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Der Dokumentarfilm „Wie gut sind Waldorfschulen?“

Standbild „Wie gut sind Waldorfschulen?“ aus der SWR-Reihe „betrifft“, 2006

2006 zeigte eine kritische SWR-Dokumentation Missstände im System Waldorfschule auf. Noch während des Drehs wollte der Waldorf-Bund Einfluss nehmen.

„Wie gut sind Waldorfschulen?“. Der Film des Grimme-Preis-Trägers Dietrich Krauß fragt, was Waldorfschulen so attraktiv macht – und ob sie wirklich die bessere Alternative sind?

Der Film ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. In der ARD-Mediathek ist er zwar nicht zu finden, seit kurzem kann man ihn aber im Video-Portal YouTube sehen (Teil 1/3 | Teil 2/3 | Teil 3/3).

Dokumentation „Wie gut sind Waldorfschulen?“ aus der SWR-Reihe „betrifft“, 2006
Auf Youtube: Teil 1/3 | Teil 2/3 | Teil 3/3

Der Bund der Freien Waldorfschulen hatte noch während der Entstehung des Films versucht, auf die Darstellung Einfluss zu nehmen. Das ist bezeichnend für den Umgang der Waldorfschule mit Kritik:

„Das Vorgehen ist jedesmal das gleiche: Sobald in einer größeren Zeitung oder einem Fernsehsender ein Beitrag über Waldorfschulen läuft, der nicht ausschließlich affirmativ berichtet, setzt die Dachorganisation der Waldorfschulen alle Hebel in Bewegung, die Berichterstattung zu unterbinden oder, falls sich dies als unmöglich erweist, die betreffenden Journalisten zu diffamieren. (Gunnar Schedel, „Waldorfschulen gegen Informationsfreiheit„, Humanistischer Pressedienst, 2007)

Die gut recherchierte Dokumentation bietet ungewohnte Einblicke in das System Waldorfschule. Es ist an der Zeit, sie noch einmal ausführlich zu besprechen.

Mit Herz, Hand und dem Geld der Eltern

„Wenn man schaut, wie diese angebliche Alternative aussieht – dass da Leute, die nicht studiert haben und nur den ganzen Tag Steiner gelesen oder getöpfert haben – dass die dann unterrichten dürfen, da kann ich wirklich nur fassungslos den Kopf schütteln.“ (Dietrich Krauß, Filmemacher, seemoz, 2011)

Waldorfschulen werden nicht nur von ihren Betreibern, sondern auch von Schülern und Eltern kämpferisch gegen Kritik verteidigt. Wer sich dem Waldorfkonzept voll hingibt, wird ein Teil davon: „Waldorf“ wird zur Identität.

Die Dokumentation beginnt mit Eltern, die ihre Schule selbst aufbauen, sie mit Möbeln ausstatten, sie putzen. „Jeden Tag, seit Wochen“ habe sie gearbeitet, sagt eine Waldorf-Mutter. Zum Dank dafür werden Eltern in der Stuttgarter Schule überdurchschnittlich stark zur Kasse gebeten: Sie zahlen jeden Monat ein Schulgeld von 225 Euro pro Kind und geben ihrer Schule zusätzlich ein Darlehen von 2.500 Euro für „Gebäude und Lehrer„.

Die Dokumentation wechselt zur Waldorfschule in Schwäbisch-Hall. Dort sehen wir mehr als 40 Schülerinnen und Schüler in einem verwinkelten, vieleckigen Raum – ohne Tische. Sie sprechen im Chor einen christlichen Ritualtext aus der Feder des Schulgründers und Okkultisten Rudolf Steiner, sie tanzen im Kreis.

Mogelpackung mit Märchen: Das ist kein Matheunterricht

Danach gehen die Kinder zu einer Art Mathematik-Unterricht über. Dabei werden unter allerlei Gehopse und Geturne endlos Zahlenreihen auswendig aufgesagt.

Die Aufnahmen kommentiert Professor Jens Holger Lorenz, Lehrer-Ausbilder und Mathematik-Didaktiker:

„Mein Eindruck war zu Beginn, dass es überhaupt kein Mathematikunterricht ist, weil unglaublich lange inhaltsfremdes Sachen gemacht wurden. Es wurde gesungen, es wurde sich bewegt, es wurde viel gemacht, nur mit Zahlen, mit Rechnen, mit Mathematik hatte das sehr wenig zu tun. Und ich sehe hierbei Kinder, die eigentlich mehr mit Ihrer Motorik beschäftigt waren, also auf den Stuhl oder diese Bank zu springen, herunterzuspringen und sich umzudrehen, das nimmt ja Konzentration in Anspruch und die Kinder haben diese Konzentration nicht mehr zur Verfügung für mathematische Inhalte.“ (Professor Jens Holger Lorenz)

Der Waldorflehrer widerspricht: Sich viel zu bewegen, auch „eigene Bewegungen zu erfinden“, helfe vielen Kindern. Diese in Waldorfschulen so viel beschworene „Rhythmisierung“ wäre wichtig für das Mathelernen.

