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Ja denkt denn keiner an die Kinder!

Kinderärzte warnen in einem offenen Brief an die NRW-Schulministerin: Schreckliche gesundheitliche Probleme drohen über unsere Kinder hereinzubrechen: Ihre Entwicklung ist in Gefahr, ihr Immunsystem leidet, sie werden geschwächt und verängstigt. Es drohten sogar Zwangsstörungen!

Wir müssen dringend eines der größten gesundheitlichen Probleme unserer Zeit in den Griff bekommen:

Die Gefahr durch… den Mund-Nasen-Schutz!

Eine Glosse.

Abergläubische Agitation anthroposophischer Alternativmediziner

Ach, sagte ich Ärzte? Ich meinte natürlich Anthroposophen. Richtig, der „offene Brief“ stammt von Frau Karin Michael und anderen Anhängern der Pseudomedizin nach dem Hellseher Rudolf Steiner. Der Guru der Glaubensgemeinschaft hatte zwar einen Doktortitel, nur eben nichts mit Medizin am Hut. Steiner war gescheiterter Philosoph, hatte seinen Titel im zweiten Anlauf und mit der schlechtesten Note gerade so eben hinbekommen. Egal, sie lieben ihn auch so, ihren „Doktor“.

Trotz Befreiung von jeder Expertise faselte der Sektengründer medizinisches: Von Organen, die wie Planeten seien, vom Herz, das verblödete Schulmediziner immer noch mit einer Pumpe verwechselten und von allerlei bunten Äther- und Astralleiben. Wenn die miteinander so recht nicht harmonieren wollen, lösten sie Krankheiten aus. In der Massenproduktion eben solcher Wahnideen stehen seine Anhänger dem alten Okkultisten Steiner in nichts nach.

Mit Getöse, Gezeter und natürlich genug Geld haben es seine Jünger geschafft, eine millionenschwere Pseudomedizin-Sparte zu etablieren. Und die ist dank ihrer langmütigen Lobbyarbeit von allen wissenschaftlichen Nachweisen befreit. Katsching! Die anthroposophische „Medizin“ darf die „Wirkung“ ihres medizinischen Hellseher-Hokuspokus einfach so behaupten. Und so schwurbeln und salbadern sich die Merk- und Wirknachweisbefreiten Alternativ-„Heiler“ durch die Medizinbranche, in der sie ganz nach Gutdünken verfahren dürfen. Ihrem Guru hätte das gefallen.

Fakten freilich Fehlanzeige

Dass es sich bei Autoren und auch bei den Unterzeichnern mehrheitlich um Anthroposophen handelt, verschweigt der Brief. Auch der Westdeutsche Rundfunk, der das Schreiben der Sekte zum Download zur Verfügung stellt, verliert darüber kein einziges Wort. „Kinderärzte warnen“, das klingt einfach zu schön, um es dem Leser mit der dahinterliegenden wunderlichen Wahrheit zu vermiesen.

Dazu muss man wissen: Die Anthroposophen lieben ihre Freiheit. Insbesondere lieben Sie die Freiheit, nur nach ihren eigenen Regel spielen zu dürfen – nicht etwa nach den Regeln des Staates. Der darf ihren kosmischen Kokolores wie die 250 „freien“ Waldorfschulen zwar gerne weiterhin sauber durchfinanzieren, ansonsten halte er sich bitte schön raus. Doch plötzlich herrschen Zwang, Gewalt, ja Diktatur! Unsere Kinder sollen eine Stoffmaske tragen!!! Da steigen die Esoteriker auf die ziemlich dünnen Bretter, die sie für Barrikaden halten.

Der „Offene Brief“ ist ein wirres Schreiben, wie es sehr typisch ist für die esoterische Glaubensgemeinschaft. Aus dem anthroposophischen Krankenhaus in Herdecke, in dem es mehr Portraits des Sektengründers gibt als Wände rechte Winkel haben, werden gar schröckliche Gefahren beschworen. Doch wo sind Belege, Studien, Fakten dafür? Fehlanzeige. Sie sind ihnen auch herzlich egal. Unsere nicht-kosmische, ach so irdische Wissenschaft wird von den Erleuchteten immer nur da akzeptiert, wo sie die eigenen Annahmen bzw. Ressentiments unterfüttert: Mund-Nasen-Bedeckungen bieten keinen Schutzwirkung, ätsch! Dass das Tragen aber zu schweren Zwangsstörungen führen würde, bleibt bloße Behauptung.

Doofe dämonische Digitaltechnik

Was sind die weiteren Standards für anthroposophische Pamphlete? Ach ja: Früher war alles besser! Die Kinder hatten noch echten Respekt! Sie sahen einem in die Augen! Und nicht auf diese schrecklichen Handcomputer, die heute alle herumschleppen. Nein, von „Ich zu Du!“ sollen sich Kinder bitteschön unterhalten, so formulieren die Esoteriker es eloquent. Es fehle an Würde! Respekt! Anstand! Und die entstünden eben nicht „virtuell“, großmuttert die Briefeschreiberin in Form einer Word-Datei in den elektronischen Äther.

