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Wer unterstützt die Corona-Querfront?

Bild: (c)2020 Martin Michel – Libertad Media

Die Süddeutsche Zeitung titelt: „Welche Organisationen die rechtsextreme Corona-Demonstration in Berlin unterstützt haben – und was sie verbindet.“ Es träfen Reichsbürger, Verschwörungsideologen, Impfgegner und Anthroposophen zusammen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete gestern über die Berliner Corona-Demonstrationen vom vergangenen Wochenende. Diese seien von der Stuttgarter Initiative „Querdenken 711“ organisiert, doch auch verschiedene Neonazi-Parteien riefen zur Teilnahme auf. Es habe zudem eine große „Symbolvielfalt“ unter den Teilnehmern gegeben.

Die SZ zeigt Organisationen auf, die die Berliner Proteste unterstützt haben. Darunter finden sich die rechte QAnon-Verschwörungssekte, die an pädophile Kinderfresser glaubt, rechtsoffene Kleinparteien wie „Widerstand 2020“ und „Wir 2020“ – und alte Bekannte aus Rudolf Steiners esoterischer Weltanschauung Anthroposophie.

Ein Akteur dabei: Der ehemalige Waldorfschüler Ken Jebsen.

Einer von ihnen war der ehemalige Radiomoderator Ken Jebsen, der diverse Verschwörungsmythen verbreitet. Eine seiner Thesen lautet: Bill Gates habe die Regierungen gekauft, um via Corona weltweit Impfprogramme durchzusetzen, von denen er finanziell profitiere.“ (Süddeutsche Zeitung – „Reichsbürger trifft Impfskeptiker„, 31.08.2020)

Jebsen wurde in den letzten Jahren wiederholt als Vortragender in Waldorfschulen und anthroposophische Einrichtungen eingeladen; einige Auftritte wurden nach Protesten abgesagt, andere wie der Vortrag in der Waldorfschule Überlingen fand vor vollen Hallen statt. Der Aktivist gilt bei Kritikern als einer der führenden deutschen Verschwörungsideologen.

Aktivisten aus der Anthroposophie-Hochburg

Eine weitere Gruppe bei der Berliner Demonstration waren laut der Süddeutschen die „Impfskeptiker“. Diese fänden sich in der Stuttgarter Heimat der Querdenken-Demos besonders häufig:

Skepsis gegen das Impfen ist die Verbindung zu einem oft farbenfroh gekleideten Teils des Publikums. Stuttgart gilt als Hochburg der Anthroposophie, einer Weltanschauung, die auf Rudolf Steiner zurückgeht.

Mit mehreren anthroposophischen Ausbildungsstätten, der ersten Waldorfschule und dem Rudolf-Steiner-Haus als Sitz der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland nimmt Stuttgart bei Steiners Anhängern eine wichtige Stellung ein.“  (Süddeutsche Zeitung – „Reichsbürger trifft Impfskeptiker„, 31.08.2020)

In der Tat sind die Steiner-Esoteriker oft Impfgegner. Der Anthroposophie-Gründer und Hellseher betrachtete Kinderkrankheiten als positiv für die Entwicklung – dieser Ansicht musste 2019 sogar das Bundesgesundheitsministerium öffentlich widersprechen. Der Waldorfschul-Gründer Steiner warnte schon 1917 explizit vor der Schädlichkeit von Impfungen: Finstere Kräfte wollten den Menschen damit „die Spiritualität austreiben„.

Impfgegner als Teil der Corona-Querfront

Stimmen aus dem staatlichen Robert-Koch-Institut oder der Ständigen Impfkommission benennen Waldorf-Einrichtungen als Hochburgen der Impfkritik. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte im letzten Jahr vor Impfgegnern als einer der 10 größten globalen Bedrohungen unserer Zeit. Schon 2008 sprach die WHO davon, dass impfgegnerische Positionen häufig mit dem anthroposophischen Glauben begründet werden.

Als einen prominenten Impfskeptiker der Querdenken-Demonstrationen nennt die Süddeutsche den Waldorf-Funktionär Christoph Hueck:

„Der Tübinger Impfskeptiker Christoph Hueck, ebenfalls Redner bei „Querdenken“-Demonstrationen, hat dort Ende Juni bei einem Vortrag dargelegt, dass Krankheit und körperliches Leiden wichtig für die geistige Entwicklung seien.“ (Süddeutsche Zeitung – „Reichsbürger trifft Impfskeptiker„, 31.08.2020)

Der einflussreiche Anthroposoph war Lehrer und Geschäftsführer einer Waldorfschule, Professor einer anthroposophischen Hochschule und bildet als Dozent für Waldorfpädagogik Lehrer aus.

Toleranz für Rechtsradikale

Hueck sprach laut eigenen Angaben bereits bei zehn Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen. Dort verharmloste er die Gefährlichkeit des Virus, raunte über einen kommenden Impfzwang und deutet eine geheime Verstrickung von Bill Gates in die weltweite Pandemie an.

Die Anwesenheit von Rechtsextremen oder Reichsflaggen habe Hueck bei seinen Auftritten angeblich nicht bemerkt: „Ich kann das nicht erkennen“. Der Anthroposoph zeigt darüber hinaus Toleranz gegenüber Rechten:

„Sollten tatsächlich ein paar Rechtsradikale auf der Demo mitgelaufen sein, dann stört mich auch das nicht.“ (Christoph Hueck, Akanthos-Akademie.de, 02. August 2020)


Weiterlesen?

Anthroposophie.blog – „Schwarz-Weiß-Rot-Schwäche: Herr H. sieht keine Nazis„. Ausbilder für Waldorfpädagogen leugnet Rechtsextreme und Reichsflaggen bei Berliner Corona-Demos. Kritik am Demo-Motto „Tag der Freiheit“, das identisch ist mit dem Titel eines Nazi-Propagandafilms von 1935, will er nicht zur Kenntnis nehmen.

Zitat: „DIE WELT SCHAUT AUF DIESE DEMO, DENN ÜBERALL AUF DER ERDE LEIDEN MILLIONEN MENSCHEN UNTER DEN UNSINNIGEN LOCKDOWN-MASSNAHMEN.“ [sic]


Bildquelle: Libertad Media

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