Zu frontal, zu leicht, zu wenig individuell

Prof. Lorenz weiter:

Was ich hier gesehen habe, war zum anderen ein Unterricht, der relativ wenig individualisiert hat, also der die Individualität des Kindes praktisch nicht berücksichtigt hat…“ (Professor Jens Holger Lorenz)

Ein Off-Sprecher ergänzt:

…weil sehr lange im Chor Zahlenreihen aufgesagt werden und der Lehrer im Kreis, aber doch frontal den Unterricht führt. Der Einzelne könne sich dabei leicht ausklinken.

Vor dem Rechnen gibt s erst mal eine spannende Geschichte. (O-Ton des Lehrers: „Sonne, Mond, die Sterne…“) Über Zahlen, die mehr sind als nur Ziffern. (…) Eine Mogelpackung, kritisiert Lorenz, die falsche Erwartungen weckt und nicht zum Lernerfolg beiträgt.

Bei den anschließenden Knobelaufgaben lobt der Experte zwar die Methodik – sie sei aber „zu einfach für Drittklässler„.

Waldorf-Eltern wissen wohl, dass es bei Waldorfs in den ersten Jahren „langsamer“ zugeht und geben an: „In den höheren Klassen wird natürlich dann sehr angezogen„.

Professor Lorenz findet das kontraproduktiv:

„Ich weiß nicht genau, in welcher Altersstufe die Waldorfschulen dann das Tempo anziehen wollen, das in der Pubertät zu machen dürfte noch viel schwieriger sein. Eigentlich sind die Kinder in der Grundschule ausgesprochen lern- und wissbegierig.“ (Professor Jens Holger Lorenz)

Didaktiker bestürzt über Unterrichtsmethoden wie chorisches Sprechen

Im Englisch-Unterricht, der lobenswert ab der ersten Klasse ansetzt, darf eine Schülerin mit exotischem Doppelnamen ein Lied aufsagen. Grammatik und Vokabeln werden nicht vorerst gelernt. Trotz des guten Ansatzes seien „Didaktiker bestürzt über die Umsetzung„: Die Kinder sprechen Kinder minutenlang einfach nur im Chor nach.

Zur Erklärung zieht der Lehrer die üblichen, verschwurbelten Argumente heran, mit dem Waldorflehrer ihre Esoterik Außenstehenden gegenüber so gerne verklären.

Die Kinder müssen so in einem ersten Lernschritt, da müssen sie ja an die Welt angeschlossen werden, ja…“

An die Welt angeschlossen werden“, „unten auf der Welt ankommen“ – das klingt wie bei Neugeborenen, die uns der Himmel – oder der Storch – schickt. Nach Glauben der Anthroposophen ist hier aber nicht der Himmel, sondern das Weltall gemeint: Von dort stammen die Seelen der Kinder, und selbst Schulkinder sind immer noch nicht fertig „wiedergeboren“. Alle sieben Jahre würden sie eine neue Reinkarnations-Stufe erreichen.

„…irgendwie müssen sie sich ja seelisch verbinden, mit dem was der Lehrer darstellt, was er ihnen vermitteln will, egal welchen Unterrichtsinhaltes jetzt, und jetzt gerade in der Unterstufe sind es natürlich Geschichten, die der Lehrer sehr oft selbst erfindet.“

Der Waldorflehrer erzählt Märchen

Sich seelisch verbinden mit erfundenen Unterrichtsinhalten: Märchen und Sagen, Fabeln und Mythen bestimmen laut dem ganz eigenen Waldorf-Lehrplan die ersten Schuljahre. Kinder sollen zunächst nichts verstehen, sie sollen lernen bedingungslos zu akzeptieren, was immer ihnen der Lehrer vorsetzt. „Nachfolge und Autorität“ seien für sie in dieser Phase das Wichtigste, so Schulgründer Steiner.

Prompt erzählt der Klassenlehrer eine Geschichte über eine „Hexe“.

„Täglich gibt es Erzählungen, die vor allem das moralische Empfinden schulen sollen. Bis zur achten Klasse wird [der Lehrer] für alle Klassenlehrer bleiben. Und eine Art Vaterersatz. Denn jedes gesunde Kind habe den tiefen Wunsch einer pädagogischen Autorität zu folgen, sagt die Waldorfpädagogik. Eintauchen, nicht erklären ist das Motto in diesen Jahren.“

Erziehung zur Moral? Der Lehrer als Vater? Man muss kein entschiedener Gegner der esoterischen „Pädagogik“ sein, um das merkwürdig zu finden. Wenn Kinder mit sechs oder sieben Jahren in die Schule kommen, stehe eine „Ausbildung der vitalen Kräfte“ (die Anthroposophen auch den „Lebensäther“ nennen) im Vordergrund, so der Lehrer.