Es ist ja so: Viele Anthroposophen verdammen moderne Technik, insbesondere wenn diese in digitaler Form daherkommt. Digitalen Geräten werden die abstrusesten Märchen angedichtet – vom „Dritten Auge“, das „stumpf“ werde durch den IT-Gebrauch, oder von digitalen Bildern, die „im arteriellen Blut gespeichert“ bleiben würden. Es droht unseren Kindern, festhalten bitte, der „Medienfaschismus“! Ja, da schaudert es dem Anthroposophen und der Laie wundert sich. Meinen die das ernst?

Ja. Das tun sie.

Im Brief das Handy für Mobbing verantwortlich zu machen, weil es sich fernmündlich besser hetze als von Angesicht zu Angesicht, das ist ein starkes Stück. Insbesondere von einer Schulform, die selbst ein hausgemachtes Mobbing-Problem hat. Denn manch esoterische Lehrkraft glaubt, dass Mobbing im Karma des gepiesackten Kindes begründet liegt. Es habe die Misshandlungen durch eigene Verfehlungen im Vorleben selbst verschuldet, es braucht das Mobbing folglich zur Karma-Reinigung. Da einzugreifen, hieße Schicksal spielen! Nein. Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen kommt Gewalt an anthroposophischen Schulen überdurchschnittlich oft vor.

Kinderschützer mit Kosmos-Koller

Eine Kampfansage aus dem anthroposophischem Spektrum, unterzeichnet von Anthro-„Medizinern“, Waldorfpädagogen und Eurythmie-Fachleuten – allen voran von der Grande Dame des esoterischen Schwurbels, Frau Michaela Glöckler. Die alte Dame war jahrzehntelang ranghöchste Eso-Medizinerin Deutschlands, und mit der Briefeschreiberin hat sie eines gemeinsam: Zusammen verfasste man das Standardwerk des Schwurbels, den „medizinisch-pädagogischen“ Ratgeber „Kindersprechstunde“.

In ihrem esoterischen Machwerk schreiben die hier als Kinderschützer auftretenden Kosmologinnen Frau Michael und Frau Glöckler kurioses: Kleinkinder, die Nachts aufmucken und unbotmäßig ihre Kinderbettchen verlassen, gehörten rigoros eingesperrt: Besenstiel unter die Türklinke geklemmt, Sicherung herausgeschraubt, Ruhe im Karton! Aber die ganzheitlich-sanften Alternativ-„Mediziner“ haben noch ganz anderes auf Lager: Kommt es gar nicht erst so weit, und das Neugeborenes stirbt am plötzlichen Kindstod – tja, dann muss das so. Karma is a bitch! Die Esoterikerinnen deuten solch eine Tragödie als „fehlgeschlagenen Reinkarnationsversuch“ – mehr Glück beim nächsten Mal, liebe Eltern. Mit etwas mehr spiritueller Hingabe eurerseits wäre das vielleicht nicht passiert.

Das ist er, der lauwarme Wind des Wahnsinns, der durch die Oberstübchen deutscher Anthroposophen weht. Sie enden ihre freundlichen Forderungen mit dem hämischen Hinweis, sich den Klageweg vorbehalten zu wollen. Und das gelingt erstaunlich oft – die erste Klage gegen eine Maskenpflicht für Schüler reichte die Freie Waldorfschule Jena ein. Und die esoterische Privatschule bekam recht.

Die Anthroposophen wollen weiterhin nur das tun müssen, was sie eben tun wollen – aus ihren ganz eigenen, esoterischen Motiven heraus. Frei wollen Sie sein, frei von allen irdischen Regeln und Gesetzen, und selbst Naturgesetze sind das ihre nicht. Was medizinisch gegeben ist, ja was Medizin überhaupt sein soll, das wollen sie ganz allein definieren. Damit sollten wir sie nicht durchkommen lassen.


Weiterlesen?

Anthroposophie.blog – „Corona-Mythen aus der Anthroposophie„: Von „5G verursacht Corona“ bis „kosmische Globuli aus dem Weltall helfen“ – die wirrsten Corona-Mythen stammen von den Anhängern Rudolf Steiners. Anthroposophische Universitäten, Zeitschriften, Mediziner oder Schulen schwurbeln mit.

Anthroposophie.blog – „Esoteriker an der Querfront„: Bei den Demos gegen Corona-Maßnahmen der Querfront aus Linken, Rechten, Verschwörungsideologen und Esoterikern sind zunehmend Anthroposophen und Waldorfschulen aktiv – oder sogar tonangebend. Gemeinsamer Feind sind der Staat, Wissenschaftsbetrieb und Presse.

Anthroposophie.blog – „Michaela Glöckler über Corona„: Die führende anthroposophische „Medizinerin“erzählt von unsichtbaren Brücken in geistige Welten, von Eurythmie gegen Corona und dringend nötigen Widerstand gegen vermeintliche Totalüberwachung und Ausgangssperren.

Mehr zu Michaela Glöckler / Mehr zu ihrem Buch Kindersprechstunde.


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