssen Landwirte eine vierjährige Ausbildung durchlaufen:

Demeter-Ausbildung mit „Planetensignaturen“ und „Ätherarten“

Darin wird Ihnen unter anderem beigebracht, „Planetensignaturen“ zu lesen und die vier „Ätherarten“ in den Pflanzenformen zu erkennen (Fachausbildung Bio-Dyn, Schweiz, 2013).

Demeter-Bauern sollen dadurch befähigt werden, mit „Kräften und Substanzen in ihren kosmischen und irdischen Qualitäten bewusst umzugehen“ (Demeter-Richtlinie 2015)

Bekannte Firmen, die „biologisch-dynamisch“ wirtschaften, sind unter anderem Alnatura, Alnavit, Andechser, Beutelsbacher Fruchtsäfte, Biokreis, Dr. Hauschka, Ecovin, GÄA, Demeter, Holle, Naturata, Rapunzel, Voelkl, Weleda oder Wala.


Ist „biologisch-dynamisch“ das „bessere Bio“?

Die Erträge sind im biologisch-dynamischen Landbau nach eigenen Untersuchungen um 20-40% schlechter als im konventionellen Bio-Anbau (Wikipedia). Der Flächenverbrauch sei zusätzlich um bis zu 100% erhöht – „Bio-dyn“ braucht also doppelt soviel Platz wie konventioneller Anbau.

Es ist unwahrscheinlich und ungeklärt, ob „bio-dynamische“ Produkte in Sachen Gesundheit oder Inhaltsstoffen besser sind als herkömmliche Bio-Produkte. „Bio-dyn“ lässt sich auch von herkömmlichen „Bio“ bisher durch kein wissenschaftliches Messverfahren unterscheiden.

Die esoterischen Methoden des Demeter-Verbandes sind laut einer Untersuchung “okkult und dogmatisch und überdies ungeeignet, zur Entwicklung einer alternativen und nachhaltigen Landwirtschaft beizutragen.” (Holger Kirchmann, „Biological dynamic farming — An occult form of alternative agriculture?„, 1994).

Folgerichtig wurde die okkult-magische Anbaumethode von Kritikern bereits als „esoterische Hexenküche„, „irrationaler Quatsch„, „Voodoo“ oder schlicht „reiner Unfug“ bezeichnet.


Homöopathie in der Tierhaltung

Das Tierwohl soll bei Demeter im Vordergrund stehen. Die Demeter-Richtlinien schreiben unter Punkt 7.6.4 aber vor, Tiere im Falle von Krankheiten „vorzugsweise“ mit „…anthroposophischen, homöopathischen und anderen Naturheilverfahren“ zu behandeln. (Quelle: Demeter-Richtlinien Gesamt, Stand 2020)

Anthroposophische Mittel sind, ähnlich wie Homöopathische Mittel, Scheinmedikamente ohne eine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus. Sie sind insbesondere nicht mit Naturheilkunde zu verwechseln, die im Gegensatz zu den vorher genannten Verfahren sowohl Wirkstoffe als auch eine Wirkung hat. Bei den extremen Verdünnungen der meisten Ausgangsstoffe ist eine Wirkung der als „Naturheilkunde“ bezeichneten Pseudomedizin auszuschließen.

Diese in den Richtlinien vorgeschriebene, homöopathische (und damit de facto nicht stattfindende) Behandlung von kranken oder von Parasiten befallenen Tieren gilt bei Kritikern als Tierquälerei.


Fazit

Der biologisch-dynamische Anbau nach Demeter ist eine pseudowissenschaftliche Methode ohne Wirknachweise. Die Vorteile von Demeter bemessen sich weniger in dem, was sie tun als in dem, was sie nicht tun: Dem Pestizidverzicht, bessere Ausstattung von Tieren mit Stall- und Auslaufflächen, Schutzprogramme für Biene. Diese Maßnahmen sind sehr zu begrüßen.

Die okkult-magischen Rituale wie das Verrühren von Dünge-Präparaten, Vergraben von kosmischen Kuh-Antennen oder die Einbeziehung von Mond- und Sternenkräften dagegen haben keine Wirkung.

Demeter behauptet das Gegenteil – die Produkte seien „heilsam“ und ließen die Kunden „spirituell wachsen“.

Man ist erstaunt als Landwirt, wenn man durch eine Maßnahme augenblicklich große Kartoffeln hat!“ (Rudolf Steiner)

„Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln!“ (Volksmund)

2018 erhielt Demeter den Schmähpreis „Goldenes Brett vor dem Kopf“ für das Lebenswerk.


https://de.wikipedia.org/wiki/Biologisch-dynamische_Landwirtschaft

https://de.wikipedia.org/wiki/Demeter_(Anbauverband)

https://www.psiram.com/de/index.php/Biologisch-dynamische_Landwirtschaft


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