Die Schule als Familie – Eltern erledigen unzählige Arbeiten

Diese auf den hellseherischen Eingebungen ihres Gründers basierende Schulform, denen einige Kritiker sektenhaftigkeit unterstellen, nimmt viele der Eltern komplett in Beschlag: Die Schule hat sich „auf einem alten Hofgut eingerichtet„, und: „so lebt und lernt man hier auch. Schule ist nicht nur Lehranstalt für Kinder, sondern Heimat und Großfamilie.“. Dazu die Waldorf-Eltern Angelika und Joachim K.:

„Dass man hier so an der Schule mit der Zeit so miterlebt, dass es auch unsere Schule ist, dass in dem was hier an der Schule lebt, auch sehr stark die Eltern eingebunden sind, d.h. das wir wenn Feste sind backen, die Schule putzen, Feste vorbereiten, dass wir aufräumen, dass wir kochen in der Küche, es gibt unzählige, viele Aufgaben – auch Basararbeiten -, so dass auch jeder so seins selber finden kann.“

Waldorf-Eltern sein ist ein Vollzeit-Job. Überall mitzuarbeiten heißt aber nicht, auch überall mitzubestimmen. Die Schule arbeitet nach Vorgaben Rudolf Steiners, dessen angeblich moderne Reformpädagogik sich als starres, unbewegliches Konzept entpuppt. Unterrichtsinhalte und Methoden sind seit 100 Jahren weitgehend unverändert.

Den Eltern gefällt es trotzdem. Es gebe hier weder „Frühsortierung“ noch Notendruck, und keine Auslese wie an der „Staatsschule„, wo Kinder „verloren“ gingen. Aus dem Kampfbegriff „Staatsschule“ klingt Ablehnung heraus – den Begriff „Regelschule“ benutzt in den „freien“ Schulen niemand.

Noch während der Dreharbeiten: Waldorfbund schaltet Anwalt ein

So viel Zuspruch macht selbstbewusst, sollte man meinen. Stattdessen schreibt der Rechtsanwalt des Waldorfverbandes an den Landesfunkhausdirektor, versucht so Einfluss zu nehmen auf den Film.

Filmemacher Krauß ist nicht allein: Viele Journalisten haben die Erfahrung gemacht, dass kritische Berichterstattung über anthroposophische Einrichtungen wie Waldorfschulen – so selten sie auch ist – zu enormer Gegenwehr führt. So berichtete der Redaktionsleiter Fritz Frey von Südwestdeutschen Rundfunk SWR schon 2000:

“Der Bund der Freien Waldorfschulen überzog uns nach einer Sendung mit einer Vielzahl von Gerichtsverfahren, Gegendarstellungsbegehren und Unterlassungsansprüchen. Sie nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, um die eigenen Interessen durchzusetzen, so etwa hunderte von Faxen und Briefen an die Redaktion.” (Fritz Frey, Redaktionsleiter der Sendung „Report“ des SWR, 2000)

Welche Meinung so mancher Anthroposoph von Journalisten hat, wird in einem Zitat des ehemaligen Vorstandsmitgliedes des Waldorf-Bundes, Stefan Leber deutlich:

“Journalisten sind Hunde, schnüffelnd von Duftmarke zu Duftmarke und jeweils ihre eigene hinterlassend. Sie folgen einer Spur, sie riechen Urin und Kot; Rosenduft und Veilchen interessieren sie nicht. Es besteht da ein inniger Zusammenhang zwischen dem Erschnüffeln und der eigenen Ausscheidung” (Stefan Leber, Vorstandsmitglied Bund der freien Waldorfschulen, Flensburger Hefte, 1998)

Der Kehrseite der Waldorf-Harmonie: Belächeln, mobben, kündigen

Die Filmemacher finden „viele Ehemalige, die schlechte Erfahrungen gemacht haben„, doch die wollen alle anonym bleiben. Von den enttäuschten Eltern einer Schule in Baden-Württemberg traut sich nur eine vor die Kamera: Die vierfache Mutter Johanna H. berichtet, die „schöne Harmonie“ an der Waldorfschule habe ihren Preis: Wer Kritik übt, bekommt Probleme:

„Wir haben einfach das Gefühl bekommen, dass wenn wir Kritik üben, bei bestimmten Punkten, die uns nicht gefallen, dass wir mit der Zeit… dass es egal ist, was wir sagen, und wenn es nicht konform geht, mit bestimmten Gedankengängen auch des Gründers Rudolf Steiners, dass man dann vielleicht sogar nicht mehr angeschaut wird, quasi auch gemobbt wird.

Ich hab öfter so mehr und mehr das Gefühl bekommen mit der Zeit, von oben herab behandelt zu werden so: Na ja vielleicht kommt es bei ihnen noch, aber sie haben s noch nicht, wir geben ja jedem die Freiheit, dass er sich entwickeln kann, aber irgendwie – bei ihnen ist es noch nicht so weit.“ (Johanna H.)

Das Phänomen ist bekannt: In der Anthroposophie glaubt man, über ein elitäres Geheimwissen zu verfügen, sogar über hellseherische Fähigkeiten. Laut ihrem Gründer Steiner könne sich jedermann als „Geheimschüler“ auf den „okkulten Schulungsweg“ machen. Jeder Mensch könne „Geistorgane“ entwickeln, um „höhere Welten“, unsichtbare „Wesenheiten“ oder die „Aura“ anderer Menschen wahrzunehmen.

Anthroposophen sehen oft keinen Sinn darin, nicht Eingeweihten ihre exklusiven, höheren Welten zu erklären – das wäre, als wolle man Blinden von Farbe erzählen. Kritik zu äußern oder allein Rückfragen zu stellen gilt häufig als unangebracht und verpönt – bei Kindern, Eltern und sogar bei Lehrern.

Die ehemalige Waldorfmutter Johanna H. sieht die Versprechungen, die die Waldorfschule gemacht hat, als nicht erfüllt an.

„Vieles ist nicht so, wie es gesagt wird. Es ist einfach wirklich nicht so. Die individuelle Förderung findet nicht statt. “ (Johanna H.)


Begabungsforscher: Waldorf ist Un-Pädagogik

Die Dokumentation zeigt, dass der eigene Lehrplan der Waldorfschule auf vom Hellseher Steiner erfundenen Stufen der Reinkarnation basiert. Diese soll sich in Sieben-Jahres-Stufen vollziehen. Sogar der Unterrichtsstoff wird darauf abgestimmt, ob ein Kind bereits seinen „Ätherleib“ oder „Astralleib“ entwickelt habe. Der Bund der freien Waldorfschulen bestätigt das.

Das Konzept erklären die Filmemacher dem Entwicklungspsychologen und „Papst der Begabungsforschung“, Franz Mönks. Der urteilt so:

Da bin ich für Vielfalt, für manche ist es gut, aber im Grund genommen ist es eine Unpädagogik, weil es eine Pädagogik ist, die in keinster Weise empirisch fundiert ist. Die Waldorfpädagogik ist eine Pädagogik, die ein bestimmtes System auferlegt, aber dem Kind nicht die Freiheit gibt sich wirklich zu entwickeln, entsprechend seinen oder ihren inneren Impulsen.“ (Professor Franz Mönks)

Kinder wollten viel früher intellektuell gefordert werden, fühlten sich viel früher als Individuum, als es die Waldorfpädagogik erlaubt – da seien sich alle Forscher einig.

Das Waldorfschema sei „längst überholt“, und wer nicht hineinpasse, bekomme Probleme: Das Kind leide darunter, sich ständig zurückhalten zu müssen. Wissbegierige Kinder könnten so faul werden oder den Unterricht stören.

Epochenunterricht: Unzeitgemäß und potentiell problematisch

Waldorfmutter Johanna H. fühlt sich da sehr an ihren eigenen Sohn Felix erinnert. Aus dem wissbegierigen Kind sei ein antriebsloser Schüler geworden, der sich trotz seiner Unzufriedenheit „nicht traute, die Waldorfgemeinschaft zu verlassen“. Er wechselt auf das Gymnasium, wo er in dieselbe Stufe gehen muss, wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder.

Das ist typisch für Waldorf-Schulkarrieren: Viele Regelschulen setzen Waldorfschüler aufgrund mangelnder Kenntnisse mindestens ein Jahr zurück. Auch der jüngere Bruder habe die Waldorfschule auf einen Wunsch verlassen – mit großen Wissenslücken, wie er sagt:

…vor allem durch diese Epochen, man lernt einfach nichts, weil man alles wieder vergisst, man hat einen Monat das und dann einen Monat das und einen Monat vorher hat man alles wieder vergessen. Man lernt einfach nix. Und dann der Unterricht an sich, da passen echt nicht viele auf.

Auch seiner Schwester sei oft langweilig gewesen, da sie schon lesen und schreiben konnte, doch sie musste trotzdem noch mal jeden einzelnen Buchstaben lernen. Die Mutter:

Man kommt das nicht unbedingt mit, wie es dem Kind in der Schule dann geht. Ob es verweigert, oder nicht. Weil zu wenig Transparenz besteht, zwischen Lehrkraft und Elternteil. Und man an Elternabenden Mut schöpft, wenn es heißt, das legt sich, dass ist jetzt die Pubertät oder jenes Jahrsiebt. Dann schwimmt man wieder im Wasser – und man vertraut….“

Rudolf Steiner als selbsternannter Hellseher und Okkultist

…“auf die Menschenkunde von Rudolf Steiner„, so der Off-Sprecher. Es wird erklärt, dass der gelernte Philosoph Steiner in okkultistischen Kreisen verkehrte und 1907 seine eigene Lehre, die „Anthroposophie“ begründete. Steiner sah sich als Hellseher, der im „Übersinnlichen“ forsche. In Dornach legte er einen „Tempel“ an und wurde als „Menschheitsführer“ verehrt.

In seiner Lehre steht der Mensch am Anfang der Schöpfung steht – und die Tiere stammten von ihm ab. Folge man Steiners Schulungsweg, könne man aufsteigen und „eins werden mit dem Gottesgeist“. Im großen, kosmischen Buch der Menschheitsgeschichte will der Hellseher gelesen haben, dass der Mensch in Atlantis entstanden sei. Die jetzige, „fünfte nach-atlantische Zeit“ ende im Jahre 3573.

Besuch an der ersten Waldorfschule

An der von Rudolf Steiner 1919 gegründeten Stuttgarter „Mutterschule“ auf der Uhlandshöhe sind die Dokumentarfilmer herzlich eingeladen. Das prominent prangende Portrait des Schulgründers abzufilmen ist dem Geschäftsführer aber „nicht so recht“ sei – der Gründervater scheint peinlich geworden zu sein. Man wolle ein „pädagogischer Vorreiter sein“ – ein wagemutiger Ansatz einer Pädagogik, die sich seit 100 Jahren im Kern nicht weiterentwickelt hat.

In Stuttgart sehen wir den Versuch eines anthroposophisch ‚rhythmisierten‘ Englisch-Unterrichts – wieder „ohne Buch“ (denn es gibt keine Lehr-, nur Lesebücher) dafür aber mit reichlich Ball-Jonglage und Nachsprechen.

Veraltete Methoden auch im Englischunterricht

Experten lobten zwar den konsequent auf Englisch gehaltenen Unterricht und die gute Aussprache der Schüler. Sie kritisierten aber den „abstrakten Drill grammatischer Formen“ – von dem man sich „woanders längst verabschiedet habe„.

Deswegen gehe ich auch nicht her und vergleiche meine Kinder mit Kindern aus der Staatsschule. Weil man das nicht vergleichen kann.“ (Waldorfmutter Isabella H.)

Veraltete und unsinnige Unterrichtsmethoden, die heutige Schulen abgelegt haben, haben an Waldorfschulen unverändert bestand. Die Tochter von Frau H. fühlt sich „sauwohl“ an der Schule: Sie verspürt „keinerlei Stress“ – denn: „Sitzen bleiben kann sie nicht“. Noten gibt es erst, wenn es auf die Abschlussprüfung zugeht.

Geschichtsunterricht beginnt mit Rudolf Steiners Atlantis-Lehre

Laut der eigenen Evolutionserzählung in der Anthroposophie des Rudolf Steiner stammt die heutige Menschheit aus Atlantis. Und der Schulgründer hat ausdrücklich verlangt, dass das in Schulen auch so unterrichtet werden müsse.

Die Dokumentarfilmer fragen eine Waldorfmutter, ob der „Geschichtsunterricht mit Atlantis beginnt, haben sie das bemerkt oder ist ihnen das egal – oder ist das gar nicht so?“

Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert.

Off-Sprecher: Aber uns. Als wir in den alten Epochenheften [der Tochter] graben finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt. Siehe Rudolf Steiner. Das sei so nicht erwünscht, sagt der Dachverband.

Dass es überhaupt Anthroposophie in der Schule gibt, weisen die Anthroposophen vom Waldorf-Bund natürlich energisch zurück. Auch Lehrer L. ist sich sicher:

Was ganz bestimmt ein Missverständnis ist, wenn immer wieder gesagt wird, immer wieder betont wird, die Waldorfschulen würden Anthroposophie vermitteln.“

Der Film „will es genauer wissen“ und recherchiert, was Geschichtslehrern zur Unterrichtsvorbereitung empfohlen wird: Fast nur anthroposophisches, keine seriöse Wissenschaft, sondern Esoterik sei diese „Fachliteratur“. Aus einem „Fachbuch“ wird zitiert:

Geschichte werde nicht von Menschen gemacht, sondern von höheren Wesenheiten. Napoleon hat nach der Mission des Buddha auf dem Mars vor der irdischen Inkarnation die Marssphäre durchlebt. Er habe hierbei den Auftrag erhalten, einen wesentlichen Beitrag zu einer friedlichen Einigung Europas zu leisten.

Der Waldorf-Bund tut das als „alte Werke“ ab – die Waldorflehrer*innen müssten selbst entscheiden, ob man diese nutze – das wolle man ihnen „nicht abnehmen“.

Von der alternativen Evolutionstheorie zur esoterischen Rassenlehre

Man muss Atlantis nicht einbeziehen, aber man kann: Auch die Hefte anderer Waldorfschüler zeigen, wie die Weltgeschichte bei Ihnen wieder mit Atlantis beginnt. Die Frühgeschichte werde „in Steiners esoterisches Weltbild gepresst“, ohne Rücksicht auf historische Fakten. Sogar Steiners Rassenlehre taucht auf:

Aus den Jupitervölkern gehen nach Steiner die Hochkulturen hervor. Schwarze und Indianer sind dagegen zur kulturellen Weiterentwicklung nicht fähig.“

Waldorf-Aussteiger bestätigen, dass es diese Ansichten an Schulen gibt:

Man gibt nicht nur den einzelnen Rassen eine Wertigkeit, man sieht das ja schon in Menschheitsentwicklung, und sagt, diese Rasse ist noch nicht soweit wie die andere Rasse und gibt dem insofern auch eine Wertung oder eine Abwertung.

Auch in anderen Fächern tauche immer wieder unvermittelt anthroposophische Esoterik auf: Planeten würden Metallen zugeordnet, im Fach Menschenkunde tauchen esoterische Konzepte auf – Steiners Weltsicht wird intern rigoros umgesetzt. Eine Aussteigerin:

Ich würde das heute uneingeschränkt als Sekte bezeichnen. Man muss eigentlich jedes eigene Denken ablegen.

Eins mit dem Kosmos: Reinkarnation und Karma sind Grundlage

Noch etwas sei „anders“ an der Waldorfpädagogik: Der Lehrer sehe Schüler als „wiedergeborene Individuen, die nicht zufällig jetzt und hier vor ihm sitzen„. Es ist das Prinzip einer karmischen Schicksalsgemeinschaft, deren zusammentreffen vorherbestimmt ist – der Lehrer hat die Aufgabe, das Karma eines Kindes zu erkennen und zu leiten.

Der Waldorfbund-Funktionär Hartwig S. bestätigt das.:

Wenn ich als Lehrer überzeugt bin, die Kinder, die vor mir sitzen, die haben frühere Biografien bereits gelebt, dann gehe ich davon aus, dass in den Schülern sehr viel vorliegt. Und dass die sehr viel mitbringen, dass sie jemand gewesen sind, vielleicht sehr viel bedeutendere Persönlichkeiten als ich es als Lehrer selbst gewesen bin, in jedem Fall bedeutet es, dass ich als Lehrer mit einer größeren Aufmerksamkeit und Ehrfurcht auf einen Schüler hinschaue und mir nicht einbilde, dass der Schüler durch mich etwas wird.

Auch in der Lehrer-Literatur werde von diesem esoterischen Konzept ausgegangen: Der Waldorflehrer lerne zu verstehen, welche Ereignisse aus dem Vorleben sich im heutigen Leben zeigten, und wie das Kind zwischen diesen beiden Leben „in kosmischen Sphären“ umgestaltet wurde.

Lehrer S. wiegelt ab: Solche Texte wären allein „für die Lehrerfortbildung gedacht“. Hier setzt der Film auch sofort an: Bei der Ausbildung von Waldorflehrern, die in vielen Bundesländern kein Staatsexamen benötigen.

Erziehungskünstler aus dem Waldorflehrer-Seminar

Im Waldorflehrer-Seminar treffen sich Schulabgänger, ehemalige Staatslehrer oder eine abgebrochene Schauspielerin zum „Aqaurellieren und Modellieren:

Studenten sollen sich selbst erfahren in der Kunst, um Kreativität und Persönlichkeit zu entwickeln – ein Ausgleich zur intellektuellen Arbeit. Man will hier Erziehungskünstler ausbilden, nicht nur Wissensvermittler.“

So sieht es auch Bernadette W., die für Waldorf ihre Schauspielausbildung abbrach:

Es geht ja nicht um das Wissen, sondern es geht ja um das Wesen der Sache. Das man einfach sagt, ich bin immer Laie, egal was ich mache, dazu kann ich auch stehen, ich muss hier auch nicht wissenschaftlich etwas vermitteln, sondern möglichst menschennah.

Steiners Weltsicht sei, so der Film, „dabei der Schlüssel und immer präsent„, vor allem im täglichen Hauptunterricht. Der Grafiker Andreas L. wurde vom Arbeitsamt ans Waldorfseminar vermittelt. Seine Erfahrungen dort hätten ihn zu einem Waldorf-Kritiker gemacht.

Statt Didaktik gibt es Steiner, Steiner, Steiner

Man habe zwar viele Texte des Okkultisten Steiner studiert, aber nicht etwa unterrichten gelernt:

Irritiert hat mich am allermeisten halt dass die selbstverständliche Erwartung, dass man Didaktik oder Erziehungswissenschaften lernt, irgendein Rüstzeug an die Hand bekommt mit Schülern umzugehen, dass das gar nicht stattfindet, man hat wirklich nur Steiner gemacht und Steiner ist kein Pädagoge, das ist ein Missverständnis.

Loebell sagt dazu, dass sich eine „didaktische Schulung“ oder „Tipps für den pädagogischen Alltag“ nur schwer „mit der Waldorfpädagogik verbinden ließen“ – man wolle eben vor allem „Menschen an die Erkenntnis des Menschenwesens heranführen“. „Wie Steiner es sah“ – ergänz der Film.

Solche Steinerlektüre wäre eigentlich für im Waldorfseminar behandelt worden – doch nun ist ja das Fernsehen da, dafür wäre der Text „zu befremdlich“. Es geht um „Geheimwissenschaft im Umriß„. Rudolf Steiner beschreibt darin die Entwicklung der Erde als mehrfach wiedergeborener Planet:

[Die Erde] habe als Sonne, Saturn und Mond existiert, bewohnt von gasförmigen und flüssigen Menschen, die sich dann verfestigten. Manche Seelen seien dabei auf der Strecke geblieben, hätten in ihrem Karma Hässlichkeit und Böses angehäuft. Diese Verirrten müssten von den Guten wieder auf den rechten Weg gebracht werden.

Nicht denken, sondern die Lehre ungefragt verinnerlichen

Das unlogisch zu finden, gehöre dazu, so die ehemalige Waldorflehrerin Görg-Herm: „Man musste so einen ersten unlogischen Schritt machen, um irgendwas zu akzeptieren, danach war alles in sich logisch.“

Auch die Ex-Schauspielstudentin findet: „Es gibt in den Schriften einen Denkansatz, der sich auf alle Bereiche ausbreitet, wenn man sich dem irgendwie nähert, dann versteht man viel, viel mehr“.

Die Filmemacher: Steiners „übersinnliche Erkenntnis“ werde als „Stein der Weisen“ gesehen, der Lehrer sei „auf dem Weg einer geistigen Schulung“, bei der er nicht analytisch denken, sondern „Steiner verinnerlichen“ soll.

Es war Sinn der Übungen der Lektüre von Steiner, das Werk zu verinnerlichen. Am Ende war es eine reine Glaubensfrage, es wurde keine Kritik geübt und auch nicht zugelassen. Es wird einem eine ganz andere Welt präsentiert, ein Parallelkosmos könnte man sagen.“ (Andreas L.)

Waldorf-Diplomarbeit: Ein Fall für die Schulaufsicht

Wie die Abschlüsse der Waldorf-„Pädagogen“ nach so einem Steiner-Seminar aussehen, zeigt der Film auf sehr erschütternde Weise:

Wir leihen die Diplomarbeit einer Waldorflehrerin aus, eine der besten der letzten Jahre. Titel: Verstehen von Pflanzen durch lebendige Begriffe. Wir bitten einen Biologieprofessor um eine Stellungnahme.

Sein Kommentar: Über fünfzig Seiten ein Naturspaziergang mit schönen Formulierungen – ohne Fußnoten, ohne kritische Gegenüberstellung. Völlig unwissenschaftlich, völlig ungenügend. Ein Fall für die Schulaufsicht, wenn man sich damit fürs Lehramt qualifiziert.

Die Seminar-Teilnehmerin B. werde bald „als Klassenlehrerin acht Fächer unterrichten, bis zur Klasse acht“.

Deutsch, Mathematik, Erdkunde, Geschichte, Physik, Chemie, Biologie, Geometrie. Keines davon hat sie an einer staatlichen Universität studiert. Sie kennt sie aus dem Waldorfseminar.

Kultusministerium rechtfertigt Anthroposophie

Warum man in Baden Württemberg ohne Universitäts-Studium Lehrer werden kann, will der Film vom Kultusministerium wissen. Georg Wacker, Staatssekretär im Kultusministerium betont die „lange, gute Waldorftradition“:

Wir haben in Baden Württemberg eine sehr lange gute Waldorftradition, die beruht auf einem besonderen Vertrauensverhältnis deshalb setzen wir nicht das erste und zweite Staatsexamen für die Befähigung an einer Waldorfschule zu unterrichten voraus, allerdings fordern wir die gleiche Qualifikation in didaktischer und fachlicher Hinsicht ein.

Wie diese Qualifikation nachgewiesen werde, konnte das Kultusministerium jedoch nicht einmal bei einem zweiten Interviewtermin sagen. Das Grundgesetz jedenfalls schreibe für alle Lehrer eine gleichwertige Ausbildung vor.

Da die Waldorfschule allerdings eine Weltanschauungsschule ist, und so im Grundgesetz verbrieft ist, ist es durchaus gerechtfertigt, dass der Gehalt der Anthroposophie einen wichtigen Stellenwert bei der Lehrerbildung bei den Waldorfschulen

Frage: Aber offiziell ist die Waldorfschule keine Weltanschauungsschule, oder?

Doch, schauen sie bitte ins Grundgesetz oder ins Privatschulgesetz, die Waldorfschule ist nach Artikel 7 Grundgesetz eine Weltanschauungsschule ganz präzise und deshalb hat sie auch die Freiheit nach der anthroposophischen Lehre von Rudolf Steiner zu unterrichten.“ (Georg Wacker, Staatssekretär im Kultusministerium)

Doch die Waldorfschulen bestreite vehement, eine Weltanschauungsschule zu sein – davon steht auch nichts im Schulgesetz. Das Regierungspräsidium scheint aber der Meinung zu sein, ihre fachliche Eignung könnten Lehrer durch ein abgebrochenes Schauspielstudium nachweisen.

Überforderte Lehrer ohne fachliche Ausbildung

Viele Lehrer seien damit heillos überfordert, sich Methodik und Inhalte sämtlicher Fächer selbst beibringen zu müssen. Lehrer sein ist bei Waldorfs offenkundig eine Art von „Learning by doing“.

Ich glaube, dass das gerade besonders gut ist, wenn ein Lehrer nur ein Stück voraus ist, weil er dann eben auch nicht enteilt ist Wenn man sich frisch mit seinem Fach beschäftigt und das seinen Schülern unterrichten will, dann möchte man das ja seinen Schülern interessant machen und das führt dazu, dass man als Lehrer selbst von dem Fach begeistert ist und diese Frische und dieser Schwung kommen in den Unterricht hinein.“ (Hartwig Schiller)

Der Film sieht sich ein letztes Mal an, welche Unterrichtsqualität an der Waldorfschule geleistet wird – bei Herrn L. im Physikunterricht.

Der Physikunterricht beginnt mit einem christlich-esoterischen Morgenspruch Rudolf Steiners, den alle im Chor aufsagen: „Ich schaue in die Welt, in der die Sonne leuchtet…“. Im Text geht es um den „Gottesgeist, der webt im Weltenraum da draußen, in Seelentiefen drinnen„. Doch zur Physik:

Heute geht es um die Wetterkarte. Die Schüler sollen in einem Bild-Diktat ihr Wissen direkt an der Tafel umsetzen. Wieder zeigen wir unser Material einem Hochschulpädagogen, der mit Waldorf innovative Methoden verbindet. Wieder ist die Enttäuschung groß. Praktiziert werde Frontalunterricht, dem die Schüler mehr oder weniger widerwillig folgen.

Der Waldorflehrer rechtfertigt sich: Er habe Schüler die Wetterkarten darum anmalen lassen, um ein „anderes Verständnis von dem was da vorliegt“ hervorzurufen. Das berühmte Lernen mit allen Sinnen, also.

Überdurchschnittliche Abi-Quoten als Widerspruch?

Trotz den vielen Mankos: Die Eltern identifizieren sich sehr mit ihrer Schule. Und der Erfolg beim Abitur scheint ihnen recht zu geben. Auch eine der Waldorfmütter verweist bei Kritik immer auf die Abi-Quoten:

Warum funktioniert Grammatik nicht so, warum pauken die nicht Regeln sind die Fragen, mit denen ich dann konfrontiert werde. Und dann bin ich meistens still und verweise darauf, dass doch jedes Jahr so und so viele Kinder Abitur machen, die einen guten Abschluss machen, die es dann offensichtlich spätestens im Abitur können, und das kriegen sie auch nicht geschenkt, das ist das staatliche Abitur, da müssen sie sich beweisen, wie alle anderen auch, also offenbar hat sich dieses System bewährt.

Die überdurchschnittlich vielen Abiturienten an Waldorfschulen erklärten sich vor allem deshalb, weil „Ausländer und Problemgruppen“ gar nicht auftauchen, so der Film. Die Statistik sei verzerrt, weil man es überdurchschnittlich viele Kinder aus privilegierten Elternhäusern gibt. Und die würden ausgiebig Nachhilfe finanzieren, was weit verbreitet sei.

Auch eine Selektion und die hohe Fluktuation in der Schülerschaft spielen da mit hinein:

Meiner Erfahrung nach beziehen sich die Quoten der Abiturabsolventen nicht auf die ursprünglichen Schüler, das ist eine unmerkliche Auslese bis da oben hin und bei der letztendlichen Zulassung werden auch nur die ganz sicheren Fälle zugelassen, so dass ich ganz leicht auf eine ne Abiturquote von über 90 Prozent komme.“ (Görk Herm)

Die Waldorfschule ende, so die Filmemacher, mit Klasse 12 – dann entscheide die Schule, wer zum Abi zugelassen wird. Auch hier gibt es wieder eine Sonderregelung. Die Matheprüfung wird speziell mit den Waldorflehrern abgestimmt. Der interne Waldorfabschluss nach Klasse 12 ist staatlich nicht anerkannt – doch bei Waldorf gehe es nicht um Abschlüsse, sondern um die Befähigung fürs spätere Leben.

Musik, Kunst und Theater verdecken die Ideologie

Alle Waldorf-Klassen präsentieren immer wieder Theater und Musik, schon die Kleinsten „brillieren auf der Bühne“: Solche Auftritte seien eben „ein starkes Pfund der Waldorfschulen“ – und prägten nebenbei auch das positive Bild, das die Öffentlichkeit habe.

Neue Eltern sind schnell begeistert von der alternativen Schulform. Auch weil sie die Ideologie hinter der Pädagogik nicht kennen:

Für jemand, der wirklich das beste will für sein Kind will, und wer will das nicht, und der sich das auch einigermaßen leisten kann, oder der auch Schwierigkeiten bekommt im herkömmlichen Leistungssystem, der sagt schnell ja dazu, wie es dargeboten wird, weil er zu wenig Aufschluss davon erfährt, was eigentlich zu den Grundzügen dieses Systems gehört, zur Ideologie.“ (Heckmann)

Der Dokumentarfilm von Dietrich Krauß endet mit einem ernüchternden Fazit:

Die vermeintliche Reformschule pflegt viele veraltete Methoden und stützt sich dabei auf eine oft abstruse esoterische Lehre. Kaum kontrolliert vom Staat, obwohl sie zu 80 Prozent aus Steuern finanziert wird.


Weiterlesen bei Anthroposophie.blog:

„Guten Morgen, liebe Kinder“: Langzeitdokumentation des BR über eine bayerische Waldorfschule

„Guten Morgen“ ist eine andere Art der Dokumentation. 12 Jahre filmte eine Waldorf-Begeisterte Filmemacherin eine Waldorfschule. In der von Anthroposophen finanzierten Doku sucht man Kritik vergebens – es ist reine Selbstdarstellung der Esoteriker. Trotzdem gibt der Film erstaunliche Einsichten in ein Schulkonzept, bei dem der Glaube jeden Bereich durchdringt.

Ich erkläre, was es mit christlichen Ritualtexten auf sich hat, mit Gebäuden ohne Winkel oder mit Kindern, die aus Glaubensgründen erdfarbene Kleidung tragen sollen. Und ich zeige auf, was esoterische Chiffren von angeblichen „Entwicklungsstufen“ bedeuten und warum die vorgebliche Kreativität an Waldorfschulen oft auf schlichte Kopiererei hinausläuft.


Siehe auch bei Anthroposophie.blog:

Artikelserie zum Lehrplan der freien Waldorfschulen in Österreich

Der Lehrplan der deutschen Waldorfschulen ist nicht öffentlich zugänglich – der aus Österreich aber schon, und er ist so bemerkens- wie lesenswert. Die Grundlage der Waldorfpädagogik, die esoterisch-okkulte Weltanschauung wird weitgehend versteckt; sie ist jedoch verklausuliert und „entschärft“ an vielen Stellen zu finden.

Wenn im Lehrplan dann aber doch hie und da schwarz auf weiß von „Ätherleib“, „Seelen- und Bildekräften“ oder den „Jahrsiebten“ zu lesen ist, sollten Eltern hellhörig werden. Der okkult-esoterische Lehrplan wurde vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung abgesegnet und für gut befunden.

Link: https://anthroposophie.blog/?s=Lehrplan


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